Richard Dübell
wichtig«, sagte er und trat beiseite, um sie hereinzulassen.
Flora musterte die Flasche in seiner Hand. »Ist da noch was drin?«
Peter nickte. Sie nahm ihm die Flasche ab, trank einen tiefen Schluck und seufzte erleichtert. »Gott, war das nötig!«, sagte sie.
»Wie geht es Julia?«
»Besser, als ich gedacht habe. Sie ist zu Hause, und ich will sie nicht lange allein lassen. Aber ich musste bei dir vorbeikommen.« Flora sah ihn so lange schweigend an, dass er wusste, sie kämpfte mit sich. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Nee, nee«, sagte sie leise. Und dann: »Hast du noch immer das Bild von dem mittelalterlichen Liebespaar in deinem Schlafzimmer hängen, das dein Vater dir mal geschenkt hat?«
»Ja«, sagte Peter. »Es ist kitschig.«
»Ich weiß nicht«, sagte Flora. »Lass es mich noch mal anschauen.«
Sie stolperten engumschlungen in Peters Schlafzimmer, küssten sich hungrig, und als er mit ihr zusammen auf das Bett sank, jubelte eine Stimme in ihm, dass er und sie nun endlich ein Paar seien und dass alles, alles gut werden würde.
Natürlich sollte er sich irren, aber an diesem Abend wussten das weder er noch Flora, und so war für ein paar Stunden tatsächlich alles, alles gut.
Making-of
Ein paar dramaturgische Freiheiten, die ich mir herausgenommen habe, möchte ich hier klären.
Die Geschichte um den Hochzeitsschmuck habe ich erfunden. Es gibt zwar das Porträt von Herzogin Hedwig, und auf ihm ist auch der Schmuck zu sehen, so wie ich ihn geschildert habe. Alles andere rund um ihn herum und dass der Schmuck Teil der Mitgift gewesen wäre, ist jedoch meiner Phantasie entsprungen. Die Erfindung basiert auf der Tatsache, dass der polnische König damals tatsächlich seinen Teil des Hochzeitsvertrags nicht einhielt und die Mitgift nicht bezahlte, weil er wohl ziemlich knapp bei Kasse war – was wiederum den Landshuter Herzog als Vater des Bräutigams in Schwierigkeiten brachte und im Wesentlichen eine ganz eigene Geschichte ergäbe.
Die Organisation der Landshuter Polizei und das Zusammenspiel der verschiedenen Abteilungen habe ich vereinfacht dargestellt, ebenso die Suche nach Akten, deren Vernichtungsdatum erreicht ist. Ich habe auch die hierarchischen Wege verkürzt geschildert und beispielsweise Peters Chef Michael Maier ein paar Kompetenzen mehr zugeschanzt, als ein Beamter in seiner Position sie in Wahrheit hat. In einem Kriminalroman kommt es auf Tempo an; da müssen die differenzierten Kommunikationswege einer großen Organisation verknappt dargestellt werden.
Peters Hilfsbereitschaft den beiden jungen Dingolfingern gegenüber, denen er seine Parkberechtigung leiht und damit einen Samstagabend-Parkplatz in begehrtester Ausgangslage verschafft, würde in der Realität nicht funktionieren. Die Anwohner-Parkberechtigungen sind immer auf die Autonummer beschränkt, die der Anwohner angegeben hat. Erhält er eine neue Autonummer, braucht er auch eine neue Parkberechtigung.
Was den Tatsachen entspricht, ist, dass der Martinsturm, ein auf der Welt einzigartiges Bauwerk, nicht betreten werden kann. Eine Gemengelage an behördlichen Auflagen und Sicherheitsvorschriften ist daran schuld. So geht es dem Turm wie einigen anderen historischen Kleinoden in Landshut: Sie werden nicht genutzt, und der Sanierungsaufwand, der in manche gesteckt wird, um sie vor dem Zusammenbruch zu bewahren, ist für die Katz, weil niemand etwas davon hat. Die Probleme, die manche Nachtschwärmer rund um die Martinskirche bereitet haben, waren eine Weile Stadtgespräch in Landshut. Man tat sich schwer damit, eine vernünftige Lösung zu finden, weil die Topographie des Platzes ein einfaches Absperren des Bereichs unmöglich macht. Dennoch ist es in der letzten Zeit ruhiger geworden, und Beschwerden über nächtliche Verunreinigungen hört man kaum noch. Anscheinend haben die Maßnahmen, die das Pfarramt zusammen mit dem Stadtrat getroffen hat, funktioniert, was mich ganz persönlich sehr freut. Die Martinskirche hat Besseres verdient, als zum Ziel nächtlicher Verunreinigungen zu werden.
Für einen Romanautor ist so ein Konflikt aber natürlich unwiderstehlich, deshalb tut Allerheiligen so, als wäre das Problem noch nicht gelöst.
Die Schauplätze, an denen der Roman spielt, gibt es alle. Manchmal habe ich bewusst vage formuliert oder sie ein wenig verfremdet, um nicht versehentlich Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Es gibt auch den Burgstall – oder vielmehr: Es gibt mehrere Burgställe, die sich an den
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