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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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würde, wenigstens keine Sorgen haben müsse, dass sie ihr eigenes Mobiliar nicht unterbrächte, versetzte ihm einen Stich. Hatte er sich da schon gewünscht, dass Flora diese Frau wäre? Es kam ihm so vor, dass er sie liebte, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
    Er kam bis zur Küche, als das Telefon piepte. Er fiel fast über seine Füße, um den Hörer an sich zu reißen. War es Flora, die sich dafür entschuldigte, ihm so eine Abfuhr erteilt zu haben?
    »Ich dachte, ich melde mich lieber gleich noch, bevor Sie sich hinlegen«, ertönte eine Frauenstimme. »Zum Schlafen, meine ich.«
    »Normalerweise hänge ich an den Füßen von der Decke«, erwiderte Peter, der so auf Flora fixiert gewesen war, dass er die Stimme erst nicht erkannte.
    Eine mittlere Pause entstand, dann lachte seine Gesprächspartnerin plötzlich. »Wie ein Vampir«, sagte sie, und nun wusste Peter, wer sie war: Sabrina Hauskeck, die Staatsanwältin. Sie war berüchtigt dafür, jeden Witz erst nach längerem Nachdenken zu verstehen und dann die Pointe noch nachträglich zu zerstören, indem sie sie erklärte. Sie war keine dumme Person, ganz im Gegenteil; Peter war sicher, dass sie zu den intelligentesten Menschen gehörte, die er je getroffen hatte. Aus diesem Grund entstanden auch zuweilen Gesprächspausen: Ein Gedanke musste manchmal an einer Synapsenkreuzung warten, weil zu viele andere Gedanken Vorfahrt hatten.
    »Mit dem Blutsaugen habe ich aufgehört«, sagte Peter und verfluchte sich gleich darauf dafür, weil er wusste, was unweigerlich kommen würde.
    »Von mir können Sie jederzeit was haben«, sagte Sabrina Hauskeck mit einem Timbre, das jeden anderen Mann dazu veranlasst hätte, in die Küche zu gehen und sich einen Krug Eiswasser vorn in die Hose zu schütten, um wieder klar denken zu können.
    Peter wartete die Gesprächspause ab, die sich nach Sabrina Hauskecks unverhülltem Angebot und seiner ausbleibenden Antwort ergab. Er konnte förmlich hören, wie sie ihre Enttäuschung zu überwinden versuchte.
    »Hab gehört, Sie hatten heute noch einen Fall von Coitus interruptus latrone «, sagte die Staatsanwältin schließlich.
    »Wir sind uns derzeit nur beim interruptus sicher«, erwiderte Peter. Er fragte sich, was latrone bedeutete. Seit er einmal unvorsichtigerweise erwähnt hatte, dass er in der Schule in Latein ganz gut gewesen war, pflegte Sabrina lateinische Vokabeln in ihre Unterhaltungen einzuweben. Es war nur leider so, dass Peter in Latein gut gewesen war, die Staatsanwältin es jedoch immer noch beherrschte wie ihre Muttersprache und den Gedanken, dass Peter in Latein alles andere als perfekt war, nicht einmal annähernd fassen konnte.
    Er fragte sich zudem, woher Sabrina schon wieder Bescheid wusste. Der Frau entging nichts. Sie musste ihr Leben neben dem Polizeifunkempfänger verbringen – wenn sie nicht gerade ein mehrgängiges Menü in ihrer Fünfzigtausend-Euro-Küche zubereitete und darüber nachdachte, wie sie Peter dazu bringen konnte, dieses Menü mit ihr zu genießen.
    »Die Ärmsten«, sagte Sabrina und kicherte. »Ein Tag, der mit einem unvollendeten Geschlechtsakt beginnt, ist ein schlechter Tag. Oder ganz ohne Geschlechtsakt.«
    Peter, der das Gefühl hatte, das Gespräch habe ihn mitten in ein Minenfeld geführt, sagte: »Danke, dass Sie angerufen haben. Ich hau mich jetzt aufs Ohr, bis eine Bäckerei aufmacht und für mein Frühstück sorgt.«
    »Ich habe Garnelen, Ziegenkäse und Erdbeeren im Kühlschrank«, sagte Sabrina sofort.
    »Ich bin allergisch gegen Ziegen.«
    »Ich könnte auch gefüllte Feigen machen«, schlug Sabrina hoffnungsvoll vor.
    Peter wähnte sich mittlerweile nicht nur in einem Minenfeld, sondern auch noch unter schwerem Kanonenbeschuss. Er sagte: »Sie wissen ja, ich bin mehr der Butterbrezen-und-zwei-Liter-Kaffee-Typ.«
    Sie holte Atem, aber dann schwieg sie. Eines musste man ihr lassen: Sie war nie so hartnäckig, dass sie total aufdringlich wirkte.
    »Bis demnächst«, sagte Peter und versuchte, ihre Enttäuschung nicht an sich herankommen zu lassen. Er wusste, wie es sich anfühlte, von einem Menschen, den man anbetete, ständig zurückgewiesen zu werden. Er mochte die Staatsanwältin, auch wenn ihre Forschheit ihm zuweilen auf den Wecker ging, und er musste zugeben, dass sie eine attraktive Frau war. Die ersten Spuren der üppigen Menüs, die sie immer wieder in der Hoffnung kochte, Peter würde einmal eine Einladung annehmen, und dann allein verzehrte, weil sie zu den

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