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Richard Dübell

Richard Dübell

Titel: Richard Dübell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allerheiligen
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dortigen Vereinen gekündigt hatte, obwohl er maximal zweimal im Jahr in seiner alten Heimat war, verstand Haralds Haltung nicht.
    »In Landshut geboren und aufgewachsen. Hab ein paar Jahre dort Dienst geschoben«, sagte Harald. Und als wäre es ein Gedanke, der ihm jetzt erst gekommen war und der nicht nebensächlicher sein konnte: »Ich war dort sogar verheiratet. Hab das Miststück damals rausgeschmissen und mich dann nach München abgesetzt, so schnell ich konnte.«
    »Harald, wir müssen sofort eine Warnung rausgeben, dass die Ausstellung scharf bewacht wird.«
    »Nein!« Harald brüllte es fast. »Das ist unsere Aufgabe. Deine und meine! Wir schnappen uns den Kerl! Wenn die Polizeipräsenz auf der Ausstellung zu groß wird, verdrückt sich Blofeld und wartet eine bessere Gelegenheit ab.«
    »Wir haben keine Zeit! Was glaubst du, wie lange es dauert, bis sie bei der Obduktion draufkommen, dass der Juwelier mit deiner Waffe erschossen worden ist?«
    »Wir müssen Blofeld ausräuchern«, sagte Harald grimmig.
    »Wie willst du das anstellen? Wir wissen nicht mal, wie er aussieht!«
    »Wir brauchen etwas, was Blofeld veranlasst, früher aus der Deckung zu kommen als geplant.«
    »Und was soll das sein?«
    Harald grinste böse. »Ich hab keine Ahnung. Aber mir fällt noch was ein. Als Erstes müssen wir dafür sorgen, dass uns niemand in die Quere kommt.«
    Der Dienstwagen glitt über die Autobahn nach Osten, in die Morgendämmerung hinein. Die flache Moosebene rund um den Flughafen ging rasch in das weite Isartal über, dessen südliche Hangleiten mit jedem gefahrenen Kilometer näher an die Straße heranrückten. Robert betrachtete die gedrungenen, vor dem heller werdenden Himmel schwarzen Umrisse der Hügelketten. Dann drehte er die Klimaanlage des Wagens auf »Heizen«, weil ihm plötzlich kalt war.
    Harald musterte ihn von der Seite.
    »Bin übernächtigt«, sagte Robert und deutete auf die Schalter der Klimaanlage.
    Harald grinste.
    Aber die Kälte, die Robert Kalp auf einmal erfasst hatte, hing nicht nur damit zusammen, dass er seit Wochen ungenügend geschlafen hatte. Vielmehr ahnte er, wie verzweifelt Harald danach verlangte, Blofeld selbst zur Strecke zu bringen. Sein Todesschuss auf den Juwelier würde üble Konsequenzen für ihn haben, umso mehr, als er sich nicht gestellt hatte. Er konnte nur eines tun, um wenigstens irgendetwas gutzumachen – am Ende dieser Jagd Blofeld höchstpersönlich in Handschellen bei der nächsten Polizeidienststelle abliefern.
    Und für ihn, Robert Kalp, würde es dieselben Konsequenzen haben, denn er hatte seinen Chef gedeckt. Sie saßen im selben Boot.
    Er drehte die Heizung noch etwas höher. Es mochte Sommer sein, aber das verwaschene Perlmutt, mit dem der Himmel sich im Osten färbte, sah kalt aus. Sie fuhren mitten in diese Kälte hinein.
5 .
    Peter erwachte, weil eine Stimme in seinen Traum eingedrungen war und rief: »Peter? Wir müssen was tun! Es ist eine Katastrophe!«
    Er schwang die Beine aus dem Bett und schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen. Der Traum zerflatterte sofort ohne Erinnerung, aber die Stimme blieb. Sie kam aus der Basisstation seines Telefons und quäkte: »Bist du da? Peter? Es ist eine Katastrophe!«
    Peter zog das Mobilteil des Telefons zu sich heran, starrte auf die Uhrzeitanzeige im Display, stöhnte »Bockmist!« und krächzte dann ins Telefon: »Wehe, wenn nicht der Fortbestand des Universums auf dem Spiel steht!«
    »Schlimmer!«, ertönte die Stimme von Connor Lamont in Peters Ohr. »Viel schlimmer.«
    »Gut«, brummte Peter. »Wenn man nach zwei Stunden Schlaf aufgeweckt wird, ist einem alles recht.«
    Connor Lamont war für solche Feinheiten unzugänglich. »Wir müssen uns was Neues ausdenken!«
    Connor Lamont war Schotte. Niemandem war so recht klar, was ihn ausgerechnet nach Landshut gebracht hatte, aber jeder wusste, warum er blieb – Connor machte kein Hehl daraus. »Bayern und Schottland sind sich ähnlich«, pflegte er zu sagen. »Schottland ist die Weiterentwicklung von Bayern. Ihr habt das Bier erfunden; wir haben aus den gleichen Zutaten Whisky gemacht. Ihr habt Lederhosen, die die Waden frei lassen; wir haben den Kilt entwickelt, der alles frei lässt. Ihr habt die Voralpen; wir haben die einzigen richtigen Berge auf den ganzen Britischen Inseln. Deshalb kann ein Schotte, der außerhalb Schottlands lebt, auf Dauer nur in Bayern bleiben. Ihr seid unsere rechtmäßigen Vettern …«
    »Etwa so«, hatte Peter gefragt, als

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