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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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nachsehen, ob bei Fitzke irgendwas fehlt. Wenn es hell ist. Nach dem Frühstück. Oder willst du lieber sofort …?«
    Â»Nein.« Die Vorstellung, in Fitzkes Wohnung zwischen tausend schweigenden Steinen womöglich auf Hannibal Lecter zu treffen, der mich nur kurz freundlich anlächelte, bevor er sich selber Guten Appetit wünschte, war einfach zu schrecklich. »Aber sollten wir nicht lieber jetzt gleich die Polizei rufen?«
    Â»Das gibt nur unnötigen Stress«, sagte Oskar. »Ich meine, was soll es denn bei Fitzke schon zu holen geben, außer ein paar wertlosen Steinen?«
    Als wir schließlich durchs Treppenhaus runter in den Zweiten tapsten, hatte ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Wer auch immer sich in Fitzkes Wohnung umgesehen hatte, war längst fort, wir hatten ihn ja davonfahren sehen. Aber vielleicht war nur irgendein beliebiges Auto da draußen vorbeigefahren. Es fühlte sich nämlich trotzdem so an, als wäre noch jemand im Haus.
    In Gustav W. Fitzkes dunkler Wohnung mit den schweigenden Steinen.

    Wenn man vor Aufregung nicht schlafen kann, kann man genauso gut Tagebuch schreiben. Oskar schläft schon. Ich darf seinen Computer benutzen, und wenn ich fertig bin, kuschele ich mich zu ihm. Eigentlich soll ich auf dem Furzsofa übernachten, aber ich krieg Schiss, wenn ich heute Nacht allein sein muss. Da nehm ich lieber in Kauf, dass ich mich im Schlaf zufällig mit den Bommeln von der peruanischen Strickmütze erdrossele. Oskar hat sie nicht mal im Bett abgelegt. Es geht ihm wirklich nicht gut.
    Ständig muss ich daran denken, wer da wohl in Fitzkes Wohnung war und was er dort wollte.
    Ich muss auch dauernd an Porsche denken.
    Hoffentlich frisst Hannibal Lecter keine kleinen Hunde.



Manchmal ist Lars doch für eine Überraschung gut. Als Oskar und ich in die Küche kamen, war der Frühstückstisch total hübsch gedeckt. Es standen duftende Körnerschrippen in einem Körbchen drauf. Plus, es gab ein nagelneues Glas Nutella, extra für mich. Plus, Lars war rasiert und frisch gewaschen. Er war so stolz auf seine Leistung, dass er fast platzte, und er berichtete von seinem Weg zum Bäcker und zum Edeka, als hätte er sich mit bloßen Händen durch den Regenwald bis zur Quelle des Amazonas durchgekämpft.
    AMAZONAS
: Vermutlich benannt nach den Amazonen im alten Griechenland. Sie waren so eine Art Spartaner mit Busen. Keine Ahnung, wie die nach Südamerika kamen, zum Schwimmen war’s ja etwas weit. Männer brauchten sie bloß für den Mädchennachschub, und ich schätze, wenn’s ein Junge wurde … Tja. Und ganz ohne Teddy.
    Â»Heute ist ein besonderer Tag«, strahlte Lars uns über den Esstisch hinweg an. »Und ein gesundes Frühstück ist die beste Grundlage dafür, dass er noch schöner wird! Guten Appetit!«
    Â»Gesund?« Oskar griff nach einem Töpfchen Frischkäse. »In Nutella ist mehr Zucker und Fett drin als Nüsse und Kakao. Rein anteilsmäßig gesagt. Es schmeckt lecker, aber ich finde das nicht wirklich gesund.«
    Und das war’s dann mit dem Frieden beim Frühstück. Er hatte genau zwei Minuten gehalten. Oskar meinte später, das sei schon ein ziemlicher Rekord. Von einem Moment auf den anderen wurde Lars wieder zu dem gemeinen kleinen Jungen, den ich gestern beim Mensch ärgere dich nicht gesehen hatte.
    Â»Es zwingt dich ja keiner, es zu essen«, sagte er, und er machte dabei sogar Oskars Trompetenstimmchen nach. »War sowieso für Rico gedacht. Du kannst gern in einen Hungerstreik treten. Mal so rein anteilsmäßig gesagt.«
    Echt, wie konnte man bloß so fies sein?
    Oskars Kopf zuckte so schnell hoch, dass ihm die Bommeln um die Ohren hüpften. Eine davon landete auf seiner eben bestrichenen Schrippenhälfte, aber das bemerkte er nicht. Was von seinem kleinen Gesicht unter der großen Strickmütze sichtbar war, hatte dieselbe Farbe angenommen wie der Schriftzug auf dem Nutella-Glas, nur ohne vorne das große schwarze N. Ein schabendes KRRRCH! ertönte, als der Stuhl zurückgeschoben wurde. Bestimmt hatte Oskar das schon öfters gemacht, so geübt sah das aus. Weil seine Beine zu kurz waren, musste er sich und den Stuhl mit den Händen von der Tischkante wegdrücken. Er ließ sich zu Boden rutschen und stapfte auf die Küchentür zu.
    Â»Du bleibst hier!«, schnappte Lars.
    Â»Bleib ich

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