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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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sichersten sah das Sofa aus. Wir sprangen drauf und setzten uns dicht aneinander.
    Â»Das muss ein Einbrecher sein«, sagte ich leise.
    Â»Woher willst du das wissen?«, raunte Oskar zurück. »Er hat doch einen Schlüssel benutzt.«
    Â»Ach, welchen denn? Ich habe den Schlüssel zu Fitzkes Wohnung! Weißt du nicht mehr? Ich hab ihn eingesteckt, als wir seine Leiche gefunden haben.«
    Â»Hast du ihn noch?«
    Â»Klar hab ich ihn noch. In unserer Wohnung.« Der Schlüssel lag in meinem Regal, zusammen mit dem Journal und dem Brief und dem Stein, mit dem der Brief beschwert gewesen war. Aber das Journal hatte ich noch nicht gelesen, den Schlüssel noch nicht benutzt und die vielen Steine in Fitzkes Wohnung noch nicht gezählt. Ich hatte damit bis nach der Beerdigung warten wollen. Vorher wär’s mir komisch vorgekommen.
    Â»Wir könnten ihn holen und nachsehen«, schlug Oskar vor.
    Â»Hast du sie noch alle? Und wenn das ein Killer ist?«
    Â»Was für ein Killer?«
    Â»Einer wie Hannibal Lecter.«
    Â»Es gibt keine Killer wie …«
    Oskars Stimme wurde immer dünner und immer leiser. Er guckte kurz zum dunklen Fernseher, als wünschte er sich das behagliche Kaminfeuer zurück. Mit einer Hand fischte er nach Frau Dahlings Wolldecke und zog sie sich bis unters Kinn.
    Â»Rück mal ein Stück«, flüsterte ich. Ich schob mich neben ihn unter die Decke und wir drückten uns noch enger aneinander als zuvor. Mit einem Menschenfresser im Haus ist nicht zu spaßen. Womöglich suchte der in Fitzkes Wohnung nur nach einer kleinen Vorspeise, und wenn er dort nichts fand …
    Wir warteten schweigend eine Minute.
    Â»Der Mommsen hat auch einen Schlüssel, oder?«, sagte Oskar. »Er hat doch am Montag die Polizei in die Wohnung gelassen, nachdem wir Fitzke gefunden hatten, und am Donnerstag den Bestatter, als der passende Klamotten für Fitzke geholt hat.«
    Â»Ja, aber eben im Treppenhaus, das war nicht der Mommsen. Der liegt um diese Uhrzeit längst befuselt in seinem Bett. Außerdem ist der so paddelig, dass er selbst nüchtern und bei Flutlicht nicht so leise die Treppen raufkommen würde.«
    Â»Vielleicht hat der Bestatter sich heimlich eine Kopie des Schlüssels anfertigen lassen.«
    Â»Glaubst du das im Ernst?«
    Â»Nein.«
    Noch eine Minute verging und noch eine.
    Â»Der Kiesling müsste doch eigentlich hören, dass über ihm einer in der Wohnung ist, oder?«, flüsterte Oskar.
    Â»Ist über Pfingsten weggefahren«, sagte ich. »Mit seinem Neuen.«
    Â»Der hat einen Neuen? Wer war denn der Alte?«
    Â»Keine Ahnung. Der Neue hat jedenfalls eine schwarze Sonnenbrille. Inkognito, schätze ich.«
    Ich dachte an Oskars große schwarze Sonnenbrille vom letzten Jahr und musste grinsen. Aber nur kurz.
    Noch eine Minute und noch eine.
    Â»Vielleicht ist er inzwischen weg«, flüsterte ich.
    Â»Nee«, flüsterte Oskar zurück.
    Â»Sollen wir noch mal durch den Türspion gucken?«
    Â»Nee.«
    Ich stellte mir vor, wie Fitzkes Steine da oben alle ganz ruhig und still in der Dunkelheit herumlagen, in einer Wohnung, in der kein Lufthauch ging. Bloß dass es inzwischen nicht mehr Fitzkes Steine waren. Sie gehörten jetzt mir. Ich hatte Mama Fitzkes Testamentszettel gezeigt, und sie hatte den Anwalt angerufen. Das mit dem Erbe ging klar, die Einzelheiten würden wir irgendwann später erfahren, wenn sie aus Sri Lanka zurück war. Dann würde sie auch von mir erfahren, dass ich die Steine alle in unsere Wohnung holen wollte, und wahrscheinlich total ausflippen deswegen.
    Â»Wir sind solche Vollidioten!«, flüsterte Oskar plötzlich.
    Â»Warum?«
    Er schaute zum Wohnzimmerfenster.
    Oh, Mann!
    Die Wolldecke segelte wie von allein von uns runter. Sekunden später drückten wir uns die Augen und die Nasen am Fenster platt und glotzten runter in die Dieffe. In Richtung Urban-Krankenhaus war nichts zu sehen. In die andere Richtung verschwand gerade ein silberner Wagen um die Kurve, an der Ampelkreuzung Grimmstraße. Wir sahen nur noch kurz die Rücklichter aufleuchten. Der fuhr jetzt zur Urbanstraße und von dort aus Gott weiß wohin.
    Â»Verdammt!«, zischte Oskar. »Hast du die Marke erkannt?«
    Â»Nee.«
    Er zog die Gardine wieder vors Fenster. »Morgen früh«, sagte er.
    Â»Was?«
    Â»Wir könnten morgen früh

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