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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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doch nur eine Reisetasche dabei, als ich Sie im Treppenhaus getroffen habe?«
    Â»Da war der Wagen längst bepackt. Reisetaschen sind für Zahnbürsten und … Kleinkram eben.«
    Â»Sie haben drei Koffer für zwei Tage mitgenommen?«
    Â»Was ich für das Nötigste hielt, Sherlock Holmes!«
    Ich hätte ihm gern erklärt, dass ich eigentlich der liebe Watson war, aber Ulf Brauscher musterte mich so intensiv aus seinen braunen Teddyaugen, dass ich unbedingt vertrauenswürdig zurückgucken musste, sonst wäre die Sache gelaufen. Frau Dahling wäre von so einem langen intensiven Blick ohnmächtig geworden. Und wieder aufgewacht und sofort noch mal ohnmächtig geworden.
    Â»Okay, wir fahren in einer Stunde«, sagte Ulf Brauscher endlich. »Schatz?«
    Der Kiesling nickte bloß.
    Â»Besprich dich mit deinem Oskar«, sagte Ulf Brauscher. »Ob wir dich oder ihn mitnehmen, ist uns egal. Aber es stimmt, mehr als einen von euch kriegen wir wirklich nicht unter.«
    Einer war besser als keiner, überlegte ich, als ich zur Straße zurückging. Der andere würde dann leider mit dem Zug zurückfahren müssen. Ich hoffte, dass Oskar das freiwillig übernahm. Meine Nerven würden noch so eine Zugfahrt ohne Ticket nicht aushalten. Die Bingotrommel auch nicht.
    Ich schnappte mir das Fahrrad, rollte es zur Kutschen-Haltestelle und wartete, ungeduldig und angespannt. Fröhlich urlaubige Menschen waren unterwegs. Autos und Fahrräder zuckelten vorbei. Bienchen summten. Zeit verging. Bingokugeln bildeten freundliche, aber unmögliche kleine Türmchen, die der winzigste Schubs zusammenstürzen lassen würde. Ein kleiner Hund kläffte glücklich, als er durch die Ritzen im Reisekasten sein aufgeregtes Herrchen am Straßenrand entdeckte. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    Â»Porsche!«
    Oskar und Sven grinsten schon beim Heranradeln dermaßen breit, dass damit eigentlich alles gesagt war. Ich fragte trotzdem.
    Â»Hat es geklappt?«
    Â»Voller Erfolg«, sagte Oskar.
    Â»Gab es Stress mit Bobo?«
    Â»Nee. Ich glaube, der ist nicht schwerhörig, sondern wirklich taub. Sven hat trotzdem die ganze Zeit die Hundeklappe im Auge behalten, aber wir waren ja auch nicht mal richtig auf dem Grundstück. Da tat sich nichts.«
    Sven strahlte mich an und hob einen Daumen. Dann machte er drei Mal hintereinander das C mit dem L. Ich wusste ja nicht, wie er sonst seine Zeit verbrachte, wenn seine Eltern hier mit ihm Urlaub machten, aber bestimmt hatte er noch nie so viel Spaß in so kurzer Zeit gehabt. Ich stellte mir vor, wie er und Oskar durch die Wildnis gebraust waren, über Stock und über Stein, Porsche im Reisekasten hinten drauf. Den hatte ich absichtlich nicht zum Kiesling mitnehmen wollen, damit der nicht sofort die Krise kriegte, wenn er sah, dass es noch einen dritten zusätzlichen Beifahrer gab.
    Ab durch die Wildnis also. Bis zum Häuschen der Bonhöfers. Wo der silberne Wagen von Justin geparkt stand. Genau so hatte Oskar es erhofft – hätte ja sein können, Julia und Justin wären am Mittag mit dem Wagen zu dem Treffen am Strand gefahren. Dann hätten wir Pech gehabt, aber nichts verloren außer ein wenig Zeit, die wir sowieso mit dem Warten auf den Bus verplempert hätten. Aber wir hatten Glück gehabt und hoffentlich etwas Zeit gewonnen. Wie viel, hing davon ab, wie schnell Justin oder Julia ein Rad wechseln konnten. Falls sie überhaupt ein Ersatzrad dabeihatten und nicht erst noch eins an irgendeiner Tankstelle besorgen mussten, womit wir noch mehr Zeit gewonnen hätten.
    Der blöde Bus konnte jetzt jedenfalls ohne uns fahren.
    Gut, ohne einen von uns.
    Was ich Oskar irgendwie noch schonend beibringen musste.
    Â»Hat es dolle gezischt?«, sagte ich, als er mir die Mine von meinem Tagebuchkugelschreiber zurückgab.
    Â»Geht so. Aber länger als fünf Minuten. Mit einer dünneren Mine im Ventil wäre der Querschnitt für den Luftaustritt größer gewesen. Schade, dass es aussehen soll wie ein Zufall. Die drei übrigen Reifen hätte ich auch noch gern geplättet.« Er seufzte kurz bedauernd, dann sah er mich gespannt und erwartungsvoll an. »Und du? Wie war’s bei dir und dem Kiesling?«

    Ab dann ging alles sehr schnell, und weil womöglich gerade die letzten Minuten meines Lebens heraufdämmern – oder herunter, weil das irgendwie besser passen

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