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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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würde, aber auf jeden Fall ist nach der Dämmerung Schluss –, muss ich mich ein bisschen beeilen. Was das Tagebuch angeht, habe ich leider inzwischen die Übersicht verloren. Ein Teil davon ist in Mamas Computer, ein Teil in dem von Oskar, ein Teil steht in meinem Matheheft, und diesen Teil hier schreibe ich auf dem Notebook von Berts.
    PUZZLE
: Einzelne kleine Teile, die man zu einem großen Ganzen zusammensetzen muss. Kennt jeder. Ich hab mal eins mit zwölf Teilen geschafft, als ich klein war, aber das war Glück. Es gibt Puzzles mit über 10000 Teilen. Danach wäre ich wahnsinnig. Wer auf die Idee kommt, die zusammenzusetzen, ist es aber eigentlich vorher schon.
    Ich sitze direkt hinter Fitzkes Wohnungstür, damit ich hören kann, ob sich im Treppenhaus was tut. Berts hat es sich auf Fitzkes dunkelgrünem Sofa im Wohnzimmer bequem gemacht und lernt Beh-Weh-Ell für seine Prüfung. Ab und zu höre ich, wie er eine Seite umblättert, ansonsten ist da nur das Blubbern der Aquarien. Wir warten beide auf Julia und Justin. So ewig lang kann ein Reifenwechsel ja nicht dauern. Und wir warten drauf, dass der Kiesling endlich Oskar und Porsche abliefert. Ich hoffe, die sind nicht auf der Autobahn steckengeblieben, da war nämlich ein kleiner Stau vor Berlin, weil Pfingsten vorbei ist und alle nach Hause wollen. Die Ducati hat Berts und mir einen schönen zusätzlichen Vorsprung verschafft, weil wir prima im Zickzack zwischen allen Autos durch oder am Fahrbahnrand entlangfahren konnten.
    Ich werde es Maja nie vergessen, dass sie mir ihren Platz angeboten und gesagt hat, okay, dann würde sie eben den Zug nehmen. Einfach so! Sie ist toll. Ich hoffe, sie wird Berts heiraten und sie bekommen viele gesunde kleine Willis und Majas.
    Es war Oskars Idee gewesen, die beiden zu fragen. Wir wussten ja, dass sie vor der Heimfahrt noch mal an den Strand wollten, und wir fanden sie an derselben Stelle wieder, wo sie uns am Mittag verlassen hatten. Wir erzählten ihnen alles. Das war inzwischen meine Bedingung, sogar rückwärts: Eine güldne gute Tugend – lüge nie!
    Zur Belohnung bin ich jetzt in Berlin. Berts hatte nämlich gesagt, zum Mitfahren käme nur ich in Frage, weil Oskars Füße nicht bis runter auf die Fußrasten reichten. Er könnte sonst auf der Autobahn wegfliegen und sonst wo landen. Wie ich Oskar kenne, würde es ihm danach zwar besser gehen als dem Sonstwo, und die Motorradfahrt hätte ich ihm echt gegönnt. Aber es sollte nicht sein.
    Der Abschied von ihm und von Sven und von Porsche ist mir schwergefallen, aber er ist ja nur für kurz. Oskar hat noch den Zettel, auf den Sven seine Adresse notiert hat, und wir werden uns nächste Woche auf jeden Fall in Tempelhof mit ihm treffen.
    Obwohl ich vor ein paar Stunden noch auf der halben Insel war, erscheint mir alles schon wie ein entfernter Traum. Als wäre ich nie wirklich an der Ostsee gewesen. Nachdem Berts und ich vorhin die letzten von Fitzkes Steinen in den Fünften gebracht und in meinem Zimmer abgestellt hatten – hübsch verpackt in zehn von den Umzugskartons, die seit Majas Einzug vor ein paar Monaten im Keller lagerten –, sind wir kurz raus auf den Dachgarten. Ich hatte ein ganz wohliges Gefühl im Bauch, weil jetzt alle Steine in Sicherheit waren – alle bis auf den Kalbstein. Den hatte immer noch Julia. Und ich wollte ihn immer noch wiederhaben.
    Â»Schade, dass der Rubin nicht dabei war«, sagte Berts, als wir zum Geländer gingen. »Ich bin zwar kein Fachmann, aber von diesen Dingern hat keins auch nur ansatzweise nach Edelstein ausgesehen. Ich schätze, Fitzke hat Stuss in sein Journal geschrieben.«
    Â»Oskar meint, dass er sich bestimmt nicht getäuscht hat.«
    Â»Wie gesagt, ich bin kein Fachmann. Aber falls wir den Rubin übersehen haben, steckt er jetzt in einem von den Kartons. Oskar kann sich ja selber noch mal durchwühlen.«
    Ja, konnte er. Und würde er auch.
    Berts und ich guckten schweigend über die Stadt. Auf Hunderten von Dächern lag golden die frühe Abendsonne, und alle Geräusche, die aus den unendlichen Labyrinthen der Straßenschluchten in den Himmel stiegen, klangen in meinen Ohren wie eine rauschende Brandung. So eine große Stadt kann einen, wenn sie will, verschlucken, wie eine Möwe einen kleinen Fisch runterhappst. Trotzdem, ich bin gern in Berlin. Aber diese halbe Insel, der

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