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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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können und …«
» … gut zu den Kindern sein«, ergänzte Magdalena ungeduldig. »Die Frau soll sich für Eure Arbeit interessieren, genau zuhören können. Auch kann sie ruhig mal lachen und Euch Honig um den Mund schmieren, selbst wenn ihr gar nicht danach zumute ist.«
Verblüfft runzelte er die Stirn. »Ja, solch eine Gattin wäre mir die beste.«
Magdalena richtete sich auf, ihre Augen brannten. »Und warum müsst Ihr nach solch einer Frau suchen?«
»Ich verstehe nicht?«
O verflucht, er merkt gar nichts. Magdalena krallte beide Hände ins Tuch und zerrte am Stoff. Nicht einmal gedacht hat er an mich. Da will er eine Frau, die so ist wie ich, und sucht sich eine andere. »Wen hat die Kupplerin denn für Euch ausgewählt?«
»Die Witwe des kürzlich verstorbenen Schmiedemeisters Wurzbach, drüben in der Neubaustraße …«
»Margarethe!«, entfuhr es der Unglücklichen. »Dieses hartherzige, dürre Weib! Aber, Herr, nichts hat sie von dem, was Ihr braucht.«
»Doch, doch. Sie bringt ein großes Vermögen mit.« Er nickte vor sich hin. »Da wäre ein geräumiges Haus, auch gehören ihr etliche Weinberge, sogar am Spittelberg und Neuberg, also beste Lage …«
»Das also zählt für Euch!« Magdalena sprang auf. »Nur das Geld! Nein, ich habe kein Haus, keine Weinberge! Nein, damit kann ich Euch nicht locken. So ist es nun mal. O verflucht, ich bin ja nur eine Magd.«
»Nicht weinen.« Til hob bittend die Hände. »Jetzt verstehe ich. Du bist sicher die beste, mir liebste Frau, die ich kenne. Ganz gewiss.«
»Warum dann …?« Nach heftigem Schlucken erst gelang die Frage. »Warum dann diese Margarethe?«
»Der Standesunterschied … Ich will dich nicht kränken, nie möchte ich das, glaub mir, aber ich bin Meister, bin Ratsherr. Ich kann nur eine Bürgerin aus der gehobenen Gesellschaft ehelichen.«
»O Herr, Ihr tut mir so weh.« Tränen nässten die Wangen. »Ausnahme. Es kann doch auch eine Ausnahme geben, wenn man nur will.«
»Wir sind beide nicht mehr jung genug.« Voller Schuldgefühl und Bedauern atmete er schwer. »Nicht mehr jung genug, um in einer anderen Stadt neu anzufangen. Denn fort aus Würzburg müssten wir.«
»Ich könnte den Spott der Leute ertragen.«
»Aber ich … Meine Werkstatt, meine Kinder, wir alle, auch du, wir leben von ihnen. Das gute Ansehen in der Stadt bringt die Aufträge.«
Er hat recht, und doch will ich nicht, dass er recht hat. Alles in Magdalena wehrte sich. Eng war ihr, die Kehle eingeschnürt. Voller Not griff sie nach ihrem Becher und schleuderte ihn auf den Boden. »Verzeiht, Herr!« Sie wies auf die Scherben. »Ihr braucht Euch nicht zu bemühen, ich werde sie schon wegkehren. Nur jetzt nicht.« Aufschluchzend lief Magdalena hinüber in die Steinhalle.
Erst nach geraumer Weile kehrte sie zurück. Die Tränen waren getrocknet, in ihrem Blick stand eine neue Entschlossenheit. Sie nahm den Besen aus der Wandecke, wortlos häufelte sie Scherben vor der Sitzecke. Meister Til sah ihr zu. »Ich brauche deine Nähe, Eva. Auch das Haus, unser Leben braucht dich.«
Keine Antwort. Die Stille in der Werkstatt hatte sich verändert, kühler war es geworden.
Endlich stützte sich Magdalena mit beiden Händen auf den Besenstiel. »Herr, es ist wahr, ich werde in der nächsten Zeit oft tanzen können. Denn es wird noch eine Hochzeit geben.«
Ehe er fragen konnte und ehe ihr der Mut sank, sagte sie: »Denn ich werde auch heiraten.«
Er öffnete und schloss den Mund, dann schüttelte er den Kopf: »Ein Scherz?«
»Nein, Herr, ganz gewiss nicht. Ich heirate. O verzeiht, ich muss Euch ja wohl um Erlaubnis fragen.«
Til griff nach dem Krug, vergaß aber, sich einzuschenken. »Wer will dich zur Frau? Kenne ich ihn?«
»Andersherum, Herr. Ich will. Ich habe beschlossen zu heiraten. Und wenn Euch etwas daran liegt, dass ich weiter hierbleibe, dann werdet Ihr mir die Erlaubnis zur Heirat geben müssen … und auch eine schöne Feier bezahlen. Mit Tanz. Weil ich ja eine arme Magd bin und keinen Weinberg habe.«
Til kämmte die Haare mit den Fingern zurück. »Willst du …? Ist es nur der Groll gegen mich?«
»Ach, Herr, Ihr versteht so viel, wenn Ihr das Leben aus dem Holz oder Stein erweckt, Ihr habt so viel Gefühl. Und doch versteht Ihr von uns Frauen wenig. Ich darf in meinem Kummer nicht ertrinken, deshalb.«
»Aber wer wird es denn sein?«
Magdalena bat ihn um Wein. Ohne Zögern füllte er den eigenen Becher und reichte ihn seiner Eva. Sie trank und gab ihn zurück. »Rupert. Ich

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