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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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lassen |259| Sie es sein. Nein. Ich bin nicht überzeugt, vielmehr haben Sie mich überzeugt. Sie geben mir das Vertrauen, das ich brauche, um Ihnen zu helfen – und natürlich Manuel«, schob sie vorsichtshalber nach. »Sie machen sich überall unbeliebt, ich weiß nicht, ob das zu Ihrer Strategie gehört, auf sich aufmerksam zu machen. Wollen Sie den Mörder aus der Reserve locken? Das ist der einzige Grund, den ich dafür sehen könnte. Das sieht der Mörder wahrscheinlich ähnlich und hält sich bedeckt. Das ist gefährlich.«
    »Das ganze Leben ist gefährlich. Kommt man nicht schon schreiend auf die Welt? Ich glaube, dass der Mörder was unternehmen muss. Er ist beunruhigt.«
    »Wir sind doch gar nicht weitergekommen.«
    »Doch, sonst würde er uns nicht überwachen lassen.«
    »Uns?«
    »Ja, Frau Breitenbach, uns. Das Gerücht ist gegen uns gerichtet, viel stärker gegen Sie als gegen mich. Da der Mörder weiß, dass Sie mir helfen, geraten Sie mit in die Schusslinie. Sie würde man gegebenenfalls von der Hochschule weisen, nicht mich. Bei einem ruinierten Ruf wird der Lehrauftrag nicht verlängert, da machen die Kollegen gegen Sie Front.«
    »Dann müssen wir zur Quelle des Gerüchts vordringen, zu dem, der es aufgebracht hat.«
    »Das könnte von mir sein. In dem Zusammenhang wollte ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten.«
    »Mich weiter in der Schusslinie zu bewegen?«
    »Nein, noch tiefer hinein.« Bei dem Lächeln, mit dem Achenbach ihr jetzt begegnete, konnte sie nicht Nein sagen. Wie sollte sie es bloß schaffen, sich auf Dauer junge, gut aussehende Männer vom Leib zu halten?
    »Florian ist mit Chemie beschäftigt, Professor Marquardt auch. Die Handtaschen haben damit zu tun, und Alexandra Lehmann hat sich mehr heimlich damit beschäftigt.«
    »Woher wissen Sie das schon wieder?«
    |260| »Man hört und sieht sich um«, sagte er vieldeutig.
    Johanna fragte sich, woher er seine Informationen bezog. Irgendetwas verheimlichte er ihr. »Weiß die Polizei davon?«
    »Natürlich nicht. Die hat ihren Mörder.«
    »Und womit haben sie sich beschäftigt?«
    Thomas tippte auf Genforschung. »Die ist im Weinbau wie überall ein brisantes Thema. Die Rechte ist dafür, die Liberalen auch, die sind sowieso für alles, was Geld bringt. Die Sozialdemokraten haben nie eine eigene Meinung, wie die Meerschweinchen, die rennen weg, wenn man mit dem Fuß auftritt. Nur die Linke ist dagegen, ansonsten verharrt sie im Gestern. Forschung zur Gentechnik wird von Konzernen betrieben und ist geheim, schon um Kritikern wenig Angriffsfläche zu bieten. Die Grundlagenforschung findet in den Universitäten statt, das könnte auch in Geisenheim sein, aber das glaube ich nicht.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Was halten Sie davon, wenn Sie sich an unserer Forschung intensiv beteiligen, sozusagen Betriebsspionage betreiben?«
    Johanna wehrte seinen Vorschlag ab. »Das wäre ein Vertrauensbruch! Schlagen Sie sich das aus dem Kopf.«
    »Sie sollen keine Geheimnisse verraten, Frau Breitenbach, wir sollten nur wissen, wer an welchen Themen arbeitet und wer mit wem kooperiert, was da erforscht wird und worum es geht.«
    »Lesen Sie die offiziellen Berichte der Forschungsanstalt, da steht alles drin!« Sie betrachtete die Gläser vor ihr, nahm eines nach dem anderen, führte es zur Nase, roch genüsslich am Wein, ohne zu probieren, und stellte sie achtsam zurück. »Wie soll das vor sich gehen?«, fragte sie nach längerer Pause. »Niemand lässt sich in die Karten blicken.«
    »Die Forschung hier hat sich gewandelt. Vor einem Jahrzehnt sollen sich die Professoren der Forschungsetats wegen die Augen ausgekratzt haben, heute arbeiten sie zusammen, |261| alles ist interdisziplinär, fächerübergreifend. Soweit ich weiß, geht es um den Einfluss der Weinbergslage auf die Reife der Tannine, auf den Gehalt an Carotinoiden in den Trauben   ...«
    »Was sind Carotinoide?«
    »Das sind natürliche Farbstoffe, das Gelb im Riesling zum Beispiel, es zählt auch zu den Terpenen, den Aromastoffen im Wein. Man erforscht Wasserstress-Signale an Reben, die wurden im Ultraschallbereich sogar hörbar gemacht, es geht um die Bedeutung von Aquaprorinen für den Wasserhaushalt der Rebe unter Umweltstress.«
    »Was bitte sind Aquaprorine?«
    »Das sind universelle intrinsische Membranproteine, die den Wassertransport in der Pflanze regeln. Dann wird geforscht über gentechnisch veränderte Mikroorganismen wie Hefen bei der

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