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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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sondern nur für die eigene Karriere.«
    Es gab im Präsidium natürlich I T-Spezialisten , die der Staatsanwalt konsultieren würde, und wenn das Keyboard den Anforderungen genügen würde, dürfe Herr Stern es benutzen. Thomas solle das Gerät bei ihm abliefern. Der Staatsanwalt war im Bilde, dass Manuel einen neuen Verteidiger hatte, er hielt es für eine sinnvolle Maßnahme, wie er vorsichtig durchblicken ließ.
    Im Hochgefühl eines Etappensieges verließ Thomas die Staatsanwaltschaft. Es war zu spät, nun noch nach Geisenheim zu fahren, lieber würde er Florian abpassen und ihn beobachten. Johanna Breitenbachs Bitte bezüglich des Weingutes in Gigondas hatte er längst an seinen Vater weitergegeben, also hatte er Zeit, und allein in der Wohnung zu |267| hocken, würde schrecklich sein. Gleichzeitig kam ihm die Verfolgung und Beobachtung Florians lächerlich vor. Er sollte sich besser auf die Klausuren vorbereiten. Aber der Gedanke an die leere Wohnung war ihm unerträglich.
    Nein – solange der Verdacht gegen Florian nicht ausgeräumt war, würde er ihm folgen.
    Der Dozent wohnte in einem Mehrfamilienhaus im Frankfurter Westend im ersten Stock. Thomas kannte den Weg bereits. Er sah das Licht in der Wohnung verlöschen, dafür wurde es im Treppenhaus hell, und Florian trat vor die Haustür und ging zu seinem Wagen. Thomas folgte ihm in Richtung Innenstadt.
    Florian fuhr schnell und aggressiv. Das Ziel war heute ein anderes als in der letzten Woche. Heute war es die »Florida Lounge« in Bahnhofsnähe. Der Dozent fuhr langsam daran vorbei und parkte in einer Nebenstraße, Thomas quetschte sich in Sichtweite in eine frei werdende Parklücke, stieg aus und rannte hinter Florian her. Der Türsteher begrüßte Florian mit Handschlag, ob ein Schein den Besitzer wechselte, war nicht zu erkennen.
    Thomas wurde nach einem abschätzenden Blick eingelassen, kaufte einen Verzehrbon und setzte sich an die Bar. Er machte sich klein, um nicht durch seine Größe aufzufallen. Die Mädchen, die sich auf der Tanzfläche darstellten, waren nicht sein Geschmack: zu schrill, sehr blond, hochhackig und ziemlich gewöhnlich, zu viel Osteuropa, einfach von allem zu viel. Unter Männern wurden diese Mädchen »Hühner« genannt, alles zukünftige Superstars und Topmodels, für Klum und Bohlen aufgebrezelt. Er selbst hätte keinen coolen Spruch parat gehabt, um bei einer von ihnen zu landen, und für längere Gespräche war der Laden ungeeignet, bei jedem Satz darum zu bitten, den Ohrstöpsel des MP 3-Players aus dem Ohr zu nehmen, war ihm zu blöd.
    Florian hingegen genoss den Anblick der tanzenden Mädchen, spielte den Pfau, schlug Rad, und im Halbdunkel |268| spielte er den Grapscher. Er tat all das, was sich an der FH von allein verbot. Die Ältere war Britney Spears großzügig nachempfunden, die Jüngere stammte aus Silicon Valley, und beide hatten nichts gegen die flinken Hände des Chemikers. Thomas verzog sich mit einem falschen Cocktail in eine Ecke, von wo aus er Florian beobachtete.
    Eine Stunde später schleppte Florian die Braut aus dem Silicon Valley in Richtung Ausgang. Thomas folgte dem Paar in gebührendem Abstand nach draußen. Jetzt war klar, dass zwischen Alexandra und Florian nichts gelaufen sein konnte, wenn er auf diese Art Mädchen stand, die ihren Frust vom Regale-Einräumen im Drogeriemarkt hier abtanzten und vom weißen Mazda Coupé träumten. Sie waren zwar alle so blond wie Alexandra, aber sie gehörte einer anderen Klasse an. Florian fiel von diesem Moment an als Mörder aus, die Spur war kalt. Oder hatte er sie erschlagen, weil sie ihn nicht rangelassen hatte? Als Chemiker konnte er sicher gut seine Spuren verwischen.
    Thomas schaute auf die Uhr. Es war spät, zu spät, um Johanna Breitenbach von seiner Beobachtung zu berichten. Ob sie mitbekommen hatte, dass Alexandra bestattet worden war, in irgendeiner fränkischen Kleinstadt? An der FH war gesammelt worden, und die Handtaschen waren zur Beerdigung gefahren. Er erinnerte sich daran, was Johanna neulich über Alexandra gesagt hatte:
    »Es gibt Menschen, die schämen sich ihrer Herkunft.«
    »Ich glaube, ihr Vater war Fahrer bei einem Weinspediteur.«
    »Wenn sie so war wie von Ihnen beschrieben, wird sie ihm kaum nachgeeifert haben«, hatte Johanna gemeint. »Aber sicher hatte sie eine Vorstellung von ihrer Zukunft.«
    »Und was für eine«, hatte er daraufhin geantwortet und erst weitergesprochen, als Johanna ihn aufgefordert hatte. »Sie hatte reich

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