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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Man hat mir in Gigondas einen Riesling aus einer grünen Schlegelflasche angeboten   ...«
    »Hieß das Weingut zufällig Altensteineck?«

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    Es war sehr hilfreich, dass Thomas die Bodenproben an der FH analysieren lassen konnte. Wie man sie entnahm, hatte er während der Lehrzeit gelernt. Dazu hatte er einen Bohrstock und einen Schonhammer sowie einen Abdrehhebel benutzt, mit dem er den Stock in die Erde trieb. In der Pfalz hatte er mit Manuel noch vor dessen Verhaftung einen Plan der ausgewählten Flächen gezeichnet, sich die Geräte besorgt und jeweils bis zu fünfzehn Einzelproben gezogen, je nach optischer Bodenbeschaffenheit, die sie dann vermischt hatten, wobei sie auf die Trennung in Ober- und Unterboden geachtet hatten, denn die Probe musste repräsentativ für den Standort sein und durfte nicht an Fahrspuren oder am Rand der Lage gezogen werden. Die Verdichtungen des Bodens ihrer Weinberge würden sie später prüfen; dass er ohnehin zu dicht war, sah man bereits am Bewuchs. Die Prüfung des Bodengefüges wie auch der Wasserdurchlässigkeit hatten sie sich für das nächste Frühjahr vorgenommen. Aber auch der Spätherbst war dazu noch geeignet.
    Alle abgelieferten Proben waren gekennzeichnet, sodass sie eine genaue Analyse ihrer Weinberge vorliegen hatten und ihnen damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stand, ob dort die richtigen Rebsorten wuchsen oder ob sie neue pflanzen mussten.
    Damit ihm am Abend in der Wohnung die Decke nicht auf den Kopf fiel, lenkte Thomas sich mit Arbeit ab. Er trug |265| die Ergebnisse der Proben in Messtischblätter ihrer Weinberge ein. Eine feste Regel, wo Riesling die besten Ergebnisse erzielte, gab es nicht, es war die Rebsorte, die das Terroir am besten ausdrückte, obwohl ihm noch die Worte eines Winzers im Ohr klangen, dass Riesling immer die Hand des Winzers zeige und weniger das Terroir. Zwei Menschen, drei Meinungen, so war es meistens   ...
     
    Am Nachmittag des folgenden Tages war der Staatsanwalt zu einem weiteren Treffen bereit. Thomas war heilfroh, dass man ihn überhaupt vorließ, und er hatte sich vorgenommen, sich nicht von seinen Gefühlen mitreißen zu lassen und auch nicht fordernd aufzutreten.
    »Stelle ihm was in Aussicht«, hatte sein Vater ihm beim Wochenendbesuch geraten, »biete ihm die Lösung, mit der er sich profilieren kann. Gönne ihm die Lorbeeren für Manuels Freilassung, Hauptsache ist, der Bengel kommt raus.«
    Der Staatsanwalt war von Thomas’ zugänglichem Wesen offensichtlich überrascht. Auf Thomas’ Besorgnis wegen Manuels schlechter Gesundheit versicherte er, dass die Anstaltsleitung informiert sei und Manuel unter Beobachtung stünde. Gleichzeitig wies er Thomas erneut darauf hin, dass es immer schwerer würde, einen Mord aufzuklären, je länger die Tat zurückliege.
    »Das war beabsichtigt, deshalb wurde Ihnen Manuel als Täter geliefert – und deshalb wurde auch die Haftprüfung torpediert!«
    Der Staatsanwalt hörte halb amüsiert, halb interessiert zu. »Der Jugend gehört das Vorrecht, neue Denkräume zu betreten.« Und auf Thomas’ kryptische Andeutungen bezüglich der Beteiligten verwarnte er ihn eindringlich, ihm keine Informationen den Fall betreffend vorzuenthalten, wollte er sich nicht selbst strafbar machen.
    »Noch einmal mache ich mich nicht lächerlich. Beim nächsten Mal liefere ich Ihnen konkrete Ergebnisse, und |266| dann werden sie Manuel entlassen. Deshalb möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
    Er schilderte dem Staatsanwalt so anschaulich wie möglich Manuels Schwierigkeiten, auf den Papptasten zu spielen, und bat ihn um die Erlaubnis, Manuel ein Keyboard mit internem Sound ins UG bringen zu dürfen. Er säße wie damals Beethoven am Flügel, die Noten vor sich, und höre nichts. Ein USB-fähiges Keyboard hätte er zu Hause, aber das könne man programmieren, und das sei ja wohl verboten. Er nannte ihm den Termin für das Konzert und dass es bis dahin noch vieler Übungsstunden bedürfe, schließlich sei Manuel kein verurteilter Mörder und bis dahin bereits entlassen.
    »Sie scheinen der Einzige zu sein, der an Sterns Unschuld glaubt«, meinte der Staatsanwalt, wobei Thomas den Eindruck gewann, dass etwas wie Zweifel in dem Gesicht des Mannes ihm gegenüber aufkeimte. »Stimmt Sie das nicht nachdenklich?«
    »Nein.« Thomas sah sein Gegenüber offen an.
    »Auch der Vater hat seine Zweifel   ...«
    »Der kennt seinen Sohn gar nicht, der hat sich nie für ihn interessiert,

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