Riesling zum Abschied
wie kommen Sie darauf? ... und woher kennen Sie ... in Lorch? Nein ... wir arbeiten nicht auf Bestellung ... wenn Sie wüssten, wie wenig Personal ... unschuldig? |314| Unsere Gefängnisse sind voll von ... anders? Ja, der Fall liegt ... gewiss ... wenn Sie gerade in ... ja, warum kommen Sie nicht her? Einer Ihrer Studenten ... das wäre nett, ich habe von Ihnen ... keine Zeit? In Bingen, so, so ... werde ich ihn fragen ... wenn Sie mehr wissen? Bestens ... wir werden sehen ... ja, Ihnen auch ...«
Sechser hatte aufgelegt. »Sie haben tatsächlich eine Verbündete, diese Frau Breitenbach, von der Sie sprachen. Wieso haben Sie mir nichts von der Wohnung in Lorch erzählt?«
Thomas, der nach der Erwähnung von Lorch sofort gewusst hatte, wer an der Strippe war, gähnte. Die Nacht war wieder kurz gewesen. »Ich rede nur über Sachen, von denen ich was weiß, und dass ein Herr Waller die Wohnung gemietet hat, war für mich bedeutungslos, bis ich vorhin das Plakat gesehen habe. Alle in diesen Fall verwickelten Personen, angefangen mit Alexandra, haben irgendwas mit Chemie zu tun.«
»Frau Breitenbach meinte, dieser Waller sei ein Freund von Professor Dr. Marquardt, und der wieder kennt den ehemaligen Anwalt Ihres Freundes.«
»Und – werden Sie die Wohnung nun untersuchen?«
»Ich sagte bereits Ihrer Frau Breitenbach, dass wir nicht auf Bestellung arbeiten ...«
»... aber wie auf Bestellung Unschuldige einsperren!« Thomas stand auf. Mit dem Kommissar war nichts anzufangen, er musste mit dem Staatsanwalt reden. Der logierte ein Stockwerk tiefer.
Auf dem Flur entdeckte Thomas ein Hinweisschild zur Toilette. Beim Händewaschen und dem Blick in den Spiegel fand er sich mit dem Bart, obwohl er täglich daran herumschnippelte, viel zu grimmig. Doch er fühlte sich so, es entsprach genau seinem inneren Zustand. Er war müde, seit Wochen schlief er nicht mehr richtig, immer riss ihn der |315| Wecker aus dem Schlaf, und wieder stand etwas Wichtiges an, ob in der Pfalz oder in Geisenheim – und nichts tat er richtig. Mit dem Staatsanwalt würde er ab heute anders umgehen: höflich und bittend statt fordernd und beleidigt. Jetzt würde er seinen Trumpf ausspielen. Florian war endgültig draußen, aber zwischen Waller, Marquardt und Vormwald lief etwas. Alexandra hatte bei Marquardt studiert und war vor Wallers Wohnung gesehen worden. Marquardt hatte Vormwald als Verteidiger vorgeschlagen. Dann gab es noch die Verbindung nach Gigondas über den Wein und eine zweite zwischen Stern und Vormwald. Aber der rote Faden fehlte. Thomas zog seinen Kamm durchs Haar und wusch sich das Gesicht. Das kalte Wasser machte seinen Kopf klar.
Als ihn der Staatsanwalt mit seiner rostigen Stimme begrüßte, die ihn an die von Manuels Vater erinnerte, kam ihm eine Idee. Herr Stern hatte auch mit Chemie zu tun, und zwar an höchster Stelle. Verabscheute Manuel nicht gerade seines Vaters wegen dieser Industrie und fühlte sich zum naturnahen Weinbau hingezogen statt zur chemischen Kriegsführung? Aber Krieg war ein bombensicheres Geschäft.
Der Staatsanwalt riss ihn aus seinen Überlegungen. »Ihr Freund macht uns Sorgen. Er magert weiter ab. Dabei büffelt er wie ich damals vor dem Staatsexamen, und auf Ihrem Keyboard spielt er sich die Seele aus dem Leib, das jedenfalls wird mir berichtet. Seit dem Haftprüfungstermin spricht er auch nicht mehr. Sie sind der Einzige, den er an sich heranlässt. Vom Umgang mit seinem neuen Verteidiger weiß ich nichts, den treffe ich später. Das Debakel mit dem Haftprüfungstermin bedauere ich.«
»Man hätte Manuel warnen können.«
»Dazu bin ich nicht da.«
»Sind Sie als Anwalt des Staates nicht dazu da, Unschuldige zu schützen?«
|316| »Derartige Fragen werden in der juristischen Fakultät diskutiert, nicht hier. Ich möchte Sie bitten, Ihren Einfluss auf Herrn Stern geltend zu machen, damit er das durchsteht.«
Thomas sprach ruhig, er vermied jede Anklage, jeden Protest und alle Vorwürfe, auch wenn er sie für gerechtfertigt hielt. Er versuchte, Fakten, Personen und Ereignisse in Beziehung zu setzen und zu zeigen, welche Spuren zu verfolgen die meiste Aussicht auf Erfolg hatten. Er machte auch keinen Hehl aus dem, was er nicht wusste, wobei er die Beziehung zwischen Vormwald, Waller, Marquardt, Florian und Manuels Vater betonte.
»Ihr Hauptkommissar Sechser weiß das alles. Wenn er sich veranlasst sähe, die Auftraggeber des Anschlags
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