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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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und die der Überwachung zu ermitteln, wären wir ein Stück weiter! Ach, die Wohnung habe ich vergessen. Wer, wenn nicht jemand, der die Aufklärung des Falls verhindern will, kann dahinterstecken? Wer sollte ein Interesse haben, mich verprügeln zu lassen? Wozu die Gerüchte? Wenn Sie mir versprechen, weiter zu ermitteln und diese Fragen zu klären, dann wirke ich auf Manuel ein.«
    Der Staatsanwalt lachte. »Ihre Naivität ist erfrischend. Wir sind keine Instanz, die Versprechungen macht, und Deals liegen nicht in meinem Ermessen. Wir ermitteln.«
    »Es wäre schön, wenn Sie es täten, Herr Staatsanwalt. Und was ist mit Ihrem Wohlwollen?«
    »Sie lassen wohl nie locker?«
    »Nein, Herr Staatsanwalt! Wir beißen uns fest. In meiner Familie haben alle sehr gute Zähne.«
     
    Die Stimmung hatte sich verändert, sie war noch schlechter geworden. Als Thomas sich in der Mensa zu seinen Studienkollegen setzte, fühlte er sich wie ein Fremdkörper. Niemand war ihm zugewandt, keiner bezog ihn ins Gespräch mit ein, Fragen wurden sowieso nicht gestellt, die Stühle |317| rechts und links blieben leer. So sehr er den Hals auch reckte, Regine war nirgends ausfindig zu machen. Er hätte sich gern mit ihr besprochen. Er wollte seinen Plan auf die Spitze treiben, sich noch offensichtlicher als Köder anbieten. Er musste so tun, als ob er seinem Ziel näher sei, als alle glaubten.
    Die Rosa Handtaschen, heute wie Zwillinge angezogen, in Rock, Bluse, Pumps und den Sommerblazer lässig über der Schulter, als hätten sie bereits wichtige Stufen der Karriereleiter erklommen, traten durch die breite Tür. Die hoch erhobenen Köpfe stützte das Bewusstsein, besonders wichtig zu sein. Den männlichen Studenten hatten sie längst signalisiert, dass für sie nur Alphamännchen in Betracht kamen. An Alexandra reichen sie längst nicht heran, bemerkte Thomas, weder in der Ausstattung noch in dem vor sich hergetragenen Selbstbewusstsein. Ihre Überlegenheit war ein
fake
. Thomas nahm sein Essenstablett, ging hinüber, verfolgt von Blicken, und setzte sich zu ihnen, was von den Handtaschen mit einem lautlosen Naserümpfen quittiert wurde. Um einfach aufzustehen und sich woanders hinzusetzen, fehlte ihnen der Mut. Dass Thomas sie anlachte und sich vertraulich herüberbeugte, verunsicherte sie noch mehr.
    »Ich habe gute Nachrichten«, sagte er voller Überzeugung und war sicher, dass seine Worte noch an diesem Nachmittag die Runde durch die Hörsäle machen würden. »Ich komme gerade von der Staatsanwaltschaft in Wiesbaden. Die Sache steht kurz vor der Aufklärung. Manuel wird demnächst entlassen, ihr könnt euch vorstellen, wie froh ich darüber bin. Es ist endlich klar, er ist unschuldig.«
    »Dummes Zeug, das erzählst du seit Wochen«, meinte Steffi abfällig und fummelte weiter an ihrem Mobiltelefon herum, während Henriette bei Thomas’ Anblick ein Gesicht zog, als hätte sie in Hundekot getreten.
    »Du laberst rum, Achenbach, wir wissen, was von deinen Sprüchen zu halten ist.«
    |318| Thomas wandte sich ungerührt dem Vanillepudding zu. Die beiden brauchten Zeit, das Gesagte zu verdauen.
    Kurz danach kam die Frage, leise, fast geflüstert. »Wenn er es nicht war – wer war es dann?«
    »Das darf ich nicht sagen, da ich dem Staatsanwalt die entscheidenden Hinweise gegeben habe. Es hat mit dem Überfall von vorgestern zu tun   ...«
    »Ach, wo du dich in Frankfurt mit Asozialen geprügelt hast?«, fragte Henriette.
    »...   und mit Alexandras Vorliebe für Chemie. Eure Lügengeschichte aus der Bild-Zeitung ist geplatzt. Jetzt steht ihr ziemlich blöd da. Falls ihr noch was sagen wollt – ich geb euch gern die Telefonnummer vom Hauptkommissar oder vom Staatsanwalt. Besser ihr geht auf ihn zu, als dass ihr vorgeladen werdet, weil ihr bewusst Informationen zurückhaltet. Ich habe euch als Zeugen genannt. Hier, die Rufnummern.« Er schob den entsetzten Studentinnen einen Zettel zu.
    »Schönen Gruß auch an Florian. Der ist wegen seiner Bunga-Partys auch noch dran. Ich wusste gar nicht, dass er auf Teenies steht. Für den seid ihr viel zu alt. Und wenn ihr die Lügen über Manuel und mich bei Facebook nicht rausnehmt, zeigen wir euch an.«
    »Das kannst du gar nicht.« Henriette gab sich wieder überlegen, Steffi kicherte, um ihre Angst nicht zu zeigen.
    »Und ob ich das kann!«
    Thomas brachte sein Tablett zum Transportband, befriedigt darüber, dass sein Plan funktionierte, und verließ die Mensa über die Terrasse. Linkerhand

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