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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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abführen! In Handschellen   ... wenn Ihnen das lieber ist!«
    Thomas hatte alles ausgereizt, er schickte sich ins Unvermeidliche. Er stand auf, ging in die Küche, wo bereits ein Beamter die Schränke öffnete, die Innenwände abtastete und die Trittleiter vom Balkon holte, um auch auf der Oberseite nachzusehen. Gut, dass wir da selten sauber machen, dachte Thomas, als er sah, wie der Beamte Gummihandschuhe überzog.
    Seufzend warf Thomas die Kaffeemaschine an. Vielleicht war es besser, sich kooperativ zu zeigen, es gab nichts zu verbergen. Während die Maschine aufheizte, stellte er sich in die offene Tür von Manuels Zimmer und sah, wie Sechser im Schrank das Unterste zuoberst kehrte und immer |46| zwischen ihm und dem Gegenstand hin und her sah, den er gerade in der Hand hatte, als ob er die Bedeutung des Objekts aus seinem Blick lesen könne. Manuel stand blass und mit hängenden Armen an die Wand gelehnt dabei, so als begreife er die Vorgänge um ihn herum nicht.
    Zu dem Umstand, dass ihm jemand die Freundin genommen hatte, musste er jetzt die demütigende Durchsuchung über sich ergehen lassen. Thomas wurde das Gefühl nicht los, dass sich etwas Unangenehmes anbahnte, als wüsste Hauptkommissar Sechser mehr und seine Männer suchten nach etwas ganz Bestimmtem. Wieso hatten sie plötzlich Manuel im Visier? Wusste Sechser etwas von ihm, was er selbst nicht wusste, aber hätte wissen sollen?
    Manuel konnte anscheinend Gedanken lesen, er sah Thomas flehend an, wie um Verzeihung bittend. Nein, schien er zu signalisieren, da gibt es nichts   ...
    Sechser setzte sich an den Schreibtisch, nachdem der Kleiderschrank, ein Bücherregal und die Kommode durchsucht waren. Sonst standen in dem spartanisch eingerichteten Zimmer lediglich noch das Klavier und ein an die Wand gelehntes Keyboard. Sechser nahm Alexandras Foto vom Schreibtisch in die Hand und sah es lange an. Sie hatte es bei einem Fotografen machen lassen und posierte in einer Weise, als hätte sie sich bei einer Modellagentur bewerben wollen. »In Liebe   – A.« Es war mehr ein Autogramm als der Beweis von Zuneigung. Mit diesem Foto hatte Alexandra sich als Weinkönigin in Franken beworben. Das hatte nicht geklappt. Die Jury hatte eine andere gewählt, Alexandra war nur Dritte geworden, ihrer Ansicht nach »aufgrund von Mauschelei«. »Ein abgekartetes Spiel« sollte es gewesen sein, um der Tochter vom Präsidenten des Weinbauverbandes das Krönchen »zu verpassen«.
    Thomas war anderer Meinung, obwohl Manuel seiner Liebsten immer beigepflichtet hatte, wenn das Gespräch darauf gekommen war. Die Bewerberinnen mussten zeigen, |47| was sie in puncto Wein draufhatten, und da hatte Alexandra wohl schlecht ausgesehen, vermutete Thomas. Sie war eines jener glatten und sterilen Wesen, die es eigentlich nur im Werbefernsehen gab.
    In dem Rahmen steckte ein zweites Bild, kleiner als das Porträt, es zeigte ein junges Paar im Alfa Cabrio, Manuel lächelnd, Alexandra absolut selbstbewusst winkend mit gelöstem Haar – ganz nach dem Motto: Seht her, ich hab’s geschafft.
    Der Hauptkommissar betrachtete das Foto, dann sah er Manuel nachdenklich an. Nachdenklich? Nein. Sein Blick signalisierte Verachtung – oder Neid? Ja, dachte Thomas, Letzteres war es, noch dazu war Sechser klein und hässlich, die Unzufriedenheit war ihm ins Gesicht geschrieben. Sechser blickte ihn an und fühlte sich ertappt, stellte das Bild weg. Sie würden es mit Sechser noch schwer haben.
    Akribisch nahm er sich Manuels Schreibtisch vor, er fand einige Postkarten und Briefe, zwei darunter von Alexandra, alles andere waren Unterlagen aus dem Studium, Expertisen, Skripte und Abhandlungen über die unterschiedlichsten Bereiche des Weinbaus. Was ihm wichtig erschien, warf er in einen Karton.
    »Befassen Sie sich mit Forschung?«, fragte er Manuel und nahm ein Dokument in die Hand, als würde er es wiegen. »Ich meine, arbeiten Sie an der Forschungsanstalt mit Professoren zusammen an irgendwelchen Projekten – zum Beispiel im Pflanzenschutz?«
    »Nein.« Manuel wartete auf die nächste Frage.
    »Hat Ihre Freundin das getan?«
    »Ja. Aber es gehörte nicht zu ihrem Studienprogramm. Ihre Ausbildung ist teils naturwissenschaftlich, sie erstreckt sich auch auf Wirtschaftswissenschaft. Es geht um Handel, um Im- und Export, um spezielles Marketing und Unternehmensführung   ...«
    »Das sind die, die hoch hinauswollen«, ergänzte Thomas.
    |48| »Sie hat niemand gefragt, junger Mann. Wenn ich hier

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