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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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»Altmann heißt er, und auf mich wirkte er wie   ... ja, wie eine Art Geist, ein Automat, ein Mensch, der sich nicht fassen lässt. Seine wichtigsten Eigenschaften sind, dass er keine hat. Den kann ich mir weder im Sportverein geschweige denn in Geisenheim vorstellen. Und er sieht einen an, als wäre man ein Verbrecher, und alles, was man vorbringt, ist gelogen.«
    |170| »Das ist seine Wirklichkeit, die macht es auch anderen nicht leicht. Hat er verlauten lassen, wie es weitergeht?«
    »Nein, er hat auch nichts gefragt, er sagte lediglich, dass ich einen Besuchsantrag stellen könne, hat aber offen gelassen, ob er ihn genehmigt, so ein Typ ist das, als hätte er Befriedigung daran, mich zappeln zu sehen.«
    »Sie müssen sich arrangieren. Meinen Sie, ich kann helfen?«
    »Klar, Sie sind im Staatsdienst   ...«
    Johanna winkte ab. »Das hat nichts zu sagen   ...«
    »...   Sie müssen ihn drängen, dass Manuel in der U-Haft das Studium fortsetzen kann und dass wir, also Regine und ich, ihm dabei helfen. Reden Sie mit dem Dekan, dann kriegen Sie was Offizielles, ein Schreiben oder so, wenn sich die Hochschule einsetzt   ... Manuel gilt als unschuldig, er hat sich nie was zuschulden kommen lassen. Seine Leistungen sind überdurchschnittlich. Und was ist mit dem Anwalt? Sie wirken nicht begeistert.«
    Obwohl Johanna Breitenbach sehr zurückhaltend von dem Treffen erzählte, entging es Thomas nicht, dass ihre Vorbehalte gegen den Rechtsanwalt größer waren, als es ihre Worte vermuten ließen.
    »Wieso geht er von Manuels Schuld aus? Er soll ihn verteidigen, er soll ihn da rausholen.« Für Thomas war die Einstellung des Anwalts unfassbar. »Er hat bisher nicht ein Wort mit ihm geredet und hat keinen Blick in die Akten geworfen? Was ist das für ein Rechtsanwalt? Sicher bewegt er sich im Dunstkreis des Vaters. Den habe ich einmal erlebt – und hoffentlich nie wieder.«
    »Allem Anschein nach ein Jurist mit weitreichenden Beziehungen. Ich würde an Ihrer Stelle besser abwarten.«
    »Abwarten?« Thomas brauste auf. »Soll Manuel auch abwarten und Gitterstäbe zählen und in seiner Zelle so lange hin- und herlaufen, bis er einen Graben in den Beton getreten hat? Der muss da raus, der wird verrückt.«
    |171| Johanna Breitenbach war ruhig geblieben, Thomas’ Ausbruch schien sie zu amüsieren.
    »Sie nehmen mich nicht ernst, Sie glauben mir nicht. Aber es ist so. Auf Manuel muss man aufpassen.«
    »Ich nehme durchaus ernst, was Sie sagen, Herr Achenbach, aber mit Emotionen erreichen wir nichts. Es zeigt mir lediglich, wie stark Sie involviert sind. Es muss eine tiefe Freundschaft sein, wenn man sich mit so viel Kraft für jemanden einsetzt. So, beruhigen Sie sich, Sie sind hier, damit wir überlegen, wie man am besten vorgeht.«
    Thomas sackte auf dem Sofa in sich zusammen. Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte, er fühlte sich alleingelassen, er biss sich auf die Lippen und schwieg.
    »Es ist alles eine Frage der Zeit«, fuhr Johanna fort, »und eine der Geduld. Lassen Sie uns konkret werden.«
    »Ich bin auch so aufgebracht, weil Manuels Vater nur um sein Image besorgt ist. Ich habe den Eindruck, es handelt sich um eine Verschwörung, um Manuel aus dem Weg zu räumen.«
    »Wozu dann der Umweg über Alexandra Lehmann?«
    Für seine These fehlten Thomas stichhaltige Argumente, und über seine Vermutungen wollte er nicht weiter reden. »Ich habe was über sie rausgekriegt«, sagte er und erzählte von seiner Suche in den Reitställen.
    Johanna Breitenbach hatte still zugehört. »Wie sind Sie an das Foto gekommen? Das wird man sich fragen.«
    Thomas zögerte. »Ich habe es in Manuels Schreibtisch gefunden. Außerdem glaube ich, dass ich Alexandra unterschätzt habe. Der Staatsanwalt hat mich nach ihrer Arbeit gefragt, er wusste eine Menge darüber, auch dass sie in der Forschungsanstalt mitgearbeitet hat. Analytische und anorganische Chemie waren   ...«
    Johanna unterbrach ihn. »Gehört das bei den Weinwirtschaftlern nicht zum Studienprogramm?«
    »Nein. Sie hatte mehr drauf, als sie uns hat wissen lassen.«
    |172| »Chemie sagten Sie?« Johanna Breitenbach lehnte sich nachdenklich zurück.
    »Sie machen ein Gesicht, als wäre Ihnen dazu was eingefallen.«
    Das »Nein, nein« kam zu schnell, als dass Thomas es ihr abgenommen hätte, aber er wollte nicht insistieren.
    »Ich werde versuchen, über die Bibliothek rauszukriegen, welche Bücher sie ausgeliehen hat, dann wissen wir, woran sie gearbeitet oder wofür

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