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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Augen |234| zu verlieren, hatte nichts damit zu tun, auch nicht Freund und Feind zu verwechseln. Er brauchte einen klaren Blick auf die Gegner, er musste sie kennen. Regine war nicht sein Gegner, sie war lediglich verwirrt, ihr Gesicht eine einzige Frage, sie war unglücklich, und er musste da anknüpfen, wo ihre Verbindung unterbrochen worden war – in dem Moment, als Thorsten sich in ihr Leben geschoben hatte. Vielleicht brauchte sie ihn, um ihren Vater besser zu verstehen? Philipp hatte gemeint, dass man im Leben immer genau das wieder vorgesetzt bekam, was man noch nicht bewältigt hatte, »und immer in anderer Gestalt. Die Kunst ist, es zu erkennen.«
    »Wer setzt Gerüchte über Johanna und mich in die Welt?« Thomas war von seiner Ruhe selbst überrascht. »Wer hat ein Interesse daran, uns was anzudichten? Eine Schweinerei   ... Ich könnte mir vorstellen, dass es die Handtaschen waren.«
    »Ja und nein«, sagte Regine gequält. »Also warst du bei ihr? Sie haben es nur weitererzählt, von dir und Frau Breitenbach, das wieder hat mir jemand anderes gesagt. Ich habe mich dann in der Mensa zu ihnen gesetzt und sie genervt, bis sie geredet haben.«
    »Du hast das wirklich getan?« Thomas fühlte sich beschämt. Dann hatte Regine sich doch bemüht?
    »Sie wollten sich rausreden und meinten, sie hätten es von Herrn Florian. Was ist wirklich mit dir und Frau Breitenbach gewesen? Angeblich steht sie auf junge Männer.«
    Thomas musste einen klaren Kopf behalten. Er wusste nicht weiter, er hatte keinen Plan und niemanden, mit dem er sich besprechen konnte, denn Johanna Breitenbach war in Frankreich, sie müsste dieser Tage wiederkommen. Das Schlimmste war, dass sich die Hoffnung, Manuel noch in dieser Woche vom Knast abzuholen, zerschlagen hatte.
    »Entschuldige, dass ich so harsch war, ich habe das nicht so gemeint. Mit Frau Breitenbach ist nichts, das kann doch |235| keiner wirklich glauben.« Er war an den Tisch zurückgekehrt und stützte sich auf die Lehne eines Stuhls. »Und wer sagt, dass sie auf junge Typen steht?«
    »Ihr Letzter soll auch   ...«
    »Woher weißt du das?« Thomas beschlich ein Verdacht. Es kam zu vieles zusammen, es gab zu viele Informationen. »Aus welcher Quelle hast du das?«
    »Aus derselben Quelle.«
    »Von Florian? Das saugt der sich doch nicht aus den Fingern.«
    »Warst du denn nun bei ihr?«
    »Ja, vergangene Woche, abends, wir hatten extra abgesprochen   ...« Thomas hielt inne und blickte Regine eindringlich an. Konnte er ihr wirklich vertrauen?
    Sie hob unter seinem Röntgenblick den Kopf, als hätte sie Gedanken gelesen. »Wenn du es sagen willst, dann tu’s, wenn nicht – es ist deine Entscheidung.«
    Thomas trank einen Schluck Wein, da meldete sich Regines Mobiltelefon. Sie stand auf, um in ihr Zimmer zu gehen, blieb stehen und sah Thomas an.
    »Nein, ich komme heute nicht. Wir haben was zu besprechen. Ja, wegen Manuel. Nein, heute bleibe ich hier   ... dann bist du eben sauer, das kann ich auch nicht ändern. Gut   ... bis morgen.«
    Thomas ahnte, mit wem sie gesprochen hatte.
    »Er ist beleidigt. Er will jeden Abend, dass ich komme, und dann sitzen wir doch nur vor der Glotze und gehen irgendwann ins Bett. Ich komme kaum noch zum Lernen.«
    Also war doch nicht alles so großartig mit Thorsten. Die ersten Risse zeigten sich. Vielleicht war Regine deshalb bereit, ein Gespräch mit ihm zu führen. Dann sollte er sie auch über seine Zusammenarbeit mit Johanna ins Bild setzen.
    »Frau Breitenbach und ich haben eine Art Arbeitsteilung verabredet. Sie versucht, bei den Dozenten mehr über Alexandra und ihre Kontakte in Erfahrung zu bringen, ich |236| versuche es auf meine Weise bei den Studis und außerhalb der FH.   Wir haben uns in ihrer Wohnung getroffen, gerade damit man uns nicht zusammen sieht. Jemand muss uns beobachtet haben.«
    »Absichtlich oder zufällig?«
    »Wenn ich an das Fiasko mit Vormwald denke, glaube ich nicht mehr an einen Zufall.«
    »Das ist gewagt. Du hast mir gar nicht gesagt, weshalb der Haftprüfungstermin geplatzt ist.«
    Thomas erläuterte ihr den Sachverhalt. Vormwald hatte den Termin beim Staatsanwalt in Wiesbaden beantragt, um Entlastungsgründe für Manuel vorzutragen und so die Untersuchungshaft aufzuheben. Der Staatsanwalt war einverstanden. Manuel war aus dem Untersuchungsgefängnis Weiterstadt zum Termin nach Wiesbaden gebracht worden, nur war Vormwald nicht erschienen. Er hatte weder eine Erklärung abgegeben noch sich entschuldigt.

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