Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
als dieser verfluchten Schlampe irgendwas anzubieten«, erklärte Fernanda Revere und wankte zu einem antiken Barschrank, dessen Türen bereits geöffnet waren. Dann füllte sie ihr Glas ungeschickt aus einem silbernen Cocktailshaker, wobei sie die Hälfte verschüttete. Sie trank, stellte das Glas ab und taumelte zurück zu ihrem Mann. Diesmal schaltete sie den Fernseher ganz aus.
»Hey!«
Sie ließ die Fernbedienung auf den Teppich fallen und trat mit aller Gewalt darauf. Plastik splitterte.
Carlys Angst wuchs. Die Frau war verrückt und absolut unberechenbar. Sie schaute zwischen den beiden hin und her und dann wieder auf die Uhr. Es waren erst drei Minuten vergangen. Was zum Teufel würde ihr als Nächstes einfallen? Irgendwie musste sie ihren Zorn mildern.
»Herr im Himmel!« Der Ehemann stellte das Bier ab und hievte sich aus dem Sessel. Dann sagte er zu seiner Frau: »Weißt du eigentlich, wie wichtig dieses verdammte Spiel ist? Weißt du das? Interessiert es dich überhaupt?«
Er ging zur Tür. Fernanda packte ihn am Arm und ließ das Glas fallen, das auf dem Boden zerbrach. »Scheiße, weißt du eigentlich, wer die Schlampe ist?«
»Im Moment interessiert es mich nur, ob die Yankees das Spiel gewinnen. Stell dir vor, vielleicht hat es gerade den Ausgleich gegeben!«
»Glaubst du, denen liegt was daran, dass du zusiehst? Kannst du dich mal eine Sekunde lang konzentrieren? Das ist die Schlampe, die unseren Sohn getötet hat. Hast du das kapiert?«
Carlys Augen wanderten zwischen den beiden hin und her. Sie wollte ruhig bleiben, aber ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Der Mann hielt abrupt inne und drehte sich zu ihr. Dann schaute er zu seiner Frau. »Wie meinst du das, Schatz?« Als er Carly wieder anschaute, hatte sich seine ganze Haltung verändert.
»Das ist die Schlampe, die am Tatort verhaftet wurde, weil sie betrunken gefahren ist. Sie hat unseren Sohn getötet und steht jetzt verdammt nochmal in unserem Haus.«
Fernanda Revere ging an den Barschrank, wobei sie sich so vorsichtig bewegte, als müsste sie einen Hindernisparcours bewältigen. Plötzlich klang Lou Reveres Stimme bedrohlich. Der leicht verärgerte Typ von vorhin hatte sich in Luft aufgelöst. »Was zum Teufel machen Sie hier? Reicht es nicht, dass Sie uns so viel Schmerz bereitet haben?«
»Darum geht es nicht, Mr Revere«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Ich würde nur gern mit Ihnen und Mrs Revere sprechen und erklären, was passiert ist.«
»Wir wissen, was passiert ist.«
»Sie waren betrunken, und unser Sohn ist gestorben«, fügte seine Frau verbittert hinzu. Dann taumelte sie auf sie zu und verschüttete dabei noch mehr von ihrem Drink.
Carly nahm alle Kraft zusammen. »Es tut mir furchtbar leid für Sie beide. Ich bedauere Ihren Verlust zutiefst. Aber es gibt Dinge über diesen Unfall, die Sie erfahren müssen und die ich gerne wüsste, wenn es mein Kind wäre. Können wir uns bitte hinsetzen und darüber sprechen? Wenn Sie wollen, dass ich gehe, werde ich das tun, aber bitte lassen Sie mich vorher erzählen, wie es passiert ist.«
»Wir wissen, wie es passiert ist«, erwiderte Fernanda Revere. Dann wandte sie sich an ihren Mann. »Schmeiß die Schlampe raus. Sie hat Tony getötet und beschmutzt jetzt unser Zuhause.«
»Lass sie einfach reden, Schatz«, sagte er, ohne Carly dabei aus den Augen zu lassen.
»Ich kann nicht glauben, dass ich jemanden geheiratet habe, der so blöd ist!«, brüllte sie. »Wenn du sie nicht rauswirfst, gehe ich. Ich bleibe nicht in einem Haus mit ihr. Sag ihr das!«
»Lass uns mit ihr reden, Schatz.«
»Schmeiß sie raus, verdammte Scheiße!«
Mit diesen Worten stürmte Fernanda aus dem Zimmer und knallte die Tür zu.
Carly schaute Lou Revere an, sie fühlte sich sehr unbehaglich. »Vielleicht sollte ich gehen … Ich kann ja wiederkommen … Ich kann morgen kommen, falls –«
Er deutete mit dem Finger auf sie. »Sie wollten reden, also reden Sie.«
Sie schaute ihn schweigend an und überlegte, wie sie ihn am besten beruhigen konnte.
»Was ist los, hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«
»Nein, ich … ich kann natürlich nicht nachvollziehen, wie Sie sich fühlen.«
»Ach nein?«, fragte er mit unerwarteter Bitterkeit.
»Ich habe einen Sohn.«
» Habe? Sie Glückliche. Meine Frau und ich hatten auch einen Sohn, bevor eine betrunkene Autofahrerin ihn getötet hat.«
»So ist es nicht gewesen.«
Durchs Fenster hörte Carly ein Geräusch wie von einer
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