Riley Das Mädchen im Licht
Familie? Was soll ich ihnen sagen?«
Ich drehte mich um, als Claude auf die Leinwand deutete. Sie war jetzt in der Mitte geteilt. Auf der einen Seite sah ich meinen Dad, fröhlich mit einer Gruppe anderer Musiker in einer Jam-Session. Die andere Seite zeigte meine Mom, die in einem lichtdurchfluteten Atelier malte. Ihr Malerkittel war mit beinahe allen Farben des Regenbogens bekleckert, und ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Obwohl ich keine Ahnung hatte, was das bedeutete, fingen meine Eingeweide wieder an, sich schmerzhaft zu verknoten.
Ich presste meine Lippen aufeinander und versuchte, zu verstehen, was ich da sah. Ich fragte mich, warum sie nicht dort waren, wo sie mir gesagt hatten, dass sie sein würden. Warum sie mich angelogen und mir etwas vorgemacht hatten. Aber dann, noch bevor ich zwinkern konnte, teilte sich die Leinwand wieder, und ich sah meine Großeltern. Alle waren mit für mich recht überraschenden Dingen beschäftigt, vor allem wenn man ihr Alter bedachte. Sie surften, wanderten, arbeiteten auf einer Ranch, komponierten eine Symphonie und leiteten eine Neugeborenenstation.
»Sie wurden bereits an ihren Ort gebracht«, erklärte Aurora. »Und sie genießen nun ihre Seelenarbeit dort. Um sie musst du dir keine Sorgen machen.«
Seelenarbeit? Ich blinzelte. Alles wurde von Sekunde zu Sekunde immer merkwürdiger. Ich meine, eigentlich hatte ich gedacht, dass sie um mich besorgt sein würden. Aber nachdem ich diese Bilder gesehen hatte, wäre ich überrascht, wenn sie überhaupt bemerken würden, dass ich nicht mehr da war.
»Deine Familie hat bereits verstanden, was dir jetzt auch allmählich klar wird. Manchmal kommt uns auf der Erdebene das wirkliche Leben in die Quere und verhindert, dass wir dort sind, wo wir eigentlich sein sollten, aber im Hier kann jeder tun, wovon er immer geträumt hat und seine Bestimmung erfüllen.« Sie lächelte.
Und obwohl sie offensichtlich der Meinung war, dass das die supertolle Sache schlechthin war und anscheinend auch erwartete, dass ich ihr zustimmte, brachte ich das nicht fertig.
Das konnte ich einfach nicht.
Jetzt, da ich das alles erfahren hatte, fühlte ich mich noch einsamer, vollkommen nutzlos und mehr als nur ein wenig unerwünscht .
»Wollen Sie damit sagen, dass ich und Ever und Buttercup zu Hause auf der Erdebene … im Weg standen ?« Es war mir peinlich, dass meine Stimme plötzlich brach, aber bei dem bloßen Gedanken daran krampfte sich mein Magen wieder zusammen.
Aurora lächelte nur, wie auch die anderen, und nickte Celia zu. Celia sagte: »Natürlich nicht.«
»Deine Eltern und Großeltern lieben dich und würden nichts anders machen!«, bekräftigte Samson mit einem Kopfnicken.
»Aber im Hier hast du deinen eigenen Führer, und das ermöglicht es deinen Familienmitgliedern, ihre jeweilige Bestimmung zu erfüllen. Mit dem Tod ist nicht alles vorbei, weißt du. Wir haben Aufgaben, Dinge zu erledigen und noch einiges zu lernen. Deine Eltern haben ihren Platz bereits entdeckt, und nun hast du auch deinen gefunden. Alles ist so, wie es sein soll«, warf Royce ein, presste seine Hände zusammen und verbeugte sich vor mir.
»Aber … was wird aus meinem Zuhause? Und aus meinem Hund?« Ich schüttelte den Kopf, unfähig, weiterzusprechen und zu verstehen, wie es so weit hatte kommen können. Gerade noch war ich so begeistert gewesen. Ich hatte geglaubt, im Jenseits einen Haupttreffer in der Lotterie gelandet zu haben, weil ich zurückgehen durfte, und nun riss man mir wieder alles unter den Füßen weg, und alles, was mir vertraut war, entglitt mir ebenfalls.
»Du kannst zwischen deinen Einsätzen zurückkommen und Besuche machen«, erklärte Aurora, umgeben von einem faszinierenden Glühen. »Und Buttercup darf mit dir reisen.« Sie lächelte.
»Tatsächlich?« Ich neigte meinen Kopf zur Seite und fragte mich, was Buttercup wohl davon halten würde. »Hat er auch eine Bestimmung zu erfüllen?«, wollte ich wissen.
Royce lachte tief und herzlich und schüttelte den Kopf. »Hunde sind ein Geschenk an die Menschheit. Sie sind von Natur aus glücklich, zufrieden und loyal. Sie bestehen aus purer positiver Energie und haben eine Vorbildfunktion. Das ist alles, was von ihnen erwartet wird.«
Ich nickte und bemühte mich, das alles zu verstehen. Es war nicht das, was ich zuerst gedacht oder mir erhofft hatte, aber es hätte auch viel schlimmer kommen können.
Aurora riss mich aus meinen Gedanken. »Riley, wie wäre es, wenn wir deine
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