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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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– du würdest dich wundern!« Ich nickte und redete mir selbst ein, dass ich ihm damit eher Hilfe anbot, als ihn zu verurteilen. Eigentlich stellte ich ja nur die Tatsachen fest, so wie ich sie klar vor mir sah. »Ich meine, es ist offensichtlich, dass du nicht mehr auf der Erdebene warst, seit …« Ich runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Er sah so altmodisch aus, dass ich nicht einmal raten konnte, wann er zum letzten Mal unter den Lebenden gesehen worden war.
    »Was ist eigentlich mit dir passiert?«, fragte ich. »Wie bist du hierhergekommen? Hast du dich mit einem gespitzten Bleistift Nummer 2 angelegt? Oder dich versehentlich selbst mit deiner Krawatte erwürgt? Oder vielleicht bist du tatsächlich daran gestorben, dass es dir peinlich war, solche Klamotten zu tragen?« Ich schüttelte den Kopf und kicherte. Ich konnte nichts dagegen tun – manchmal breche ich einfach in Gelächter aus. Und obwohl er nicht einstimmte, konnte ich es mir nicht verkneifen, noch hinzuzufügen: »Du weißt schon, dass du dir eine komplette neue Garderobe manifestieren kannst, oder? Wir müssen im Hier nicht unsere Fehler aus der Vergangenheit beibehalten. Also leg los. Schließ einfach deine Augen und frag nach, was Joe Jonas jetzt trägt.«
    Der letzte Satz brachte mich so in Fahrt, dass ich mich beinahe nach vorne gebeugt und mir auf die Schenkel geklatscht hätte, aber mein Gelächter wurde abrupt unterbrochen, als ich ihn sagen hörte: »Wenn du es wirklich wissen willst – es war Krebs. Das böse große K hat mich zur Strecke gebracht. Ein Osteosarkom oder Knochenkrebs, wie die meisten Leute sagen. Sie haben mir sogar ein Bein abgenommen, um mich zu retten, aber es war bereits zu spät. Der Krebs hatte schon im ganzen Körper gestreut.«
    Ich schluckte und sah ihm in die Augen. Ich wusste, dass ich irgendetwas sagen sollte, aber aus meinem Mund kam kein einziges Wort. Ich sagte mir, dass er nur einer unter vielen war. Dass es an diesem Ort sehr viele solcher trauriger Geschichten wie seine gab. Jedes tragische Ende landete im Hier. Aber das half mir überhaupt nicht dabei, mich besser zu fühlen. Ich hatte kein Recht dazu gehabt, mich auf diese Weise über ihn lustig zu machen.
    »Ich war bereits auf einem guten Weg, Profi zu werden.« Er zuckte die Schultern. »Es passierte 1999 – ich habe das Millennium verpasst. Das Timing hätte nicht ungünstiger sein können.« Er sah mich an und schüttelte den Kopf. Sein Blick wirkte sachlich und trug nicht die geringste Spur von Groll oder Bedauern. »Aber so läuft es eben manchmal, richtig?«
    Ich nickte schwach. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Und obwohl es mich interessierte, was genau er mit Profi gemeint hatte, war es mir viel zu peinlich, ihn danach zu fragen.
    Ich stand einfach nur da und sah zu, wie er sich umdrehte und auf Buttercup starrte, der geduldig neben mir saß. »Ist das dein Ernst? Du willst den Hund mitnehmen?«
    Ich verdrehte die Augen. Im Bruchteil einer Sekunde verwandelte sich mein Schamgefühl in Zorn. Ich schaute mich um und fragte mich, wo die Pausenaufsicht war. An meiner alten Schule kam man nie mit einer solchen Schikane durch, mit dieser Art von verstecktem Mobbing – und auch nicht mit Schuleschwänzen. Aber im Hier schien alles möglich zu sein. So als würde alles auf Vertrauensbasis laufen.
    Ich gab Buttercup ein Zeichen, mir zu folgen, drehte mich um und rief: »Zu deiner Information – der Hund hat einen Namen. Er heißt Buttercup.« Dann warf ich ihm über die Schulter einen feindseligen Blick zu. »Und der Rest geht dich überhaupt nichts an, oder?«
    Ich beschleunigte meinen Schritt, um so schnell wie möglich von ihm wegzukommen, aber das half mir nichts. Gleichgültig, wie schnell ich auch ging – er befand sich immer direkt neben mir und sah mich an. »Nun, ich kann mir schon vorstellen, was du dir jetzt denkst, aber du täuschst dich«, meinte er. »Es geht mich sehr wohl etwas an. Alle, die diese Reise möglicherweise machen werden, müssen an mir vorbei. Ich entscheide, wer noch einmal hinein darf und wer nicht. Du kannst mich als eine Art Türsteher für diesen speziellen Ausflug betrachten.«
    »So wie du angezogen bist, bist du für mich einfach nur ein Loser – es ist unmöglich, dich als etwas anderes zu sehen«, murmelte ich. Ich verdrehte die Augen und warf Buttercup einen Blick zu. Es regte mich total auf, dass er dazu neigte, Fremden gegenüber übertrieben freundlich zu sein – vor allem

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