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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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normalerweise Vögeln, Schmetterlingen oder Engeln vorbehalten ist oder vielleicht toten Leuten wie mir.
    Die Art von Fliegen, die man manchmal in seinen Träumen erlebt, wenn man einfach abhebt und ohne ersichtlichen Grund durch die Wolkendecke steigt.
    Auf dieses Fliegen hatte ich gehofft.
    Und als das nicht eintraf und ich feststellen musste, dass wir uns immer noch mit den alten Transportmitteln herumplagen mussten, die ich von zu Hause kannte, war ich mir nicht einmal sicher, ob mich das wirklich enttäuschte. Vor allem, da bis zu diesem Zeitpunkt nichts im Jenseits so war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Also welchen Unterschied würde es machen, wenn ich fliegen könnte?
    »Schon wieder falsch«, bemerkte Bodhi, der meine Gedanken belauscht hatte. Das fing übrigens allmählich an, mir total auf die Nerven zu fallen. Ich meine, es war schon schlimm genug, dass mein ganzes Leben dokumentiert worden war, aber dass meine Gedanken, die ich bisher für privat gehalten hatte, von meinem Führer so problemlos gelesen werden konnten, regte mich wirklich auf.
    »Wir können fliegen.« Er nickte und machte sich nicht die Mühe, sein Haar zurückzuschieben, als es ihm wieder ins Gesicht fiel. Er ließ die Strähne einfach hängen – sie baumelte wie eine fettige Nudel vor seiner Brille. »Und glaub mir, es macht genauso viel Spaß, wie du denkst. Es ist sogar noch spaßender.«
    » Spaßender? « Ich riss die Augen auf und grinste breit. »Bist du dir da sicher? Es ist tatsächlich spaßender ?«
    Ich konnte nichts dagegen tun – ich brach direkt in Gelächter aus. Und ich spreche von einem Lachen, bei dem man die Augen zusammenkneift und sich den Bauch hält. Aber er ignorierte mich einfach und redete weiter, als hätte ich ihn nicht gerade wegen seines Grammatikfehlers verspottet.
    »Man braucht dazu keine Flügel, wie du dir vorstellst«, fuhr er fort und streckte seine Beine aus, so dass sie über den beiden leeren Sitzen rechts von mir lagen und in den Mittelgang ragten.
    »Also gut, und wann werde ich fliegen können?«, fragte ich ihn und beruhigte mich so weit, dass ich ihn wieder anschauen konnte.
    Er beugte sich nach unten, um Buttercup zwischen den Ohren zu streicheln, und sah mich an. »Alles zu seiner Zeit.«
    Ich verdrehte die Augen. Dieser Satz kam mir bereits zu den Ohren heraus, aber ich nahm zu Recht an, dass ich ihn nicht zum letzten Mal gehört hatte. Ich presste mich in meinen Sitz, zog die Knie an die Brust, schlang meine Arme fest um meine Beine und starrte aus dem Fenster. Ich versuchte, die vorbeiziehenden Bilder zu begreifen, sie anzuhalten, daraus schlau zu werden, aber der Zug fuhr so schnell, dass ich keines davon in seinen Einzelheiten betrachten konnte. Trotzdem hatte ich tief in meinem Inneren das Gefühl, als würde eine Bilderflut an mir vorbeiströmen. Sie zeigte mir Geschehnisse auf der Erdebene – solche, die noch vor mir lagen, und andere, die ich schon längst hinter mich gebracht hatte.
    Die gesamte Geschichte der Menschheit.
    Die Geschichte der Zeit.
    Ich kann nicht sagen, wie lange die Fahrt dauerte, aber sie erschien mir nicht sehr lang. Zumindest nicht so lang, wie man sich eine solche Reise vorstellen würde. Und bevor ich mich’s versah, waren wir aus dem Tunnel heraus, aus der U-Bahn ausgestiegen und standen auf einem Bahnsteig. Bodhi sah sich um und sagte: »Wir sind da.«
    Ein Windstoß trieb vorbei, die U-Bahn verschwand aus unserer Sicht und ließ uns drei zurück. Wir sahen uns um und versuchten, uns zurechtzufinden. Ich war sicher, dass wir uns irgendwo auf der Erdebene befanden, obwohl mir dieser Ort nicht im Entferntesten bekannt vorkam.
    Ich hielt mich an Bodhi und hoffte, dass er wusste, wohin er ging, als er uns wortlos eine Straße entlangführte und dann in eine andere abbog. Wir erreichten eine lange Gasse, die schließlich in einen engen, kopfsteingepflasterten Weg führte. Er deutete nach oben zum Himmel und erklärte: »Dort ist es.« Dann hielt er einen Moment inne, bevor er hinzufügte: »Glaube ich.«
    »Du glaubst es?« Ich kniff meine Augen zusammen. Das winzige bisschen Vertrauen, das ich in ihn gesetzt hatte, war verschwunden, einfach so.
    »Nein, ich bin mir sicher. Wirklich. Das ist es ganz bestimmt«, wiederholte er, straffte die Schultern und nickte bekräftigend. Er versuchte, bestimmt und gebieterisch aufzutreten, wie ein selbstbewusster, trittsicherer Führer, aber ich hatte immer noch das bange Gefühl, dass er ebenso ahnungslos war wie

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