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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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würde mir das ewig vorhalten.
    »Buttercup!«, zischte ich. Ich ließ das T-Shirt fallen und hörte, wie sie beide nach Luft schnappten, als sie beobachteten, wie es scheinbar aus eigenem Antrieb durch die Luft schwebte. Ich war fest entschlossen, nur zu flüstern, aber aus der Art, wie sie auf ihr Aufnahmegerät starrten und die kleinen Kringel und Linien beobachteten, die über den Monitor flimmerten, schloss ich, dass sie mich zwar nicht sehen oder hören konnten, aber mit ihrer Ausrüstung jede meiner Bewegungen aufzeichneten. »Hierher, sofort!«, stieß ich mit zusammengepressten Zähnen hervor. Es nervte mich, dass er zwischen ihnen hin- und herlief, sie abschnüffelte und ihre Hände leckte, so als wären sie längst verloren geglaubte Freunde, die plötzlich wiederaufgetaucht waren.
    Dann kam er mit eingezogenem Schwanz zu mir geschlichen und sah mich aus seinen braunen Augen an. »So ist es besser«, sagte ich schmeichelnd und kraulte seinen Kopf, um ihm zu zeigen, dass ich mich nur geärgert hatte und nicht verrückt geworden war. Das Pärchen hob seine Hände und betrachtete die Finger, die Buttercup gerade überall angesabbert hatte. Dann wandten sich die beiden einander zu, zogen ihre buschigen Augenbrauen nach oben, als würden sie fragen wollen: »Hast du das gespürt?«
    »Du musst an meiner Seite bleiben, nicht bei ihnen. Egal, was jetzt geschehen wird. Ich brauche dich, okay? Wir dürfen kein Risiko eingehen. Ich muss nur noch herausfinden, was wir jetzt tun sollen, bevor sie …«
    Die Frau kam auf mich zu. Sie tapste wie ein Kleinkind mit winzigen Schritten über den Boden. Ihre riesigen nackten Füße waren von Hühneraugen übersät, und ihre Fußballen waren entzündet. Der Nagellack an ihren Zehennägeln war abgeplatzt – dagegen sahen meine Nägel so aus, als wäre ich gerade aus dem Nagelstudio gekommen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und tappte über den Teppich. Dabei hielt sie die Videokamera vor sich, und das leise Surren war das einzige Geräusch im Raum. Ich nahm an, dass sie nur eine Reihe von weißlich glühenden, verwackelten Bildern eines winzigen Lichtkleckses auf die Linse bekam. Bei all den Sendungen über Geister und Spuk und so hatten diese Geräte selten mehr als das aufzeichnen können.
    »Er ist nicht allein«, wisperte sie und winkte ihrem Mann über die Schulter zu. »Da ist jemand bei ihm. Jemand, der kleiner ist als er. Sieht so aus, als säßen sie beide in der Hocke.«
    Er?
    Ich kniff die Augen zusammen, runzelte die Stirn und zog Buttercup noch näher an mich heran. Ich zupfte meinen Rock zurecht und fuhr mir mit den Fingern durch das Haar, um ein bisschen netter auszusehen. Die Tatsache, dass man mich gerade für einen zehnjährigen Jungen gehalten hatte, kränkte mich sehr.
    »Ist er es? Ist es tatsächlich der Radiant Boy?«, rief ihr Ehemann, und am Ende des Satzes lag eine gewaltige Mischung aus Aufregung und Angst in seiner Stimme.
    »Ja«, antwortete sie. Ihre Stimme klang fest, aber der Ausdruck in ihren Augen zeigte, dass sie nicht wirklich davon überzeugt war. »Zumindest scheint er es mit ziemlicher Sicherheit zu sein. Und jemand ist bei ihm. Jemand, der kleiner ist als er. Hier gibt es zwei Radiant Boys!«
    Meine Güte .
    Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf meine Fersen, während sie sich immer näher an mich heranschlich.
    Das war ja eine tolle Geisterjägerin! Sie hielt doch tatsächlich ein hübsches blondes Mädchen und ihren süßen gelben Labrador für zwei ätzende, herumspukende Jungs.
    Grundgütiger!
    »Versuch, mit ihnen zu sprechen – Kontakt mit ihnen aufzunehmen«, drängte sie ihr Mann. Er richtete seinen Blick auf den Bildschirm seines kleinen tragbaren Geräts und beobachtete aufgeregt, wie sich die Linien bewegten. »Frag ihn, warum sie hier sind, und was sie hier wollen. Und frag sie, ob es irgendwelche Botschaften gibt, die sie weitergeben möchten.« Er sagte das alles so, als könne ich diese Worte nur verstehen, wenn sie sie aussprechen würde. Als hätte sie ein Patent darauf, mit den teuren Verblichenen zu kommunizieren.
    Der Mann trat hinter sie, packte die Kamera, die sie ihm über ihre Schulter reichte und hob sie mit einer Hand hoch, während er mit der anderen den Voicerekorder festhielt. Seine Frau kam noch näher auf ihn zu, strich mit den Händen über ihr verknittertes grünes Sweatshirt, dachte aber nicht daran, ihr vom Schlaf zerzaustes Haar zu glätten, was mich wiederum viel mehr gestört

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