Riley Das Mädchen im Licht
kauerte mich gegen die Wand und entkam um Haaresbreite einem defekten Föhn, der sich wie eine Giftschlange zischend an mir vorbeischlängelte. Ich hatte zu große Angst, meine Augen zu schließen, weil ich dann etwas verpassen könnte, aber ich hatte genauso große Angst, sie offen zu lassen, weil ich nicht wusste, was ich dann noch zu sehen bekommen würde. Ich blinzelte trotz des Winds und der herumfliegenden Trümmer nach oben zu Radiant Boy, der finster auf mich herunterschaute, und wünschte, ich hätte Buttercups Schwanz gepackt und wäre mit ihm nach draußen gelaufen, als ich dazu noch eine Möglichkeit hatte.
Aber jetzt war es zu spät. Da ich es versäumt hatte, rechtzeitig wegzulaufen, blieb mir nichts anderes übrig, als mit der Situation zurechtzukommen. Wenn ich nach London wollte, fliegen lernen wollte, oder den Mut besitzen wollte, Bodhi jemals wieder gegenüberzutreten, dann musste ich das jetzt durchstehen, egal, was noch auf mich zukam.
Ganz gleich, was aus mir wurde.
Der Radiant Boy ragte bedrohlich vor mir auf. In den letzten paar Sekunden war er zum Dreifachen seiner Größe angewachsen. Die blonden Locken, die gerade noch flauschig seinen Kopf umspielt hatten, verwandelten sich in bösartige Schlangen mit drei Köpfen, während sein Körper ein grelles Licht ausstrahlte – so glühend, dass ich es nur mit Mühe schaffte, nicht die Hände vors Gesicht zu schlagen. In seinen Augen lag ein wütender, Unheil verkündender Ausdruck. Zwei feuerrote, flammende, hasserfüllte Punkte waren auf mich gerichtet. Aber das war nichts im Vergleich zu seinem Mund – einem riesigen schwarzen Loch, einem gähnenden Abgrund, der sich so weit auftat, dass mich das untrügliche Gefühl beschlich, er würde mich gleich mit Haut und Haar verschlingen.
Ich presste meine Lippen aufeinander und versuchte verzweifelt, meinen Schrei zu unterdrücken. Ich starrte auf diese beiden flammenden Augenhöhlen, während er immer näher an mich herankam. Das war das Unheimlichste, was ich sowohl als Lebende wie auch als Tote jemals zu Gesicht bekommen hatte. Und das schließt meine schlimmsten Albträume, TV-Shows und sogar die Filme mit ein, die ich eigentlich nicht hätte anschauen dürfen, es aber trotzdem getan hatte.
So etwas Furchterregendes hatte ich noch niemals gesehen.
Die Wut in seinen Augen war so heftig, dass ich beinahe die sengende Hitze spüren konnte, als sein riesiger Schlund die Luft aus dem Raum saugte.
Und eine Sache war mir ganz klar: Eine Reise nach London war das nicht wert.
Und auch die Flugstunden wurden wohl überbewertet.
Aber als ich mich umdrehte, einige Zentimeter zurückwich und mich bereits auf halbem Weg durch die Wand befand, um schleunigst abzuhauen, dachte ich an Bodhi.
Ich stellte mir vor, wie er mich ganz sicher herablassend angrinsen würde, wenn er mich im Gang sähe, mit weit aufgerissenen Augen und zu Tode erschrocken.
Ich dachte daran, dass ich dann versagt hätte und wie schrecklich ich mich dabei fühlen würde.
Und ich wusste, dass ich das nicht bringen konnte.
So schnell durfte ich nicht aufgeben.
Nicht, bevor ich nicht zumindest versucht hatte, mich tapfer zu schlagen.
Egal, was aus mir werden würde, ganz gleich, was der Radiant Boy vorhatte – ich musste das jetzt durchziehen.
Ich drehte mich auf dem Absatz um, stemmte die Hände in die Hüften und straffte meine Schultern. Dann kniff ich die Augen zusammen und nahm all meinen Mut zusammen. »Was willst du hier eigentlich beweisen?«, stieß ich hervor und hoffte, dass er nicht bemerkte, wie meine Glieder zitterten.
Er schlich sich noch näher an mich heran. Seine Augen glühten auf, und sein Mund öffnete sich noch weiter – er riss ihn so weit auf, wie ich es nie für möglich gehalten hatte. Und mit erstaunlicher Geschwindigkeit verringerte er den Abstand zwischen uns. Diese zornigen, feurigen Augäpfel schienen mir die Augenbrauen zu versengen, als er sich zu mir vorbeugte und die Schlangen aus seinen Haaren schüttelte. Hunderte widerliche, rotäugige, dreiköpfige Schlangen, die wütend ihre rasiermesserscharfen Giftzähne zeigten, krümmten und wanden sich und schlängelten auf mich zu.
Ich sprang auf das Sofa zu und versuchte, mich an dem glatten Marmortisch festzuhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie glitten alle auf mich zu und vermehrten sich so rasch, dass sie schon bald den ganzen Holzboden bedeckten und ihn in ein unergründliches, zischendes Meer verwandelten.
Ich bemühte mich
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