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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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sah, zu ihrem Boss. »Ich meine, du willst mich nicht allen Ernstes herumkommandieren , oder?« Ich sah mich um und prägte mir jedes Detail ein, weil ich mich an diesen bestimmten Moment ganz genau erinnern wollte. Wie der Raum aussah und wie sie aussahen war wichtig, weil ich wusste, dass das meine Lieblingsstellen in der Geschichte werden würden, wenn ich sie später erzählte. Ich schüttelte den Kopf, als ich das plötzliche Aufglühen in seinen Augen sah, das, wie ich richtig deutete, Zorn bedeutete. »Meine Güte, es sieht so aus, als würdest du es tatsächlich ernst meinen. Okay.« Ich nickte und versuchte, bei seinem Anblick nicht zurückzuzucken. »Aber schau, es geht um Folgendes. Ich kann nicht gehen – zumindest noch nicht. Ich habe eine Aufgabe bekommen, und, na ja, bevor ich sie nicht erledigt habe, verschwinde ich nicht von hier. Also haben wir anscheinend ein kleines Problem, wenn du mir Befehle geben willst und so.«
    Er warf einen Blick über seine Schulter und sah die anderen an, die seine Bemühungen mit halbherzigem Schulterzucken beantworteten. Das reichte ihm jedoch, um sich mir wieder zuzuwenden und zu sagen: »Ich erkläre dir hiermit, dass du gehen musst! Und zwar sofort!« Er hob seine Arme und streckte die Handflächen nach oben, während sich weitere dreiköpfige Schlangen über seine Arme schlängelten und in meine Richtung schnellten.
    Ich schlug sie jedoch einfach weg, weil ich wusste, dass sie nur echt waren, wenn ich ihnen das gestattete. Im Großen und Ganzen konnte er mir nichts anhaben.
    Ich zuckte die Schultern und ging zu dem mit blauem Stoff bezogenen Stuhl hinüber. Ich stellte ihn wieder auf seine Füße und ließ mich darauffallen. Da ich wohl zu Recht annahm, dass diese Sache wegen all dieser Vorschriften und Verkündigungen ein wenig länger dauern würde, als ich mir das wünschte, konnte ich es mir zumindest ein wenig bequem machen.
    Er baute sich vor mir auf. Seine rötlichblonden Augenbrauen zogen sich über den vor Wut sprühenden Augäpfeln zusammen. Aber ich reagierte nicht darauf – ich weigerte mich, ihm diesen Gefallen zu tun. Und nachdem er noch einige weitere Befehle und Anordnungen von sich gegeben hatte und einige Drohungen ausgestoßen hatte, sah er plötzlich so aus, als hätte man ihn ausgeknipst.
    Tatsächlich waren alle drei abgeschaltet.
    Sie glühten nicht mehr, ihre Augen waren nicht mehr rot, und drei normale rosafarbene Münder ersetzten die abgrundtiefen schwarzen Löcher, die soeben noch dort gewesen waren.
    Vor mir standen ein paar Zehnjährige, wie man sie überall sah. Na ja, bis auf die echt grauenhaften, einfach unglaublichen – ich wünschte, das hättet ihr sehen können – grässlichen weißen Anzüge mit kurzen Hosen und den dazu passenden weißen Kniestrümpfen und den glänzenden schwarzen Schuhen.
    Ich konnte nicht anders, als zu hoffen, dass das die Klamotten waren, die man ihnen für die Beerdigung angezogen hatte, denn falls sie sich dieses Outfit selbst ausgesucht hatten, dann bezweifelte ich, dass ich jemals zu ihnen durchdringen würde.
    »Warum hast du keine Angst vor uns?«, fragte der Junge, den ich in Gedanken Erdbeerkopf nannte.
    Ich zuckte die Schultern, musterte ihn kurz und erwiderte dann: »Na ja, wenn du dich dann besser fühlst … Ich hatte zuerst schon Angst vor euch. Ich meine, ihr habt doch gesehen, dass ich kurz davor war, abzuhauen. Und dann dieses schreckliche Theater mit dem Clown und den Bohrern und Haken …« Ich schüttelte mich bei dem Gedanken daran. »Tja, ihr habt mich beinahe geschafft! Aber als ihr mit diesem Monstergetue angefangen habt, war das ein todsicheres Zeichen.« Ich grinste und fügte hinzu: »Die Doppeldeutigkeit war durchaus beabsichtigt.« Ich brach in Gelächter aus, aber sie stimmten nicht mit ein. Rasch sprach ich weiter. »Wie auch immer, das war es eigentlich, was mich darauf gebracht hat. Ich meine, die meisten dieser Filme wurden lange vor meiner Zeit gedreht, und daher kapierte ich es in diesem Moment.«
    »Was hast du kapiert?« Er presste seine Lippen zusammen und sah mich auf diese nervige Art an, wie sie nur Zehnjährige draufhatten.
    »Mir wurde klar, dass du auf meine Angst bautest. Eine Angst, die mich übermannte und mich nicht mehr sehen ließ, dass ich eigentlich alles unter Kontrolle hatte – und die dazu führen würde, dass die Furcht die Oberhand gewinnen würde. Und ich begriff, dass meine Weigerung, diese Angst zu schüren und sie Besitz von mir ergreifen

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