Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
während Mary Angel zunehmend besorgt zu ihm herunterschaute.
Ihr ängstliches Stirnrunzeln versetzte ihn in Wut. Satchel war mit sorgenvollen Mienen aufgewachsen – darunter hatte er sein Leben lang gelitten.
Er wollte, dass Mary Angel lächelte.
Dass sie genauso lachte, wie sie für Jimmy Mac gelacht hatte.
Er schüttelte die Gondel wieder, noch fester als zuvor, und Mary Angel begann zu schreien. Sie rief laut irgendetwas über die Sicherungsstange.
Aber Satchel hörte nicht auf sie. Selbst als sie ihn immer wieder darauf aufmerksam machte und ihn anflehte, damit aufzuhören, trieb ihn ihr ängstliches Gesicht nur noch weiter an.
Warum war es bei Jimmy Mac in Ordnung, wenn er mit der Gondel schaukelte, bei ihm aber nicht?
Hielt sie ihn, wie alle anderen, auch nur für einen merkwürdigen Spinner und Feigling?
Glaubte sie etwa, er wisse nicht, wie man Spaß haben konnte – wie man ein kleines Risiko genießen konnte?
Nun, er würde es ihr zeigen.
Er würde sie zum Lächeln bringen, koste es, was es wolle.
Er schaukelte weiter die Gondel hin und her, ohne auf das protestierende Quietschen zu achten.
Aber ganz gleich, wie fest er schaukelte – das Lächeln kam nicht.
Seine Finger rutschten von den Seiten ab.
Seine Gondel glitt unter ihm weg.
Sie schwang herum, bis sie auf dem Kopf stand, die Stange sich aus der Verankerung löste und er hinausgeschleudert wurde.
Der Fall aus dreißig Metern Höhe vollzog sich viel
schneller, als ich mir das jemals hätte vorstellen können. Ich sah zu, wie Satchel aus seinem Sitz flog. Er ruderte mit den Armen und strampelte mit den Beinen. Sein Kopf schlug auf dem Weg nach unten auf jeder Gondel auf, bis er schließlich auf den Boden geschmettert wurde und alles aufhörte.
Alles, bis auf Mary Angels schrillen Schrei.
Ein Ton, der noch lange nachhallte, als der Projektor bereits stillstand, der Computer ausgeschaltet war und Satchel sich vor mich hinstellte, so wie sie ihn gefunden hatten. Sein Schädel war an allen Seiten eingedrückt, am schlimmsten jedoch an der Oberseite. Sein Schlüsselbein hatte sich durch die Haut gebohrt und ragte aus einem klaffenden Riss in seinem blutdurchtränkten weißen Hemd, seine restliche Kleidung war zerfetzt und mit Hirnmasse bespritzt.
Sein verbliebenes unverletztes Auge starrte mich unverwandt an. »Und nun sag mir, Riley, ist es das, was du sehen wolltest?«
ZWANZIG
I ch musste etwas sagen.
Er erwartete, dass ich etwas sagte. Ich bemerkte es an der Art, wie er die Klammern von meinem Mund entfernte.
Aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, also entschied ich mich für das Naheliegendste. »Satchel, es tut mir sehr leid, dass dir das zugestoßen ist, aber du musst verstehen, dass es ein Unfall war.«
Er verdrehte das eine Auge und schüttelte seinen eingeschlagenen Kopf. »Glaubst du das wirklich?«, fragte er und spuckte dabei einen Mund voll zerbrochener Zähne aus.
Ich strich mir den Pony aus der Stirn und bemühte mich verzweifelt, ruhig zu bleiben und weder auf sein grauenhaftes Aussehen noch auf seinen unangebrachten Sarkasmus zu reagieren.
»Das ist natürlich sehr bedauernswert, aber es ist keine Entschuldigung für das, was du tust. Es ist keine Entschuldigung dafür, andere Menschen zu terrorisieren.«
»Was? Machst du Witze? Hast du irgendetwas nicht verstanden? Ich meine, schau mich doch an, Riley! Ich
habe die Warnungen meiner Eltern in den Wind geschlagen und gelogen, und nun sieh dir die Folgen an!« Er ließ seine geschundenen Finger an seinem Körper auf- und abgleiten.
Der Anblick war mehr als grausig – haargenau der Stoff, aus dem Albträume gemacht sind. Aber ich konnte es mir nicht leisten, mich davon abschrecken zu lassen. Ich musste die Zeit nutzen, die mir noch blieb, bevor er sich dazu entschloss, eine weitere Welle von furchtbaren Albträumen in meinem Namen zu weben. Ich musste einen Weg finden, zu ihm durchzudringen.
»So was kommt vor, Satchel!«, rief ich. »Es passieren ständig schreckliche, bedauerliche Dinge. Und obwohl es mir wirklich sehr leidtut, was dir zugestoßen ist, muss ich ganz ehrlich sagen, dass es mir noch mehr leidtut, wie du davor dein Leben führen musstest. Es tut mir leid, dass du keine Freunde hattest. Es tut mir leid, dass du ein Außenseiter warst. Und dass du nie Spaß in deinem Leben hattest. Aber am meisten tut mir leid, dass deine Eltern dich dazu erzogen haben, dich vor allem zu fürchten. Und dich dazu gedrängt haben, dich vor der Welt zu
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