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Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Titel: Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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werden wir dich holen.«
    An seiner Stelle wäre ich jetzt wie der Teufel losgerannt, um nur ja keine einzige Sekunde von dieser lächerlich kurzen Zeitspanne zu vergeuden. Aber Satchel und ich sind grundverschieden. Und das heißt, er lief nicht sofort los. Er dachte nicht einmal daran. Wenn man rannte, konnte man fallen, und das war schlimm – eine Tatsache, die ihm immer wieder eingetrichtert worden war, seit er seine ersten Schritte gemacht hatte.
    Mit starkem Herzklopfen und schweißnassen Handflächen machte er sich auf den Weg zu ihr. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, wenn er vor ihr stand, und ihm war klar, dass ihre Freunde möglicherweise alle lachen würden, aber trotzdem musste er das jetzt durchziehen. Diese Chance konnte er sich einfach nicht entgehen lassen. Er war auf der Kirmes – wie jedes andere Kind, wie ein ganz normales Kind –, und er wollte, dass Mary Angel das sah.
    Er wollte, dass sie ihn auf die gleiche Weise wahrnahm wie er sie.
    Als er sie einholte, stand sie mit ihren Freunden bereits
ganz vorne in der Schlange vor dem Riesenrad und wartete darauf, eingelassen zu werden.
    Ich stellte mich neben ihn, und wir beide schauten nach oben auf die Gondel, die am höchsten Punkt schwebte. Ich war immer begeistert von Riesenrädern gewesen – eigentlich überhaupt von Jahrmärkten –, aber durch Satchel sah ich alles in einem anderen Licht.
    Volksfeste waren gefährliche und schmutzige Orte, betrieben von zwielichtigen Schaustellern mit fragwürdiger Vergangenheit. Und obwohl alle Fahrgeschäfte ihre ganz besonderen Gefahren in sich bargen, war das Riesenrad das älteste und gefährlichste von allen. Das hatte ihm sein Vater auf der Fahrt hierher versichert, und seine Mutter neben ihm hatte in schweigender Zustimmung genickt.
    Ich warf ihm einen besorgten Blick zu. Er war nur noch wenige Zentimeter von Mary Angel entfernt, und ich machte mich darauf gefasst, was er nun tun und sagen würde. Gelinde gesagt, befand er sich auf unbekanntem Gebiet.
    Mary Angel drehte sich um und lächelte so breit, dass ihr Gesicht vor Glück strahlte, und obwohl das Lächeln nicht ihm galt – sie lachte lediglich über etwas, was einer ihrer Freunde gesagt hatte –, konnte Satchel das nicht richtig einschätzen. Dazu war er zu behütet aufgewachsen. Seine Hoffnung war zu groß, und er war in Gesellschaft viel zu hilflos.
    Er nahm es als Entschuldigung, um sich ihr zu nähern.
Er blieb jedoch verlegen stehen, als ein Junge – Jimmy MacIntyre, auch Jimmy Mac oder manchmal nur Mac genannt – besitzergreifend eine Hand auf ihren Rücken legte, seine Finger durch ihr rotes Haar gleiten ließ und sie sanft in Richtung der leeren, wartenden Gondel schob.
    »Hey, Satchel, fährst du auch?«, rief Mary Angel, als sie ihn endlich entdeckte, und glitt auf ihren Sitz.
    Und obwohl er ihre Aufmerksamkeit gesucht hatte und das der entscheidende, nein, der einzige Grund war, warum er seine Eltern angelogen und ihren Zorn riskiert hatte, falls seine Lüge entdeckt würde, war er sprachlos. Jetzt, da sie ihn ansah, brachte er kein Wort hervor. Ihm brach der Schweiß aus, zuerst auf der Stirn und dann am ganzen Körper.
    Jimmy Mac nahm ihm die Antwort ab. »Machst du Witze? Satchel? Mit diesem Ding fahren? Ich bitte dich. Dieser Junge ist ein Weichei. Er ist dauerhaft vom Sportunterricht befreit, weil er nicht laufen darf! Ist das zu fassen? Laufen ist zu gefährlich!« Er schüttelte den Kopf und verdrehte seine kastanienbraunen Augen. »Das ist das Verrückteste, was ich jemals gehört habe, und ich schwöre dir, es ist die Wahrheit!«
    Mary Angel sah Satchel schüchtern an und warf ihm einen bedauernden Blick zu, als Jimmy Mac sich direkt neben sie setzte und seine Schulter auf eine Weise an ihren Angorapullover drückte, die Satchel schwindlig machte.

    Satchel schluckte und starrte sie an. Ihm war nur allzu sehr bewusst, wie die Sekunden verstrichen und den Rest der ihm zugestandenen drei Minuten verschlangen. Und ihm war klar, dass ihn eine Menge Ärger erwartete, wenn er in der Nähe des Eingangs zum Riesenrad erwischt wurde.
    »Fährst du nun mit oder nicht?«, wollte der Schausteller wissen. Sein Gesicht war tief zerfurcht – das Ergebnis eines draufgängerischen Lebens, wie sein Vater sagen würde. Satchel hütete sich, danach zu fragen, aber er überlegte sich, wie wohl sein Vater erklärt hätte, warum seine Mutter, die ein kaum nennenswertes Leben führte, den gleichen traurigen Gesichtsausdruck trug

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