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Riley  - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley  - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Titel: Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sein einst so gefeierter Körper nur noch ein blutiger, bewegungsunfähiger Klotz war.
    In der Menge breitete sich ein seltsames, beinahe unheimliches Schweigen aus, bis sich die Zuschauer an diese unerwartete Wendung des Geschehens gewöhnt hatten. Auch ich schlug die Hand vor den Mund und konnte kaum fassen, was sich da vor meinen Augen abspielte. Dass Dacian mir tröstend seinen Arm um die Taille legte, nahm ich nur am Rande wahr.
    Wir stürmten alle zur Brüstung der Loge, wo sämtliche Mitglieder der Elite Roms sich drängten, sich den Hals verrenkten und mit hervorquellenden Augen beobachteten, welches schreckliche, unerwartete Ereignis nun folgen würde.
    Theocoles kämpfte verzweifelt darum, wieder auf die Beine zu kommen, aber seine Wunden waren zu tief. Seine durchtrennten Muskeln versagten ihm den Dienst. Er fiel auf den Rücken und starrte ungläubig seinen angeschlagenen, blutenden Gegner an, der über ihm aufragte und sein Schwert hob, bereit es in Theocoles’ Kehle zu stoßen – er wartete nur noch auf das entscheidende Wort, um seinen sicheren Sieg auszukosten.

    Er rechnete nicht damit, dass Theocoles sich von ihm abwandte und sich mit letzter Kraft auf die Seite drehte. Theocoles’ Blick suchte hoffnungslos Messalinas Augen, um sich bei ihr entschuldigen und sich von ihr verabschieden zu können.
    In diesem einen Blick lag ein so überwältigendes Verlangen, so viel Bedeutung und ein so unermessliches Bedauern, dass mir unwillkürlich Tränen über die Wangen liefen.
    Aber dem Publikum entging, was ich sah.
    Die Menge missverstand die Situation.
    Sie sahen nur, dass Theocoles seinem Gegner den Rücken zuwandte und hielten seinen Versuch, Abschied zu nehmen, für Feigheit.
    Sie waren wütend, dass ihr einstiger Held weder nobel noch tapfer genug war, seinem eigenen Tod ins Angesicht zu sehen. Das war ein Verhalten, das nicht toleriert wurde  – ein Akt, der gegen alles verstieß, wofür ein Gladiator stand. Also wandten sie sich sofort gegen ihn.
    Aus Tausenden Mündern, die noch vor einem kurzen Augenblick vor Schreck offen gestanden hatten, ertönte nun ein rachedurstiger Schrei: »Töten!«
    Die Forderung war so übermächtig, dass der Imperator ohne Zögern mit einem Nicken seine Zustimmung gab.
    Die Menge drängte weiter vorwärts. Meine Gedanken vernebelten sich, und ich bekam kaum noch Luft. Ich atmete heftig mehrmals ein, bis ich begriff, dass ich nicht ausatmete.

    Es war nicht nötig – ich musste nicht atmen.
    Irgendetwas zupfte und zerrte an meiner Erinnerung. Es ging um mich und um Theocoles, aber ich hatte keine Ahnung, worum genau es sich handelte.
    Während das römische Publikum gebannt in die Arena gaffte, erpicht darauf zu sehen, wie der mächtige Theocoles, die Säule der Verdammnis , den Tod fand, drehte ich mich zu Messalina um und schaute sie Hilfe suchend an. Ich hoffte, dass sie mir erklären konnte, warum ich plötzlich keine Luft zum Atmen mehr brauchte.
    Aber Messalina war verschwunden. Ich starrte auf die Stelle, wo sie soeben noch gestanden hatte, und plötzlich hob sich der Nebel, und ich erwachte aus meiner Trance.

ZWÖLF
    I ch entschlüpfte Dacian, schob mich an den römischen Aristokraten vor mir vorbei, hob die Seiten meines Kleids hoch, hielt den Stoff fest und warf mich über den Rand der Loge. Ich landete auf den Schultern eines erschrockenen und empörten Mannes, wich seinen zornig ausgestreckten Händen aus und kam auf dem Boden auf. Dann bahnte ich mir den Weg in die Mitte der Arena, wo Theocoles mit abgeschlagenem Kopf bäuchlings im Sand lag. Daneben stand eine vollkommen unversehrte, aber leicht durchscheinende Version von ihm und starrte verwirrt und niedergeschlagen auf seinen ehemaligen Körper.
    »Theocoles.« Ich zerrte an seiner Hand – mir war bewusst, dass ich jetzt schnell handeln musste. Ich hatte keine Ahnung, wohin Messalina gegangen war, aber ich befürchtete, sie würde nicht lange wegbleiben. »Theocoles, bitte, du musst mir zuhören. Du musst begreifen, dass du tot bist. Es ist vorbei. Der Kampf ist verloren, und es gibt kein Zurück mehr. Es tut mir wirklich sehr leid, was dir zugestoßen ist und dass du auf eine so grauenhafte und brutale Weise sterben musstest, aber jetzt ist es an
der Zeit, all das hinter dir zu lassen und weiterzuziehen. Es gibt einen besseren Ort für dich – einen viel besseren Ort, an den du gehörst. Und wenn du mir jetzt erlaubst, dich …«
    Er wandte sich mir zu, und seine topasfarbenen Augen

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