Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
dem Daumen über seine Schulter nach hinten.
Ich nickte. »Wir steuern das Schweigen an.« Ich schlüpfte an ihm vorbei und übernahm die Führung. »Und gehen zu einem Ort, wo Geräusche nur noch ein Flüstern sind. Dort werden wir ihn finden – und dorthin müssen wir ihn auch führen.«
ZWEIUNDZWANZIG
W ir gingen durch den Irrgarten zurück zur Treppe und von dort aus zum Ludus. Wir entfernten uns immer weiter von dem Lärm, den Messalina manifestiert hatte, um uns anzulocken, bis wir die lange Reihe von Kammern erreichten. Ich blieb stehen und lauschte aufmerksam, bis ich das Brüllen der Menge hörte. Dann wandte ich mich in die Richtung, aus der es kam.
»Warte! Ich dachte, wir sollten uns von dem Lärm wegbewegen«, wandte Bodhi ein.
»Das haben wir getan.« Ich beschleunigte meine Schritte.
»Aber jetzt gehen wir wieder direkt darauf zu.«
»Stimmt.« Ich bog um einige Ecken und versuchte, nicht genau darüber nachzudenken – das hätte zu Zweifeln geführt und für Verwirrung gesorgt. Wenn ich diese Sache beenden wollte, musste ich auf meine Instinkte vertrauen.
»Das verstehe ich nicht.« Bodhis Stimme klang entmutigt und so, als würde er am liebsten das Kommando übernehmen.
»Du begreifst es im Augenblick vielleicht nicht, aber
du wirst es bald verstehen, das verspreche ich dir. Du musst mir jetzt vertrauen.«
Ich sah ihn an und betrachtete seinen Haarschopf und seine dichten Wimpern und wandte rasch den Blick ab. Ich war mir nicht sicher, warum ich plötzlich ein Gefühl des Verlusts empfand, obwohl wir uns besser miteinander verstanden als je zuvor. Ohne Zweifel hatten sich die Dinge verändert – auf eine Weise, die weitreichender war, als wir beide im Augenblick begreifen konnten. Ob das eine gute oder eine schlechte Veränderung war, blieb abzuwarten. Mir wurde auf jeden Fall bewusst, dass jede Veränderung aus dem Verlust einer vorherigen Sache hervorging.
»Der Partylärm sollte uns ablenken und uns zu etwas führen, was gar nicht existierte«, erklärte ich ihm. »Messalina hat ihn manifestiert. Es gibt keine Partygäste – sie hat uns das nur vorgegaukelt. Nur das, was zwischen ihr und Theocoles geschieht, findet tatsächlich statt.«
»Und was ist mit all den anderen Seelenfängern? Bist du ihnen begegnet? Sind sie immer noch hier, verkleidet als Partygäste, Gladiatoren, Haussklaven oder was auch immer?«
Ich zuckte die Schultern. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihnen geschehen war, und, auch wenn ich es nur ungern sagte, es ging mich nichts an. Ich war gewarnt worden, mir keine eigenen Aufträge mehr zu suchen, und diese Lektion hatte ich wirklich gelernt, und zwar, indem ich Lehrgeld gezahlt hatte. Für mich hieß das, dass mich
alle Schicksale, außer dem von Theocoles, nichts angingen. Dafür war der große Rat zuständig, nicht ich.
»Damit werden wir uns später beschäftigen.« Ich warf einen Blick über meine Schulter. »Im Augenblick ist nur eines wichtig: Theocoles hält sich immer dort auf, wo das Gebrüll der Menge zu hören ist. Dafür hat er gelebt, dafür ist er versehentlich zu Tode gekommen – und das ist das Einzige, was er nicht aufgeben will.«
Wir bogen um eine weitere Ecke, und ich konnte ein triumphierendes Grinsen nicht unterdrücken, als mir das Licht so grell in die Augen stach, dass ich blinzelte und mein Gesicht mit der Hand abschirmen musste.
»Das Kolosseum«, stieß Bodhi hervor. Buttercup hob die Nase schnüffelnd in die Luft und sah sich verängstigt um, als er die Qual all der armen Tiere spürte, die hier einen schrecklichen Tod gestorben waren. »Es gibt einen Gang, der den Ludus mit dem Kolosseum verbindet. Das hatte ich ganz vergessen.«
Wir standen neben den großen Eisentoren und beobachteten die letzten Minuten des großen Kampfs – die Augenblicke, bevor Theocoles starb, bevor die Menge ihn mit Verachtung strafte, sich gegen ihn wandte und forderte, dass er dafür büßte, was sie als Feigheit ansah.
»Bitte warte hier, Bodhi. Lass mich das erledigen, bitte.« Ohne ein weiteres Wort rannte ich zur Arena hinunter. Ich wusste, dass Messalina wie immer erst später kommen würde, aber sie würde auftauchen, daran zweifelte
ich nicht. Messalina war ebenso gefangen wie Theocoles.
Offensichtlich war sie mir dicht auf den Fersen, denn ich hatte kaum den Sand betreten, als sie vor mir auftauchte. »Wenn du nicht bleiben und das Fest genießen willst, solltest du besser gehen. Ich habe versucht, eine gute Gastgeberin zu sein. Und
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