Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
zu leicht zu haben. Es hatte etwas für sich, wenn man Geduld haben und sich für etwas anstrengen musste.
Es hatte etwas für sich, einen Traum auf die altmodische Weise zu verwirklichen – indem man sich etwas tatsächlich verdiente.
»Es muss nicht aufhören, verstehst du?« Sie hob lächelnd ihre Hand. »Du bist die kleine Schwester, die ich mir immer gewünscht habe. Wir können ganz leicht wieder dorthin zurückkehren. Ein Wort von dir, und schon ist alles wieder wie gehabt.«
Mein Pony klebte an meiner Stirn, und es war mir peinlich, wie schlaff das Oberteil meines Kleids an meinem Körper herunterhing – das waren zwei gute Gründe, um meine Zustimmung zu geben, ganz zu schweigen von einer Menge anderer, die mir dazu auch noch einfielen. Ich müsste es lediglich zulassen, dass sie mir mit ihrem Finger über die Augenbrauen strich, und schon wäre ich wieder im siebten Himmel. Aber so verführerisch das auch war, ich wiederholte mein Nein. Ich setzte eine strenge Miene auf und kniff die Augen zusammen,
damit sie sah, dass ich es ernst meinte. »Und außerdem habe ich schon eine Schwester, und eines Tages werden wir wieder zusammen sein. Im Augenblick genügen mir die Erinnerungen an sie.« Die Erinnerungen und die gelegentlichen Besuche im Aussichtsraum, ganz zu schweigen vom Traumland. Ich deutete mit einer Kopfbewegung auf Theocoles. »Du weißt, dass ich einen Auftrag zu erledigen habe. Du weißt, dass ich hier bin, um zu ihm durchzudringen und um ihm zu helfen, weiterzuziehen.«
»Und du weißt, dass ich das nicht zulassen kann«, entgegnete sie und sah mich ernst und bedauernd an.
»Dann befinden wir uns anscheinend in einer Pattsituation«, meinte ich und beobachtete, wie sie sich von mir abwandte und ihre Aufmerksamkeit auf Theocoles richtete.
Sie kehrte zurück zu einer Szene, die sich vor vielen Jahrhunderten abgespielt hatte – zu dem Moment, in dem Theocoles fassungslos hinter seiner eigenen Leiche herging, die aus der Arena geschleift wurde.
»Es ist noch nicht vorbei!«, rief ich ihr nach. »Ich werde nicht aufgeben, bis ich meinen Auftrag erledigt habe!«
Meine Worte fielen auf taube Ohren, und der Gladiator und seine Freundin verschwanden hinter den großen Eisentoren.
NEUNZEHN
R iley!«, rief Bodhi. Er griff nach mir, aber ich wich zur Seite aus, ging an ihm und an dem armen, winselnden Buttercup vorbei und lief durch das Kolosseum hinaus auf die Straße.
»Du warst großartig«, meinte Bodhi und versuchte, mit mir Schritt zu halten. »Ehrlich, als dein Führer muss ich dir sagen, dass ich wirklich beeindruckt war.«
Ich ließ mich auf eine große Steinplatte sinken und vergrub mein Gesicht in den Händen. »Ach ja?«, murmelte ich leise. »Dafür gibt es keinen Grund. Die ganze Sache war von Anfang an ein kolossaler Misserfolg.«
»Wie kommst du darauf?« Bodhi setzte sich neben mich, und Buttercup versuchte, an meinen Fingern zu schnüffeln und sie abzulecken, aber ich stieß ihn weg.
»Was soll das heißen?«, fauchte ich. Ich wusste, dass ich mich zickig benahm, aber ich brachte es nicht fertig, ihm zu sagen, warum das so war.
Es war die Art, wie Bodhi mich angesehen hatte, als ich Aurelia war – und die Art, wie er mich im Gegensatz dazu jetzt ansah. Seine Blicke waren so entgegengesetzt wie die beiden Pole, Welten voneinander entfernt, so unterschiedlich
wie … na ja, so unterschiedlich wie ich und Aurelia.
»Du hast dir deinen Weg nach draußen erkämpft«, erwiderte Bodhi. »Du bist die erste Seelenfängerin, die das geschafft hat.«
»Ich habe gar nichts geschafft«, entgegnete ich. »Ich habe den Weg nach draußen nur gefunden, weil du und Buttercup bei mir wart. Dein Erscheinen auf dem Balkon hat irgendetwas in mir ausgelöst. Zu Beginn habe ich allerdings hart dagegen angekämpft, weil ich weiter als Aurelia leben wollte.« Ich hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Nur damit das klar ist – ich habe alles gehört, was du gesagt hast. Und ich erinnere mich an alles .« Ich warf ihm einen vielsagenden Blick zu und fragte mich, ob er verstand, worauf ich anspielte. Ich meinte seine Äußerung, mit der er gestanden hatte, dass ihm bei meinem Anblick – oder genauer gesagt beim Anblick von Aurelia – die Luft weggeblieben war. Ich schüttelte seufzend den Kopf, fuhr mit der Hand durch die Luft und wünschte mir, ich könnte das, was ich gerade gesagt hatte, einfach wegwischen. Es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu reden. »Ich habe nur aus einem
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