Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
Vom Netzwerk:
wird.
    »Du warst also wirklich ein Prinz.« Ich schaute ihn mit neuer Ehrfurcht, aber auch mit einer gewaltigen Dosis Schuldgefühlen an. Ich fühlte mich schrecklich, weil ich meine Lektion immer noch nicht gelernt hatte – nämlich, dass man andere nicht nach dem Äußeren beurteilt, und weil ich an ihm gezweifelt hat, und das nur wegen seiner Klamotten und der Hütte, die er als Behausung gewählt hatte. Trotzdem konnte man mir dieses Urteil nicht vorwerfen. Schließlich hatten alle Beweise eindeutig gegen ihn gesprochen.
    »Das war ich tatsächlich.« Er nickte und drehte dem Ort den Rücken zu. »Das war ich tatsächlich.«
    Er winkte mich zu sich und wollte uns wegführen, aber nachdem ich so hart dafür gearbeitet hatte hierherzukommen, war ich noch nicht bereit, so schnell wieder abzuhauen.
    »Das war’s?« Meine Augenbrauen schossen nach oben, ich hob den Kopf und warf die Hände in die Luft. »Du hast dir ernsthaft die ganze Mühe gemacht, mich mit deinem speziellen Tee unter Drogen zu setzen, nur damit ich einen kurzen Blick auf irgendein altes Schloss werfen kann? Und jetzt willst du, dass ich wieder gehe? Entschuldige, wenn ich das so sage, aber ich finde, dass du mich, nachdem du mir das alles zugemutet hast, zumindest ein wenig herumführen könntest, mir ein bisschen was zeigen könntest. Du könntest mich wenigstens durch das riesige Tor führen. Ich meine – das ist doch nicht zu fassen!«
    Ich schüttelte den Kopf und begann, meine Augen zu verdrehen und war kurz vor dem kompletten Looping, als er sagte: »Es gibt noch viel mehr zu sehen, das kannst du mir glauben. Aber nicht hier. Dieses Gebäude existiert nicht mehr. Es ist schon seit vielen Jahrhunderten verschwunden. Du musst verstehen, dass alles auf der Erdebene nicht von Dauer ist. Alles. Die einzige Sache, auf die du in der physischen Welt zählen kannst, ist die Veränderung. Veränderung ist die einzige Konstante, die es gibt.«
    Er deutete auf etwas hinter meiner Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass der Himmel, der einen Augenblick zuvor nur leicht dunstig gewesen, nun mit dicken Rauchwolken verhangen war. Der Ort, wo der Palast gestanden hatte, bestand nur noch aus einem Haufen Schutt und Asche. Die Erde war rot von Blut.
    »Wir wurden überfallen«, erklärte er mit fester Stimme. Und als ich mich ihm wieder zuwandte, sah ich, dass die alten, abgerissenen Lumpen wieder da waren und die elegante Tunika ersetzten, die er vorher manifestiert hatte. »Infolgedessen bin ich hier gelandet.«
    »Auf der Insel?« Ich rümpfte die Nase und stellte überrascht fest, dass wir plötzlich wieder an den Strand zurückgekehrt waren. Nur dass er irgendwie anders war. Allerdings konnte ich nicht genau sagen, auf welche Weise.
    Er nickte und deutete wortlos auf ein riesiges Haus auf einem Hügel. Ein großes Gebäude wie auf einer Plantage – in der Art, wie man sie aus Filmen oder Schulbüchern kennt. Es war zwar nicht annähernd so groß wie der Palast, den er mir gerade gezeigt hatte, hatte aber eine ordentliche Wohnfläche zu bieten, soweit ich das sehen konnte.
    Ich schaute zwischen Prinz Kanta und dem Haus hin und her, und mir wurde klar, dass es etwas zu bedeuten hatte. Es symbolisierte etwas, aber ich war nicht sicher, was das war. »Also bist du im Grunde genommen von einem afrikanischen Palast auf eine karibische Plantage gezogen und dann in die Strohhütte am Strand, wo du, aus welchem Grund auch immer, beschlossen hast, jetzt zu wohnen.« Ich drehte mich um und ließ meinen Blick über seine große Gestalt wandern, aber er schwieg und blieb unbewegt stehen. »Ich meine, du hast dich doch dafür entschieden, dort zu leben, richtig? Denn wenn nicht, also wenn du nicht zufrieden bist in dieser Art von …« Ich hielt inne und suchte nach dem richtigen Wort, das sich nicht zu abwertend oder beleidigend anhören würde. Auf die Schnelle fiel mir nichts ein, also fuhr ich rasch fort. »Wie auch immer, du weißt doch, dass du dir ein neues Heim manifestieren kannst – ebenso leicht, wie du deine Kleidung manifestieren kannst, die du tragen willst?« Ich versuchte, seine Miene zu deuten, aber ich konnte nicht viel damit anfangen. »Ein Steinhaus, ein Schloss, es gibt keine Grenzen. Alles, was du tun musst, ist, es dir vorzustellen, dir auszumalen, dass du es besitzt, und schon gehört es dir – kinderleicht!«
    Er wandte sich ab und drehte mir den Rücken zu. Ich muss sagen, dass mich das ziemlich nervte, denn ich war mit meinem

Weitere Kostenlose Bücher