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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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Verhaltensmuster war, sondern ihr liebster Zeitvertreib.
    Ich hielt ein wenig Abstand, aber meine Stimme übertönte alle anderen, als ich sie lautstark verteidigte. Ich schrie sie an und befahl ihnen, damit aufzuhören, sie in Ruhe zu lassen und sich etwas Besseres, Produktiveres zu suchen, womit sie ihre Freizeit verbringen konnten. Einen besseren Weg, um ihr Selbstbewusstsein aufzubauen.
    Und dann ertönte wieder die Glocke …
    Die Abfolge der Szenen wiederholte sich immer wieder, doch ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, so oft ich sie mir auch ansah.
    Und dann fiel es mir ein.
    Da war noch etwas.
    Eine vierte Szene, die ich nur ganz kurz und total verschwommen gesehen hatte …
    Eine Leiche .
    Und bevor ich mich’s versah, wurde ich von der Schule zu einem netten, bescheidenen Häuschen katapultiert. Ein ganzer Pulk von Polizisten, Sanitätern und weinenden, verstörten Menschen strömte hinein und hinaus.
    Alle scharten sich um eine dieser Krankenwagenliegen, wie man sie oft in Filmen sieht.
    Eine Trage, auf der ein kleiner, schlanker, vollkommen lebloser Körper lag, bedeckt mit einem Tuch …
    Und in diesem Moment wurde mir klar, dass es sich um Nicole handelte und dass Bodhi sich die Schuld gab.
    Ich erkämpfte mir meinen Weg nach draußen. Ich fühlte mich sehr unwohl in seiner schuldbewussten Gedankenwelt und in seiner Haut, in der er sich selbst hasste, und sehnte mich danach, ihm in die Augen zu schauen und mit ihm darüber zu sprechen.
    Ich zerrte an seinem Arm. »Aber du hast es versucht. Du hast versucht, es abzuwenden. Ich habe dich gesehen und dich gehört – ich war du!« Ich schrie ihn beinahe an, verzweifelt bemüht, ihn zu befreien, damit auch ich mich von all dem losmachen konnte.
    Doch Bodhi wollte nicht auf mich hören. Er schüttelte nur den Kopf. Seine Augen funkelten zornig, und seine Stimme klang verbittert, als er mir antwortete: »Ach ja? Und was genau hast du gehört, Riley? Was hast du tatsächlich gesagt, als du an meiner Stelle warst?«
    Ich blinzelte. Ich hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte – ich meine, hatten wir nicht das Gleiche erlebt?
    Ich folgte mit meinem Blick seinem ausgestreckten Finger, der auf den Ort deutete, wo sich alles noch einmal abspielte.
    Eine Glocke, ein Junge, ein Mädchen …
    Schließlich begriff ich es.
    Ich begriff den wahren Grund, warum niemand reagierte, als Bodhi und ich diese Worte riefen – den wahren Grund, warum man uns einfach so ignorierte.
    Wir hatten sie gar nicht ausgesprochen.
    Wir hatten überhaupt nichts gesagt.
    Diese Worte waren niemals über Bodhis Lippen gekommen, geschweige denn über sein Herz.
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Hatte keine Ahnung, wie ich ihn trösten konnte.
    Aber ich wusste mit Sicherheit, dass Zorn gepaart mit Schuldgefühlen ein starkes Gebräu ergaben – eine Mischung, die eine Person für immer in eine Falle bringen konnte.
    »Ich hatte vor, an diesem Tag etwas zu sagen. Ich hatte alles bereits geplant, doch im allerletzten Moment habe ich gekniffen und es auf den folgenden Montag verschoben. « Seine Stimme klang ernst, und er starrte unbewegt geradeaus. »Ich dachte, ich würde am Wochenende all meinen Mut sammeln und dann versuchen, sie davon zu überzeugen, dass sie klug, hübsch, einzigartig und cool war, und dass nichts von dem, was die anderen Kids über sie sagten, auch nur im Geringsten der Wahrheit entsprach. Ich meine, versteh mich nicht falsch. Ich wusste, dass sie mich nicht mochte. Oder zumindest nicht auf die Weise, wie ich sie mochte. Ich war nur ein dummer, kleiner Anfänger, und sie war ein exotisches, älteres Mädchen. « Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht und über die Augen, und ich wandte rasch meinen Blick ab und tat so, als hätte ich es nicht gesehen. Dann wartete ich geduldig ab, weil ich spürte, dass er noch einen Moment oder zwei brauchte, um weitersprechen zu können.
    »Ich wollte sie nur wissen lassen, dass ich auf ihrer Seite war. Aber wie sich herausstellte, kam ich nicht mehr dazu, ihr irgendetwas zu sagen, denn der Montag kam nie. Zumindest nicht für sie.«
    Ich stand neben ihm und spürte diesen vertrauten, tief verwurzelten Schmerz, der so groß und gewaltig war, dass er auch mich zu überwältigen drohte.
    »Ich schätze, sie konnte es einfach nicht mehr ertragen. Sie hatte wohl das Gefühl, sich an niemanden wenden zu können, also …« Er sah mich an, und in seinen Augen lag Trauer, als seine Worte nachhallten. »Ich

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