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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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Nichts auf und sprang direkt auf die Straße. Mein Vater versuchte, ihm auszuweichen, durchschlug die Leitplanke, schoss die Böschung hinunter und krachte gegen einen Baum, der uns alle das Leben kostete.
    Ich kapierte nur nicht, dass ich tot war.
    Ich fühlte mich ausgezeichnet und lebendig, als ich die Brücke zur anderen Seite halb überquert hatte, also überlegte ich es mir anders und ging zurück, um auf diesen weiten, duftenden Feldern nach meiner Schwester zu suchen.
    Aber sie war auf die Erdebene zurückgekehrt. Zurück in ihren Körper und zu ihrem Leben.
    Und ich begriff die schreckliche Wahrheit, dass ich das nicht mehr konnte.
    Das machte mich so wütend , dass ich durch diesen flammenden Zorn dazu gezwungen war, das alles in Gedanken immer wieder und wieder zu erleben.
    Die Wut saß so tief und brannte so heiß, dass das einmal pulsierende Feld in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt und wieder zur versengten, verbrannten und für immer vertrockneten Erde wurde.
    Prinz Kantas Warnung – in dem Moment, in dem du dich auf dich selbst konzentrierst und deine Gedanken von deinen Freunden abgelenkt sind, hast du verloren – war nur noch eine längst vergessene Erinnerung.
    Prinz Kanta war verschwunden.
    Er spielte keine Rolle in dieser Geschichte.
    Meine ganze Welt war auf ein kleines Stück Land zusammengeschrumpft, das nur aus meinem tief verwurzelten, kochenden Zorn und mir bestand.

 

FÜNFZEHN
     
    I ch sank auf die Knie, warf mich in die Asche, die meine Kleidung sofort schwärzte, und weinte, schrie, fluchte und jammerte genauso, wie ich es auch damals getan hatte.
    Aber das brachte meine Familie nicht zurück.
    Und es verwandelte mich auch nicht zurück in die Person, die ich einmal war.
    Trotzdem konnte ich nicht aufhören. Ich schaffte es einfach nicht, mich von dieser Szene loszureißen.
    Ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als auf diesen unendlichen Kreis der Wut und des Zorns, der mich zu verschlingen drohte.
    Falls ihr wissen wollt, wie lange das ging – tja, ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung. Ich schätze, der Zeitraum lag irgendwo zwischen einer Ewigkeit und einigen Sekunden. Auf jeden Fall dauerte es viel zu lange, um so weiterzumachen.
    Aber dann, während ich noch schrie und einen Wutanfall nach dem anderen hatte, trat plötzlich eine Pause ein. Eine kurze Atempause, die bestenfalls einen Sekundenbruchteil andauerte.
    Ein kleiner Aufschub, währenddessen – ich kann es nicht anders formulieren – ein Moment der Stille auftauchte.
    Ein kleiner, heller Punkt, an dem Zorn nicht existieren konnte.
    Und obwohl es nur einen Augenblick anhielt, war ein Teil von mir von diesem Moment an nur noch darauf konzentriert, dass es noch einmal geschah.
    Und beim nächsten Mal schien es ein wenig länger anzudauern, danach sogar noch länger.
    Bis sich schließlich diese winzige, strahlende Lücke der Stille ausdehnte und wuchs, bis sie sich so weit ausgebreitet hatte, dass ich es gerade schaffte hindurchzuschlüpfen.
    Mein Zorn verebbte, meine Wut verflog. Das machte es mir möglich, meine Situation ganz klar zu sehen. Es war nicht mehr zu leugnen, dass ich mich in keiner Weise von all den anderen unterschied, die an diesem Ort festsaßen.
    Wir waren alle ebenso zornig und unversöhnlich, wie Rebecca uns gern sehen wollte.
    Ich war mit Sicherheit mit all diesen verlorenen und einsamen Seelen ebenso verbunden, wie sie mit mir.
    In diesem Bruchteil einer Sekunde hatte ich die Wahrheit von allem sehen können – und das war alles, was nötig war, um mich zu befreien.
    Das genügte, um mir klarzumachen, dass ich nicht allein war, und es auch niemals gewesen war. Ich hatte nichts zu befürchten. Es gab nichts, worüber ich wütend sein sollte. Natürlich hatte ich mir niemals vorstellen können, dass mein Leben so enden würde, aber ich konnte auch nicht abstreiten, dass es auf die eine oder andere Weise besser geendet hatte, als ich mir das jemals hätte ausmalen können.
    Ich stand auf und beobachtete verblüfft, wie das versengte Feld verschwand und den Blick auf die Seifenblase freigab, wie sie tatsächlich war – ganz anders, als die Sicht, die Rebecca mir hatte vermitteln wollen.
    Es gab keine fallende Asche oder verbrannten Bäume mehr, die sich in Vorschulklassenzimmer verwandelten. Keine weiten, öden Felder mehr, und keine Familienausflüge, die abrupt endeten. Es gab nur noch einen dunklen, trüben See, in dem sich zutiefst unglückliche, sich windende Seelen

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