Riley - Im Schein der Finsternis -
noch erfüllen – ich würde dreizehn werden.
Aber vorher musste ich mich noch dieser wichtigen Angelegenheit widmen.
Jede Seele war anders. Keine glich der anderen. Einige waren wütend auf sich selbst, andere hatten einen Zorn auf andere, und wieder andere hatten ein so schreckliches Leben geführt, dass es unmöglich war, sie zu verstehen.
Aber ich war nicht hier, um über sie zu richten. Ich war hier, um ihnen eine gewisse Erleichterung zu verschaffen. Also schritt ich weiter die Reihen ab und durchforstete die Menge, bis ich irgendwann erstaunt feststellte, dass die Welt geschrumpft war und sich nur noch auf Bodhi, Buttercup, Prinz Kanta und mich beschränkte.
Dass ich mich riesig freute, den Prinzen wiederzusehen, wäre untertrieben ausgedrückt. Obwohl ich versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken und mich auf die Seele vor mir zu konzentrieren, würde ich lügen, wenn ich sagte, dass mich sein Verschwinden nicht schwer beunruhigt hätte.
Als ich ihn mit Bodhi bekanntmachen wollte, stellte ich fest, dass sie sich wohl kurz vorher schon begegnet waren.Und obwohl es niemand von uns aussprach, wusste ich, dass wir alle auf der Suche nach Rebecca waren. Ihre Welt war zusammengeschrumpft und hatte ihr nur noch einen Platz gelassen, an dem sie sich verstecken konnte – das große gelbe Haus, eine manifestierte Nachbildung des Gebäudes, in dem sie aufgewachsen war.
Ich starrte auf die Villa, nicht sicher, ob wir den ersten Schritt wagen sollten oder ob wir warten sollten, bis sie zur Vernunft kam, begriff, dass sie eine Niederlage erlitten hatte, und mit der weißen Fahne in der Hand herauskam.
Bodhi schlug vor, das Haus niederzureißen, um an sie heranzukommen, aber ich hatte eine andere Idee.
Ich schlüpfte schnell an den anderen vorbei und lief die Treppe hinauf, dicht gefolgt von meinen Freunden. Ich wusste genau, wo ich sie finden würde, denn ich hatte das ja schon durchlebt.
Geradewegs rannte ich auf den Schrank zu. Und, wie ich zugeben muss, dachte ich den Bruchteil einer Sekunde lang daran, irgendein Bild von einer Figur zu manifestieren, das aussah wie ihr Vater. Ich wusste, dass sie das herauslocken würde, entschied mich jedoch dagegen. Teils, weil es mir nicht richtig vorkam – es erschien mir grausam und hart – und teils, weil ich wirklich keine Ahnung hatte, wie ich das anstellen sollte. (Ich machte mir im Geiste eine Notiz, mich später danach zu erkundigen.)
Vor der Tür blieb ich stehen und warf einen Blick über meine Schulter. Der Prinz und Bodhi nickten mir ermutigend zu, Buttercup klopfte mit seinem Schwanz auf den Boden.
Ich packte den Türknauf und riss die Tür auf. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, mich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Zuerst sah ich nur ihre glänzend braunen Stiefel, den Saum ihres Rüschenkleids und eine Pfote ihres Hundes, den sie an ihre Brust presste. Nachdem ich die Kleider, die an den Bügeln hingen, zur Seite geschoben hatte, konnte ich auch den Rest von ihr sehen.
Unsere Blicke trafen sich. Und einen Augenblick lang war ich mir unsicher, ob ich das wirklich hier zu Ende führen konnte. Aber der Gedanke wurde sofort weggefegt von etwas, was ich nur als Gedankenwelle bezeichnen kann – eine wunderbarere Woge aus Liebe und Unterstützung, die von meinen Freunden kam.
Von dieser Welle gestärkt, sah ich Rebecca an. »Es ist vorbei «, erklärte ich ihr. » Alles ist vorbei. Nur du bist noch hier, und es ist an der Zeit, dass du herauskommst.«
Falls ich mir irgendwelche Illusionen gemacht hatte, dass diese Sache einfach zu lösen sein würde, hatte ich mich gründlich geirrt.
Rebecca hatte nicht vor, irgendwohin zu gehen. Und das gab sie mir deutlich zu verstehen, während sie mich anschrie, mich beschimpfte, fluchte und tobte.
»Er wird nicht kommen«, erklärte ich ihr und wehrte jeden verbalen Angriff ab, indem ich ihn einfach an mir abprallen ließ. »Dein Vater ist gegangen. Er ist schon vor langer Zeit weitergezogen. Das bedeutet, dass es keinen Sinn hat, das alles noch einmal aufleben zu lassen.«
Sie verkroch sich noch tiefer in den Schrank, drückte ihren Hund noch fester an sich und trat mit ihren Stiefeln nach mir. Und als ihr klar wurde, dass ich nicht weggehen würde, dass keiner von uns sich von der Stelle bewegen würde, tat sie das Unvorstellbare.
Sie ließ ihren Hund los und hetzte ihn auf Buttercup.
Ich schrie auf.
Ich konnte nicht anders.
Der Anblick dieses Biests, das auf meinen Hund losging, führte dazu,
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