Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
noch dort festwuchs.
Ich stand auf und ging zurück zu Genoveve. Als ich mich der Hauptstraße näherte, erschien Rhoan vor dem Haupteingang. Er sah genauso müde und mitgenommen aus, wie ich mich fühlte. Er sagte nichts, sondern zog mich nur in seine Arme, worauf ich die ganze Nacht gewartet hatte. Der Damm brach, und ich begann zu weinen. Es war Trauer um Kelly, Trauer meinetwegen und Trauer um eine Beziehung, der man keine Chance gegeben hatte.
»Lass dich von ihm nicht in irgendetwas hineindrängen, was du nicht willst«, sagte Rhoan nach einer Weile. Ich löste mich ein bisschen von ihm, schluchzte und wischte mir mit einem geliehenen Ärmel über das Gesicht. »Mach ich nicht.« »Und gib Quinn nicht auf.« Ich suchte seinen Blick. »Du hast mich doch gewarnt, ich sollte nichts von ihm erwarten.«
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Das war, bevor ich seine Nachricht gelesen habe.« Mein Herz machte einen Sprung. »Er hat eine Nachricht hinterlassen?« »Ja, in der Kühlkammer, in der sie wohl Henri festgehalten haben. Hier.«
Er holte ein weißes Stück Papier aus der Tasche und gab es mir.
Danke, dass du mir geholfen hast, meinen Freund zu finden. Es tut mir leid, dass ich dir nicht geben kann, wonach du suchst. Wären wir uns nur vor ein paar Jahrhunderten begegnet … Pass auf dich auf, Quinn
Mein Herz schien mir in die Kniekehlen zu rutschen, und ich sah meinem Bruder in die Augen. »Das ist wohl kaum eine Liebeserklärung.« Er grinste. »Dass er so viel geschrieben hat, bedeutet zumindest, dass der Mann sich nicht nur sexuell von dir angezogen fühlt, vor allem weil er hinzugefügt hat, ›wären wir uns früher begegnet‹.
Ich las die Nachricht noch einmal. »Wenn ich mache, was Jack von mir erwartet, kann ich das hier …« Ich nahm den Zettel, zerknüllte ihn und warf ihn weg, »… vergessen.« »Gib ihm Zeit, Riley. Ihr kennt euch noch nicht sehr lange, und er hat ziemlich schlechte Erfahrungen mit Werwölfen gemacht.« »Ich weiß.« Ich zwang mich zu lächeln. »Aber ich bin ein Wolf, und er ist ein Vampir mit ein paar sehr menschlichen Vorurteilen. Ich glaube nicht, dass wir sehr viel gemeinsam haben.«
»Wenn ein Wolf erst einmal eine Fährte aufgenommen hat, gibt er niemals auf.« Ich lächelte ihn ironisch an. »Insbesondere wenn die Fährte zu großartigem Sex führt.« »Genau. Auf guten Sex sollte man nicht leichtfertig verzichten.« »Bist du deshalb immer noch mit Davern zusammen?« »Zum Teufel, ja.« Er grinste mich frech an, verschränkte seine Finger mit meinen und drückte sie leicht. »Wieso gehen wir nicht nach Hause, machen uns frisch, gehen aus und besaufen uns?«
Ich lächelte. »Das hört sich wie das angemessene Ende für eine vollkommen verkorkste Woche an.«
Wie sich herausstellte, war es genau das.
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