Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
als auch Walisisch ist. Ich glaube, Guinevere heißt entweder weiße Welle oder weißes Phantom.« »Und?« »Weiße Phantome sind eine Vampirart.« Ich hob die Augenbrauen. »Tatsächlich?« Er nickte. »Es ist nicht viel, aber in diesem Stadium können wir alles gebrauchen.«
Er warf die Akte zu den anderen auf dem Stuhl. Wir durchsuchten die restlichen Schubladen, fanden jedoch nichts mehr. Ich nahm ein paar der CDs heraus, dann schloss Quinn den Schrank wieder zu, nahm die Akten und ging hinüber zum Telefon.
»Alle Anrufe in den Büros werden aufgezeichnet«, bemerkte ich, als er den Hörer abnahm. »Ich habe nicht vor, es zu benutzen.« Er streckte einen Finger in die Luft, auf der Spitze saß ein stecknadelgroßer Punkt. »Das Neueste in Sachen Abhörtechnik.« »Die Abteilung ist eine staatliche Institution. Sie wird regelmäßig überprüft.«
Bei seinem Lächeln führten meine Hormone wieder ihren kleinen Tanz auf. »Das hier wurde in meinem Labor entwickelt und ist in diversen Regierungsgebäuden bislang nicht entdeckt worden.« Ich hob meine Brauen. »Wieso hörst du Regierungsgebäude ab?« »Nicht alle. Nur die, die mir bei meinen Geschäften in die Quere kommen könnten.« »Und zufälligerweise hast du gerade eine von diesen kleinen Wanzen in der Tasche?« »Nein. Das Labor, das sie entwickelt, sitzt in Melbourne. Ich war gestern dort und habe mir eine besorgt.« Er lächelte mich an. »Natürlich habe ich deinen Chef von meinem Vorhaben unterrichtet. Also muss ich mir wohl wieder neue Spionagemethoden ausdenken.«
Er platzierte den Punkt auf der Basisstation, ging dann um den Tisch herum und streckte mir seine Hand entgegen. »Gehen wir?« Während ich seine Hand nahm, blickte ich auf die Wanduhr. »Jack will uns nicht vor fünf im Wochenendhaus treffen. Somit haben wir noch drei Stunden, bis wir nach Seymour zurück müssen.« Ich sah ihm in die Augen und versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. »Was, meinst du, sollten wir wohl mit der Zeit anfangen?« »Hast du Lust auf einen Kaffee?« »Nein.« Er schloss die Tür auf und legte die Hand auf die Klinke. »Wie wäre es mit einem Mitternachtsimbiss?«
»Es ist bereits deutlich nach Mitternacht, und das Einzige, was ich jetzt gern verspeisen würde …«, ich ließ meinen Blick an ihm hinuntergleiten, »… ist etwas, von dem ich bereits gekostet habe.« »Sprichst du immer so obszön mit deinen Partnern?« Ich lachte. »Mein lieber Vampir, ich habe noch nicht einmal angefangen, obszön zu werden.« In seinen Augen wetteiferten Belustigung und Verlangen miteinander. »Das hört sich ja beinahe wie eine Drohung an.«
»Nimm es, als was du willst. Solange du mich nimmst, ist mir das egal.« »Oh, das werde ich. Da kannst du sicher sein.« Er öffnete die Tür und grinste mich spöttisch an. »Aber nicht hier. Raus mit dir.«
Ich ging und lief direkt in einen Schatten. Ich schrie und zuckte zurück, mein Puls raste. Doch noch bevor der Schatten Gestalt annahm, wusste ich, dass es Gautier war. Sein Geruch, ein widerlicher Gestank, bei dem ich sofort das Bedürfnis hatte, mich zu kratzen, schwappte über mich. Quinn legte mir die Hände auf die Schultern und drückte fest zu, als wollte er mich davon abhalten, etwas zu sagen. Als ob ich das nötig hätte.
»Direktor Brown«, sagte Gautier mit seiner schmierigen Stimme leise und irgendwie respektvoll. »Ich dachte, Sie wären krank.« »Das war ich auch, und jetzt bin ich wieder da. Was wollen Sie?« »Nichts. Ich mache nur meinen nächtlichen Rundgang.«
Er log. Ich wusste, dass diese Woche Radford und nicht Gautier mit dem Rundgang dran war. Wieso schlich er also hier in der Vorstandsetage herum? Ahnte er, dass etwas nicht stimmte, oder führte er selbst etwas im Schilde, was der Abteilung nicht guttat? »Wieso stehen Sie dann vor meiner Tür?«, fragte Quinn. Er imitierte perfekt das scharfe Bellen von Brown. »Ich habe Stimmen gehört und wusste wie gesagt nicht, dass Sie hier sind.« Er log weiterhin. Und war das da etwa ein Schweißtropfen auf seiner Stirn? Was zum Teufel hatte Gautier vorgehabt?
»Da Sie ja nun wissen, woher die Stimmen kommen, schlage ich vor, dass Sie weiter Ihre Runde drehen.« Gautier zögerte, blickte auf die Kameras, hüllte sich in Schatten und verschwand. Ich wechselte auf Infrarot und beobachtete, wie er sich zurückzog, bis er im Treppenhaus verschwand. »Gehen wir«, sagte Quinn, schloss die Tür ab, nahm meinen Arm und schob mich den Flur hinunter.
Ich
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