Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
hereingelegt. »Was ich persönlich von Werwölfen halte, hat damit nichts zu tun.« »Wenn du glaubst, dass wir nur Prostituierte sind, hat es das sehr wohl, und vielleicht erinnerst du dich an deine Aussage, du würdest Prostituierte lieber meiden.«
Die Ampel sprang auf Grün, und er fuhr mit quietschenden Reifen los. »Ich finde nicht, dass Wölfe Prostituierte sind, schließlich verkauft ihr euch nicht. Aber ich finde, dass ihr alle zu frei und leichtfertig mit euern Körpern umgeht.« »Dennoch machst du von den Angeboten nur allzu gern Gebrauch.« Er warf mir nun einen amüsierten Blick zu. »Ich bin nicht nur ein Vampir, ich bin auch ein Mann, und kein vernünftiger Mann würde nein sagen, wenn jemand so ansprechend aussieht wie du.« »Das ist eine vollkommen menschenmäßige Einstellung. Du hasst die Marke, nimmst das Werbegeschenk aber dankend an.« »Ich möchte sagen, dass ich zumindest ehrlicher bin als dein sogenannter Partner.«
Ich ließ ihm den Themenwechsel durchgehen. Wir konnten uns noch ewig über diese allzu menschlichen Beschwerden über Wölfe streiten, ohne dass es zu irgendetwas führte. »Talon ist von Anfang an schon überheblich gewesen, aber ich hätte nie gedacht, dass er so weit gehen würde.« »Wie lange seid ihr zusammen?« »Zwei Jahre.« »Ist das nicht ziemlich lange für einen Wolf? Vielleicht glaubt er deshalb, ihr hättet eine Vereinbarung?« Ich lächelte angespannt. »Wir waren nie exklusiv zusammen. Im Moment hat er sieben andere Geliebte, und ich habe auch noch einen.« Ich sah ihn an. »Und einen künftigen. In den letzten Jahren hatte er manchmal bis zu zehn Frauen gleichzeitig, und ich hatte drei oder vier Männer. Er will seinen Harem nicht für irgendjemanden aufgeben.«
»Offensichtlich ist er ein Wolf mit einer großen Ausdauer.« »Ja.« Talon besaß nur Ausdauer und keinerlei Raffinesse. »Wo ist dann das Problem?« Ich verschränkte die Arme. »Wie schon gesagt, er ist der Meinung, ich wäre die perfekte Mutter für seine Kinder.« Quinn schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann sagte er leise: »Sich von der Frau, die man liebt, Kinder zu wünschen, ist nicht verkehrt.« »Nein, das nicht«, versicherte ich bitter. »Nur dass wir keine Seelenverwandten sind und er mich nicht liebt. Er will mir einfach nur dieses Kind einpflanzen.« Quinn blickte mich an. »Du willst es nicht?«
»Nein. Das habe ich doch gesagt, wir sind nicht seelenverwandt. Ich genieße den Sex mit ihm, das ist alles. Ich werde ganz bestimmt nicht mein Leben aufs Spiel setzen, weil ich ein Kind mit jemandem zeuge, den ich nicht liebe.« »Wieso würdest du dein Leben aufs Spiel setzen?« Ich seufzte. »Weil ich bin, was ich bin. Ich kann nicht auf natürlichem Weg schwanger werden, und mein Spezialist weiß nicht, ob ich überhaupt in der Lage bin, ein Kind auszutragen. Er hat sogar gemutmaßt, dass mich eine Schwangerschaft das Leben kosten könnte.«
Er reagierte unverkennbar überrascht. »Wieso?« »Weil letzte Untersuchungen ergeben haben, dass mein Körper den Fötus wahrscheinlich als Fremdkörper betrachten und angreifen wird. Wahrscheinlich werde ich dabei sterben.« Ich zuckte mit den Schultern. »Er meint, ich sollte Kinder, wenn überhaupt, nur mit Hilfe von Medikamenten und unter strikter medizinischer Aufsicht bekommen. Selbst dann gibt es keine Garantie.«
»Das sollte man nicht für jemanden riskieren, den man nicht liebt.« »Eben.« Er schwieg einen Moment, während wir den Tullamarine Freeway entlangfuhren. »Willst du denn überhaupt Kinder haben?«, erkundigte er sich schließlich. »Ja, wenn ich jemals dem richtigen Wolf begegne.« »Du bist noch jung. Du hast Zeit.«
Das hatte ich schon oft von Rhoan gehört und glaubte es heute genauso wenig wie früher. Welcher Wolf wollte schon eine Frau, die ihm wahrscheinlich niemals Kinder schenken konnte? Das Ideal von Familie, die Vorstellung, dass die Gene von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden, gehörte genauso selbstverständlich zur Kultur der Werwölfe wie die Mondtänze und die sexuelle Freiheit. Wenn wir unseren Seelenverwandten gefunden hatten, konnten wir der Sehnsucht, uns fortzupflanzen, genauso wenig widerstehen wie dem Drang, bei Vollmond zu feiern. Es gehörte einfach zu uns.
Das war der andere Grund, wieso Rhoan und ich überlebt hatten. Ob Mischling oder nicht, wir gehörten zur nächsten Generation eines Rudels, in dem von Jahr zu Jahr weniger Welpen geboren wurden. Unsere Gene
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