Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Gefangenschaft. Hasste seine Arbeit und wem er dienen musste. Das hier war kein Wesen aus dem Labor. Er war mehr. Viel mehr. »Sie wissen zu schätzen, dass ich sie beschütze, wenn sie anderweitig beschäftigt sind«, erwiderte er fest. An seiner Stimme war nicht zu erkennen, wie wütend er war, das konnte man ihm nur ansehen. »Wieso benutzt Moss dich, um seine Frauen ›vorzubereiten‹?« »Moss liebt den Geruch der Angst. Ich bin nicht das einzige Mittel zu diesem Zweck.«
Ich musste wohl dankbar sein, dass Merle sich meiner »Dienste« bemächtigt hatte. Er mochte zwar ein lausiger Liebhaber sein, aber Langeweile konnte man wenigstens überleben. Ich hatte nichts dagegen, gefesselt oder gelegentlich ein bisschen geschlagen zu werden, aber wenn Moss versucht hätte, etwas Gemeineres mit mir anzustellen, hätte ich ihn wahrscheinlich platt gemacht. Und das hätte sehr wahrscheinlich das Ende für mich und die Mission bedeutet.
»Für die Überwachungskameras könnte es dennoch ein wenig verdächtig wirken, dass du dich hier mit mir triffst.« »Ja, wenn die Kamera funktionieren würde. Tut sie aber nicht.« Ich hob meine Braue. »Wie praktisch.« »Sie werden regelmäßig ausgeschaltet. Für Starrs Leute hat das manchmal etwas unangenehme Folgen, aber so können wir uns wenigstens ab und an ein bisschen rächen.«
Er meinte die Sicherheitsleute, die auf diese Art verschwanden. Ich änderte meine Haltung und verkniff mir die Bitte, mit diesen Angriffen sofort aufzuhören. Rhoan spielte zwar einen Sicherheitsbeamten, aber er war auch ein Wächter, der beste abgesehen von Gautier. Wenn er es mit fünf Vampiren gleichzeitig aufnehmen konnte, konnte er auch mit diesen Albträumen fertig werden, zumindest konnte er ihnen irgendwie entwischen.
»Was willst du dann von mir?« »Ich will eine Abmachung mit deinem Arbeitgeber treffen, wer auch immer das ist.« »Kommt darauf an, was er uns bietet und wie seine Forderungen lauten«, schaltete Jack sich ein. »Wie kommst du darauf, dass ich für jemanden arbeite?«, fragte ich. Iktar lächelte. »Die meisten Frauen bekommen Angst, wenn ich ihnen meine Genitalien zeige. Du warst bereit zu kämpfen. Das spricht dafür, dass du eine Ausbildung hast. Militär oder so etwas. Egal.« »Ich bin nicht vom Militär.« Er zuckte mit den Schultern. »Solange deine Leute bereit sind, sich auf einen Handel einzulassen, spielt das keine Rolle.« »Was willst du und was bietest du uns dafür?« »Ich will, dass meine Leute befreit werden. Alle.« Mein Blick glitt zu den schattenhaften Umrissen in der Dunkelheit. »Deine Leute?«
Er musterte mich eine Weile. Sein konturloses Gesicht wirkte ausdruckslos, aber mit seinen dunklen Augen sah er mich irgendwie prüfend an. »Was weißt du von Starr und seinem Kartell?« »Ich weiß, wozu er sich den Zoo hält«, erwiderte ich. »Ich weiß, wo viele der Kreaturen herstammen.« Das überraschte ihn. »Woher?« Ich lächelte kühl. »Sagen wir, ich habe selbst mit Starrs Projekt Bekanntschaft gemacht.« Seine Schultern entspannten sich leicht. »Du weißt von dem Labor.« »Ja.« »Und auch, dass Starr lebende Objekte für seine DNA-Versuche sammelt?« »Ja.«
Er nickte, offenbar zufrieden. »Dann wird es dich wohl nicht überraschen, dass viele von denen da hinter uns nicht aus dem Labor stammen, sondern ebensolche Probeexemplare sind.« Ich blickte zu den Kreaturen hinter ihm. »Wie seid ihr alle hergekommen?« Er lächelte grimmig. »Das Gute an Geisterechsen ist, dass wir, abgesehen von geschlechtsbedingten Unterschieden, alle identisch aussehen. Wir hatten gehofft, dass wir leichter fliehen könnten, wenn wir uns als Laborklone ausgeben, die es einfach nur hierher zurückgetrieben hat. Wir haben uns getäuscht.«
Ich wandte ihm wieder meinen Blick zu. »Kannst du uns sagen, wo sich das Labor befindet?« Er zuckte mit den Schultern. »Das Gebäude, in dem wir gefangen gehalten wurden, hatte keine Fenster, und bevor man uns von dort weggebracht hat, bekamen wir Drogen verabreicht. Keiner von uns weiß, wo wir waren oder wie wir dort gestrandet sind. Es kam mir allerdings so vor, als wären wir nicht lange unterwegs gewesen.«
Nicht lange konnte heißen, dass sie zehn Minuten oder zehn Stunden unterwegs waren. Das kam ganz auf die Perspektive an. Wenn das Labor nur zehn Minuten entfernt wäre, hätte die Abteilung es sicherlich bemerkt. Sie überwachten den Laden schließlich seit Jahren. »Was bietest du uns für unsere Hilfe?« »Dass
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