Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
intelligent. Vergiss das nicht.«
»Nein.« Ich zögerte. »Er hat mich gefragt, ob ich von dem Roten Rudel abstamme. Offenbar glaubt er mich zu kennen.« Jack fluchte. »Das ist nicht gut.« »Oh, es kommt noch schlimmer.« »Wie schlimm?« »Das will ich gerade herausfinden.« Ich bog um die Hausecke und lief über den weichen Rasen. Die Nachtluft wehte um mich herum und trieb mir den Geruch gefangener Tiere in die mich herum und trieb mir den Geruch gefangener Tiere in die Nase. Bis zu dem Augenblick hätte ich geschworen, dass Gefangenschaft geruchlos war, doch heute Nacht witterte ich den Geruch von Verzweiflung, Frustration und Hoffnungslosigkeit. Merkwürdig, dass solche Emotionen Gerüche verströmten.
Noch seltsamer war, dass ich sie wahrnahm. Ich besaß zwar die Nase eines Werwolfs, aber bis zu diesem Moment hatte ich nur Angst, Lust und Tod unterscheiden zu können. Obwohl der Tod, technisch gesehen, kein Gefühl war. Mehr ein Zustand, eine Form von Trauer.
»Merle und Moss haben eine Geisterechse als Hausboy. Offenbar kann er übersinnliche psychische Fähigkeiten spüren.« »Verstehe. Er weiß, dass du Merles Gedanken gelesen hast, und hat es ihnen nicht gesagt?« »Ja. Aber er hat ein Treffen verlangt.« »Kann es sein, dass es ihm nur um Sex geht?« »Da er Auren wahrnimmt, ist er zweifellos heftig erregt und braucht Erleichterung. Aber ich kann bei diesem Typen unmöglich ein braves Bums-Püppchen sein.« »Riley …« »Sein Schwanz ist voller Dornen, Jack.« »Oh.« »Wohl eher au.« Ich lächelte schwach. »Aber ich glaube, er will wesentlich mehr als Sex.« »Es wäre nicht schlecht, einen Verbündeten dort zu haben.« »Wenn ich ihm trauen kann.« »Verlass dich auf deinen Instinkt. Ich tue es jedenfalls.«
Das Problem war nur, dass mich mein Instinkt schon öfter mal getäuscht hatte. Und diesmal war niemand da, um mir aus der Klemme zu helfen. »Ich treffe mich jetzt mit ihm.« »Sei vorsichtig. Lass das Gerät eingeschaltet.« »Klar.« Als ich an einem hohen Eisenzaun vorbeikam, hob ich den Blick. »Ich bin fast da.« »Stell dich darauf ein, ihn umzubringen, falls etwas schiefläuft.«
Ich schwieg. Falls etwas schief lief, würde ich alles tun, um die Mission zu retten und alle, inklusive meiner selbst, in Sicherheit zu bringen. Aber mit dem Töten konnte ich mich nicht so recht anfreunden, auch wenn Jack genau das wollte.
Ich lief einen kleinen Hügel hinauf und blieb oben stehen. Vor mir erstreckte sich der Zoo, Metall und Draht angefüllt mit Verzweiflung und Wut. Die Wesen dort drinnen waren in Käfigen eingeschlossen; das gefiel ihnen nicht, und das brachten sie auch deutlich zum Ausdruck. Das erklärte, wieso so viele Sicherheitsleute vermisst wurden. Die Wesen nutzten jeden falschen Schritt eines Wachmanns, um sich zu rächen. Ich ließ den Blick über die Käfige gleiten und betrachtete die unterschiedlichen Kreaturen. Dann ging ich nach links auf den Haupteingang zu und kam dabei an Käfigen mit blauen, geflügelten Kreaturen, dürren Trollen und fischartigen Wesen vorbei. Einige wenige schliefen. Die meisten waren wach und beobachteten mich.
Ihr Unglück war ihnen deutlich anzusehen. Es berührte mich tief, obwohl ich das nicht fühlen wollte. Ich konnte nichts für diese Wesen tun, die aus einem Albtraum zu stammen schienen. Sie waren zum Sterben gezüchtet worden, und genau das würde ihnen widerfahren. Dafür würde entweder die Abteilung sorgen oder Starr. Das war nicht gerecht, aber das Leben war nun einmal nicht gerecht. Auch das gefiel mir nicht.
Iktar stand mit verschränkten Armen neben dem Haupteingang. Er wurde von dem Licht über dem Eingang angestrahlt, so dass seine Haut blauschwarz schimmerte und seine Augen beängstigend leuchteten. Seine Genitalien waren nicht zu sehen. Zum Glück. Ich blieb direkt neben dem Lichtkegel stehen. »Ist das nicht ein bisschen gefährlich? Wird der Zoo nicht von Kameras überwacht?« Er nickte. »Und von Lasersensoren. Aber immer, wenn Moss und Merle Frauen da haben, kriege ich Zeit hierherzukommen.«
Mein Blick glitt an ihm vorbei, und zum ersten Mal bemerkte ich Schatten in der Dunkelheit. Dort waren noch mehr Geisterechsen, und zwar beiderlei Geschlechts. »Um dich zu befriedigen?« »Ja.« Er lächelte. »Wie du gesehen hast, passe ich nicht zu menschlichen Körpern.« »Wieso lassen sie dir die Zeit? Du bist für sie doch nur eine Waffe, ein Werkzeug.«
Er lächelte, aber seine Augen blitzten wütend. Er hasste die
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