Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
gründlich, als ahnte er, dass hier mehr vor sich ging, als wir zugaben, brummte und machte kehrt. Ich wartete, bis er uns nicht mehr hören konnte, dann verschränkte ich die Arme und lehnte mich an den Türrahmen. Ich konnte Nerida von meinem Platz aus nicht direkt sehen, aber ihr Bild war klar und deutlich im Spiegel zu erkennen. Deshalb hatte ich mir diese Kabine ausgesucht.
»Ihr habt gehört, was der Mann gesagt hat. Wir haben zehn Minuten. Erzählt mir eine kleine Geschichte.« Nerida lehnte den Kopf an die gekachelte Wand. An ihrem Hals waren deutlich rote Würgemale zu erkennen, und diesmal konnten auch die Toten nichts gegen meine Schuldgefühle ausrichten.
»Ich wollte nicht, dass die Explosion so heftig ausfällt.« »Du hast Gas und Feuer eingesetzt. Das führt normalerweise zu einer riesigen Explosion.« Sie verzog das Gesicht und fuhr sich durch ihre feuchten Haare. »Ja. Aber ich wollte nicht, dass die Stockwerke darüber einstürzen. Ich wollte nur, dass die Explosion heftig genug ist, um einen Mann umzubringen.« »Wen?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte. »Leo Moss.« Sie spie den Namen aus wie ein Schimpfwort, und obwohl ich sie nur mittels des Spiegels sah, war mir klar, dass sie diesen Wahnsinnigen abgrundtief hasste. »Warum?« »Weil Moss und Merle meinen Vater umgebracht und meine Familie zerstört haben.« Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. »Ich werde sie beide umbringen. Das kannst du mir glauben.« Dass es ihr damit ernst war, daran hatte ich keinen Zweifel. Ich glaubte nur nicht, dass sie die Kraft dazu hatte. Ich blickte zu Berna. »Und was ist deine Rolle bei dieser kleinen Racheaktion?«
Die Bärenwandlerin zuckte mit den Schultern. »Ich bin in der Hoffnung hergekommen, ihr Leben beschützen zu können. Wir sind seit Langem befreundet.« »Das sind wohl die beiden Frauen, nach denen du mich gefragt hast«, dröhnte Jack mit einem wütenden Unterton in mein Ohr. Ich würde mir eine hübsche Standpauke anhören müssen, wenn das hier vorbei war! »Die ersten Nachforschungen haben ergeben, dass die beiden zusammen beim Militär waren, bei den Gebirgsjägern. Dort sind sie vor vier Jahren weggegangen. Seither verliert sich ihre Spur ein wenig.« »So etwas tun Freunde normalerweise nicht füreinander, es sei denn, sie haben sich geschworen, sich gegenseitig zu beschützen.« Oder sie liebten sich. Ich schwieg einen Augenblick, dann richtete ich die zweite Frage an Jack und Berna zugleich: »Wie weit würdest du gehen?« »Du erzählst ihnen nicht, wieso du dort bist, solange wir nicht mehr über die beiden wissen«, erwiderte Jack.
Das würde ziemlich schwierig werden, zumal die beiden bereits Zweifel an meiner Identität hatten, nachdem ich mit ihnen um das Bett gekämpft hatte. »Sie hat mir das Leben gerettet.« Berna zögerte, dann fügte sie hinzu: »Ich werde so weit gehen, wie ich muss, um mein Versprechen einzulösen und sie zu beschützen.« Das war eine sehr militärische Haltung. Es erklärte auch, wieso sie sich bei ihrem Angriff vorhin wie ein eingespieltes Team bewegt hatten. »Wie haben Moss und Merle deine Familie ausgelöscht, Nerida, und wie hast du von diesem Ort erfahren? Er ist nicht gerade auf jeder Landkarte eingezeichnet.«
Die Bärenwandlerin kniff leicht die Augen zusammen. »Was interessiert das einen Dieb?« Ich lächelte kühl. »Ich habe meine Gründe, hier zu sein, und sie sind nicht so viel anders als eure.« »Ich wusste doch gleich, dass du nicht die bist, für die du dich ausgibst«, murmelte Nerida, als sie aufstand. Ich streckte mich etwas und beobachtete die beiden aufmerksam. »Beantworte meine Frage.« »Meine Familie hatte eine Spedition. Als mein Vater sich weigerte zu verkaufen, hat Merle dafür gesorgt, dass er festgenommen wurde. Anschließend hat Moss meine Mutter und meine Schwester umgebracht.« Sie zögerte. Sie schien sehr zu leiden, und ich fragte mich, wie lange das Ganze wohl her war. »Er hat die Aura von einem Werwolf und steht auf Schmerzen. Er hat die Frauen vergewaltigt, dann hat er sie an ihren Verletzungen sterben lassen. Sie sind aber nicht gleich gestorben, und ich habe sie noch vor ihrem Tod gefunden. Daher weiß ich, wer es war. Da habe ich mir geschworen, sie zu rächen.«
Ich blickte zu Berna, um mir die Aussage bestätigen zu lassen, und in dem Moment griff Nerida an. Sie war schnell und besaß die Geschicklichkeit eines voll ausgebildeten Soldaten. Eine Weile konnte ich nur versuchen, ihre
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