Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
mir zu und ging. Ich sah ihm hinterher, bis er im Inneren verschwunden war, dann drehte ich mich um und ging zu meinem eigenen Zimmer.
Die Räume der Kämpferinnen waren voll belegt, und die meisten Frauen schliefen. Ein oder zwei starrten aus dem Fenster oder unterhielten sich, aber bei den meisten herrschte Stile. Berna lag im Bett, und wie sie bereits angekündigt hatte, schnarchte sie ohrenbetäubend genug, um Tote aufzuwecken. Oder Untote, was hier wohl eher der Fall war. Nerida war nicht in unserem Zimmer, und ihr Kulturbeutel befand sich nicht auf dem Nachttisch, wo sie ihn vorhin abgestellt hatte. Im Badezimmer lief Wasser.
Perfekt. Einfach perfekt. Ich nahm mein noch feuchtes Handtuch und die Seife und ging zum Bad. Als ich eintrat, wurde das Wasser abgestellt. »He«, sagte Nerida. »Kannst du mir das Handtuch neben dem Becken geben?« Ich schloss leise die Tür, legte mein Handtuch und die Seife in die benachbarte Kabine und holte Neridas Handtuch.
»Fang«, sagte ich und warf es hoch, nicht über die Kabinentür, sondern über die Kamera, die in der Ecke befestigt war. Ich war zwar nie groß genug, um Basketball zu spielen, aber ich war ein ziemlich guter Torschütze gewesen. Das Handtuch landete genau da, wo ich es haben wollte, verfing sich an der Kamera und bedeckte die Linse. Nun war die Kamera blind, und Mikrofone gab es hier drinnen nicht. Also machte ich einen Schritt nach vorn, hob den Fuß und trat die Tür zu ihrer Kabine auf.
»Du blöde Ziege …« Als die Tür gegen die Kabinenwand donnerte, verstummte Nerida. Sie wirbelte herum, wirkte erschrocken und vieleicht auch ein bisschen ängstlich. Ich ließ ihr keine Zeit zu reagieren, legte nur eine Hand um ihren Hals und stieß sie mit dem Rücken gegen die Wand. Sie stöhnte. Es klang angespannt und wütend zugleich. Die Angst, wenn es überhaupt Angst gewesen war, war aus ihren Augen verschwunden. Vermutlich war diese Frau mehr, als sie vorgab. Jede einigermaßen vernünftige Person hatte vor einem wütenden Werwolf Angst. Entweder glaubte sie, sich im Ernstfall verteidigen zu können, oder sie hatte andere ungeahnte Möglichkeiten, sich zu schützen.
Gerade als ich das dachte, spürte ich etwas. Ich duckte mich schnell, und eine Faust von der Größe einer Schaufel fegte über meinen Kopf hinweg. Ich würgte Nerida heftiger, so dass sie keuchte, und trat mit dem nackten Fuß nach hinten aus. Ich traf einen Körper und spürte, wie ich mit dem Tritt auf einen Knochen stieß, woraufhin ich ein Stöhnen hörte. »Wenn du nicht aufhörst, Berna, werde ich ihr das verdammte Genick brechen. Das schwöre ich bei Gott.« »Lass sie los.« Berna klang ebenso ruhig wie ich, allerdings war ihrer Stimme anzumerken, dass sie ihre Wut nur mühsam im Zaum hielt.
»Ich sol jemanden loslassen, der gerade mindestens zehn Leute umgebracht hat? Wohl kaum.« Ich drehte mich zu Berna um, lockerte aber nicht meinen Griff um Neridas Hals. Der Werfuchs war wütend, und in dem Bemühen, Luft zu bekommen, lief ihr Gesicht dunkelrot an. Das war mir egal. Alles, was ich vorhin am Ort der Explosion wahrgenommen hatte, war auf einmal wieder da. Die Toten und die Sterbenden, deren Schmerzen ich gespürt hatte, verlangten nach Rache. Meine Finger, mein ganzer Arm zitterte, so sehr musste ich mich anstrengen, nicht noch ein kleines bisschen weiter zuzudrücken. Sie zu töten und sie den Toten zu überlassen.
Bernas braune Augen verengten sich ein wenig. Bärenwandler hatten zwar den Ruf, aufrichtig zu sein, aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich von dieser Bärenwandlerin alles andere erwarten konnte, nur das nicht. Zumindest nicht in der unmittelbaren Zukunft. »Red keinen Unsinn, Werwolf. Sie war stundenlang mit einem von den Leuten aus der Arena zusammen, dann ist sie hergekommen. Sie hat nichts mit dieser Explosion zu tun.« »Schwer zu glauben, denn sie ist nicht nur einmal, sondern sogar zweimal am Tatort gesehen worden. Und wenn du nicht sofort weggehst, ist sie ein toter Werfuchs.« Ich drückte noch etwas fester zu, um zu beweisen, dass es mir ernst war.
Nerida gab daraufhin ein merkwürdig gurgelndes Geräusch von sich. Sogleich lockerte ich meinen Griff wieder ein wenig. Schließlich wollte ich sie nicht umbringen, egal wozu mich die Toten auch drängen wollten.
Berna hob die Hände und wich zurück. »Okay, okay, bitte lass sie atmen.« Ich lockerte meinen Griff weiter, und während Nerida gierig nach Luft schnappte, zuckte sie am ganzen Körper. Ich
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