Ring aus Feuer
Hitze in ihren Wangen. Entsetzt stellte sie fest, dass Stavros die Dreistigkeit besaß, zufrieden zu lächeln.
„Du wirst noch merken, dass es leichter ist, sich meinen Wünschen zu fügen“, sagte er genüsslich und machte sich unbeirrt auf den Weg durch ein Labyrinth langer Flure.
Mühelos trug er sie auf seinen Armen an etlichen Türen vorbei und verließ dann das Gebäude auf einem überdachten Weg. Gierig sog Tessa die warme Nachtluft ein, aber auch das konnte ihren Herzschlag nicht beruhigen. Entfernt hörte sie das Gelächter von Menschen und leise Musik.
Ihr wurde klar, dass sie eine Party gestört hatte. Aber das rechtfertigte nicht sein überhebliches Verhalten ihr gegenüber. Mühsam kämpfte sie gegen die Tränen an, die ihr aus lauter Verzweiflung in die Augen stiegen. Jahrelang hatte sie diesen unverschämten Kerl auf ein Podest gestellt und für seine Heldentaten angehimmelt.
Wie konnte ich mich nur derart irren?, fragte sie sich erschüttert. Doch es spielte ohnehin keine Rolle mehr, denn nach dem heutigen Abend würden sie sich nicht mehr wiedersehen.
Sie betraten ein weiteres Gebäude, das einen starken Kontrast zu dem Sicherheitskomplex bildete, aus dem sie gekommen waren. Hier hatte ein hoch bezahlter Innenarchitekt ganze Arbeit geleistet, um die Flure und Räume, modern, gemütlich und ausgesprochen luxuriös zu gestalten. Frische Blumen verbreiteten überall einen herrlichen Duft, und die ganze Wohnatmosphäre wirkte einladend und gleichzeitig sündhaft teuer.
In der Zeitschrift hatte es ebenfalls schwarz auf weiß gestanden: Stavros Denakis war ungeheuer reich. Er besaß mehr Geld, als Tessa sich in ihren waghalsigsten Träumen vorstellen konnte. Die Kluft zwischen ihrer beider Leben war unmöglich zu überbrücken.
Diese Erkenntnis berührte Tessa zutiefst, und sie sackte in seinen Armen weiter zusammen. Schon damals hatte sie gewusst, dass er anders als die meisten Männer war. Seine Selbstsicherheit und die Fähigkeit, in jeder Situation blitzschnell sinnvolle Entscheidungen zu treffen, zeugten von einem Charakter, der nicht einfach nur angeboren war. Dieser Mann besaß die Qualitäten eines Herrschers, der den Umgang mit Geld und Macht gewohnt war.
Und genau dieser Umstand zerstörte die naiven, zaghaften Träume, die Tessa während der letzten vier Jahre insgeheim gehegt hatte. Träume von einem Helden, der sie aus den Fängen des Todes gerettet hat, um irgendwann einen wichtigen Platz in ihrem Leben einzunehmen. Dieses Bild zerplatzte wie eine Seifenblase.
Jahrelang hatte sie gehofft, wieder einem Mann wie ihm zu begegnen, der ihre Fantasien wahr werden lassen konnte. Es war der unrealistische Wunsch, nur um seiner selbst willen geliebt zu werden, den sie auch nach all ihren furchtbaren Erfahrungen niemals aufgegeben hatte.
Stavros trug Tessa in das Wohnzimmer einer Gästesuite, die sich in der Nähe seiner eigenen Privaträume befand. Dort hatte er diese unberechenbare Person wenigstens einigermaßen unter Kontrolle. So konnte er sich in Ruhe darüber klar werden, was er mit ihr anstellen sollte.
Kraftlos lag sie in seinen Armen und fühlte sich eher wie eine leblose Puppe und nicht wie ein lebendiger Mensch an. Gerade eben noch hatte sie eine erstaunliche Energie aufgebracht, um sich gegen ihn zu wehren. Doch die war mittlerweile gänzlich verflogen.
Tessa wirkte extrem zerbrechlich und war für ihre Größe viel zu dünn. Wenigstens hatte sie relativ viel Kraft, wie er erleichtert hatte feststellen dürfen. Und das bedeutete, sie konnte nicht ernsthaft krank sein.
Das war gut, denn es hätte die Dinge unnötig verkompliziert. Die Situation war ohnehin schon verfahren genug. Stavros wusste, dass seine Gefühle für Tessa Marlowe ihm großen Ärger bereiten konnten. Der Geruch ihrer zarten Haut lenkte ihn von seinen zielgerichteten Gedanken ab und dämpfte seine Wut auf sie.
Dabei durfte er nicht vergessen, dass sie eine berechnende Egoistin im Körper einer sehr attraktiven Frau war! Und je schneller er Abstand von ihr nahm, desto besser. Selbst in dem recht vernachlässigten Zustand war ihre Figur noch immer an genau den richtigen Stellen reizvoll gerundet. Zu gern würde er sich etwas intensiver mit diesen Kurven beschäftigen …
Hastig legte er Tessa auf einem breiten, bequemen Sofa ab. Dann wandte er sich abrupt um und bestellte telefonisch Kaffee, einen Imbiss und Ouzo.
Es würde Zeit kosten, einen Ausweg zu finden – Zeit, die er nicht hatte. Schließlich war
Weitere Kostenlose Bücher