Ring frei fuer die Liebe
Freundin ignorierte ihn und produzierte sich mit Absicht vor ihrem Fan. Verdammt, manchmal ging sie ihm echt auf den Senkel. Wenn er heute nicht schon drei Protein-Shakes gehabt hätte, würde er jetzt so langsam die Geduld verlieren.
Der Typ grinste. »Ich verehre dich, wirklich. Ich …«
Zac sah, wie seine Hand im Seitenfach seines Rucksacks verschwand, den er über der Schulter trug. Sah, dass er etwas herauszog. Das Gesicht des Mannes verdüsterte sich.
Etwas Silbriges blitzte auf. Näherte sich Kikis Gesicht. Ihre Miene veränderte sich schlagartig, als sie es sah. Angst …
»Vorsicht!«, brüllte Zac und stieß Kiki aus dem Weg.
Sekundenbruchteile später stürzte er sich auf den Fremden und riss ihn mit sich zu Boden.
Kiki begann zu schreien, und so war es kein Wunder, dass Zac das Klicken des Kameraverschlusses nicht hörte.
7. Kapitel
Ächzend betrat Talli das Fitnessstudio. Sie schleppte eine riesige Prada-Reisetasche, vollgestopft mit Prospekten für Besteck, Geschirr und Tischwäsche mit sich. Trevor, der supernette Manager von Highdrow Castle, hatte ihnen angeboten, das hauseigene Inventar zu benutzen, aber das hatte Edwina strikt abgelehnt. Sie wollte ihr Essen nicht von einem Teller essen, von dem vor ihr schon Bräute gegessen hatten, die »inzwischen längst geschieden waren«. Seltsame Logik, aber Talli musste sich damit abfinden.
Überhaupt nahm die »kleine intime Hochzeitsfeier« von Tag zu Tag absurdere Formen an. Nur noch sechs Wochen, und schon jetzt standen zweihundertfünfzig Gäste auf der Einladungsliste, und Edwina kam auf immer schrägere Ideen. Sie wünschte, dass die offizielle Trauungszeremonie sowohl von einem Priester als auch von einem Rabbi durchgeführt wurde. Und auf dem Weg zum Altar wollte sie von einer Trompetenfanfare begleitet werden.
Ach ja, und dann war da noch Kylie. Edwina hatte sich in den Kopf gesetzt, auf der anschließenden Party Kylie Minogue auftreten zu lassen.
»Alles okay, Gräfin?«, brüllte Dave. Unverdrossen lächelnd hielt er einen Boxsack fest, der von einem Kraftprotz malträtiert wurde.
»Morgen, Dave.«
Talli grinste. Daves nettes Gefrotzel war der einzige Lichtblick in ihrem ansonsten elendigen Leben. Die letzten vierzehn Tage waren quälend gewesen: langweiliges Hotelessen, Edwinas absurde Ideen und zermürbendes Forschen nach Dienstleistern, die auf rosa gefärbte Mandeln und vergoldetes Konfetti spezialisiert waren. Das Einzige, was sie bei Laune hielt, war die Tatsache, dass Dave ihr eine Kurzmitgliedschaft in seinem Studio geschenkt hatte. Also ging sie jeden Abend zu einem späten Training, sobald die restliche Truppe aufgebrochen war, um in der Beach Box oder irgendeinem anderen Club ihr Unwesen zu treiben.
Ein paar Tage zuvor hatte sie kurzfristig die totale Langeweile überfallen, und sie hatte sich eine Folge von Lovin’ Essex auf dem Laptop angeschaut. Es wirkte wie Crack. Um vier Uhr morgens hatte sie immer noch wach gelegen. Mittlerweile lief die sechste Folge, und man konnte einfach nicht abschalten. Diese Mädels waren unglaublich – so stark und so voller Selbstvertrauen. Ein paar von ihnen waren richtiggehend angsteinflößend. Sollte sie je in einen Belagerungszustand geraten, würde sie dafür sorgen, dass die zuständige Spezialeinheit Platz machte und Shiraz und Porsche das Gebäude stürmen ließ. Die Geiseln würden nach Entfernung aller Körperhaare und nach Einsatz eines Selbstbräunungsmittels im sexy Farbton St. Moritz freigelassen werden.
Dave machte in der Show einen Superjob als netter älterer Typ, der die Mädels mit Respekt behandelte und sie vor allem Bösen beschützte. Und seine Geschichte rührte die Fernsehzuschauer zu Tränen. Als Teenager war er vom rechten Weg abgekommen, hatte unter Junkies gelebt und überall dort, wo er vorübergehend eine Bleibe finden konnte. Irgendwann hatte er eine Überdosis genommen und war schließlich im Krankenhaus gelandet, wo er eine Zeitlang zwischen Leben und Tod geschwebt hatte. Darauf hatte er beschlossen, sein Leben zu ändern. Er hatte Aushilfsjobs angenommen, hart gearbeitet und sich schließlich ein neues Leben aufgebaut – der Fitnessboom der Neunzigerjahre, dem er seither treu geblieben war, hatte ihm sehr geholfen.
»Die Kratzbürste ist drüben bei den Bikes!«, rief er und lachte dröhnend.
Er hatte jeden Tag einen neuen Namen für Edwina. Talli gab sich größte Mühe, ihn dazu nicht zu ermuntern, aber es fiel ihr schwer, nicht zu kichern.
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