Ring frei fuer die Liebe
hinzustrecken. »Ich bin Desdemona, Tallis und Simmys Schwester. Und das hier sind Verity …«, sie zeigte auf ihre lächelnde Freundin, die sich neben Domenic gesetzt hatte, »… und India.«
Mit dramatischer Geste unterbrach India ihr Gespräch mit Tallis Dad, drehte sich zu Zac, der auf der anderen Seite neben ihr saß, und warf ihm ein Luftküsschen zu.
»Also, Talli, wie geht es mit der Hochzeit voran?«, fragte ihr Vater. Bildete sie sich das nur ein, oder nuschelte er ein bisschen? Ihr Vater war nach achtzehn Uhr nie ohne ein Glas Portwein in der Hand anzutreffen, aber man merkte ihm das in der Regel nie an. Der alte Junge hatte es sich nun wirklich verdient, es ein bisschen locker angehen zu lassen, solange ihre Mutter fort war. Aber Alkohol und Pornos? Als Nächstes würde er womöglich Kokain schnupfen und sich eine Nutte ins Haus bestellen.
»Ganz gut, Daddy. Wir … äh … kommen voran.«
»Prima, Liebes. Prima.« Er prostete ihr zu und leerte sein Glas in einem Zug.
Dessi schaltete sich ein und beherrschte in der folgenden Stunde das Gespräch mit zugegebenermaßen unglaublichen Schilderungen eines Geburtstagswochenendes, das sie soeben im Stoke Poges Country Club verbracht hatte. Es habe damit geendet, so schwor sie, dass sie Billard gespielt und gegen einen alternden Rockstar gewonnen habe. Sie hatte angeblich einen Riesen erbeutet.
Talli fiel auf, dass Zac aufmerksam zuhörte und an den witzigen Stellen laut lachte. Kein Wunder, Dessi wusste, wie man Leute unterhielt.
Domenics Hand arbeitete sich unterdessen langsam ihren Oberschenkel hinauf. Sie genoss das Gefühl. Yep, er hatte heute Glück – je früher, desto besser.
»Darling, ich wollte mich bei dir entschuldigen«, flüsterte er ihr zu, in der Gewissheit, dass alle anderen es nicht hören würden, weil sie fasziniert Dessis Erzählungen lauschten.
»Für was?«, fragte sie erstaunt zurück.
»Für diese Courchevel-Sache. Ich dachte einfach nur, es würde uns guttun, mal rauszukommen. Es kommt mir vor, als wäre es Ewigkeiten her, seit wir mal Spaß hatten.«
»Ja, du hast recht. Lass uns nach Weihnachten, wenn diese Hochzeit vorbei ist, was Schönes machen und irgendwo hinfahren.«
»Süße, das würde ich zu gern tun, aber Big Up D startet in der ersten Januarwoche seine Europatour. Du weißt ja, wie das ist. Ich meine, du könntest natürlich für ein Wochenende nachkommen, aber du weißt ja, wie beschäftigt ich bei solchen Tourneen immer bin.«
Allerdings. Letztes Jahr war sie nach Barcelona geflogen, als die Gruppe dort für drei Tage gespielt hatte, und er hatte nicht mal genug Zeit gehabt, um sie vom Flughafen abzuholen. Sie hatte die kompletten drei Tage damit verbracht, in einem Café an den Ramblas zu sitzen und sich durch die letzten drei Bücher von Jackie Collins zu lesen. Nicht, dass das seine Schuld war, sie konnte sich auch nicht beklagen, zumal sie ihn wegen der Hochzeit des Jahrhunderts ja auch aufs Wartegleis schob.
»Bleibst du heute bei mir?«, flüsterte er.
»Versprichst du, dass du den Namen Vera Wang nicht in den Mund nimmst?«
»Wen?«
»Das ist eine Rapperin aus Brixton«, witzelte Talli. Das Geplauder und die Flirterei machten ihr auf einmal Spaß. Wenn das Essen hier nicht so sensationell wäre, würde sie darauf bestehen abzuhauen, nach Hause zu fahren, im Bett einen Film anzuschauen und Toast zu knabbern. Und zwar von ihren nackten Hintern.
Verstohlen schaute sie auf ihre Uhr. Noch eine Stunde, dann konnten sie gut verschwinden, ohne dass es unhöflich war. Ihr Cajun Seewolf wurde serviert, und sobald alle anderen auch einen Teller vor sich stehen hatten, haute sie rein.
Nach dem allgemeinen Blabla während des Essens übernahm Simmy das Gespräch.
»Na, Zac, wie gefällt dir das Training mit meiner zukünftigen Frau?«
»Oh, ja, sie ist sehr … fleißig.«
Diese Stimme hört sich so … anders an als sonst, dachte Talli und trank noch einen Schluck Wein. So unbehaglich. Vielleicht fand er sie alle ätzend. Ihre Familie war ja auch speziell, vor allem, wenn man sie zum ersten Mal sah. Gut, dass ihre Mutter nicht dabei war, sonst hätte er sich sicher schon nach der Vorspeise einen Tunnel in die Freiheit gegraben.
Zu ihrer Schande musste sie gestehen, dass es ihr eigentlich völlig gleichgültig war, ob er sich amüsierte oder nicht. Er war zweifellos der eitelste, arroganteste, unhöflichste Mensch, der ihr je begegnet war. Eine totale Nullnummer. Ständig stritt er mit ihr, ignorierte
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