Ring frei fuer die Liebe

Küsse in Richtung Bildschirm und verspürte eine seltsame Mischung aus Glück und Traurigkeit. Fliss fehlte ihr so sehr. Wenn ihre Freundin jetzt hier wäre, würde sie ihr sicher bei dieser Hochzeit helfen.
    Talli schaute auf ihre Armbanduhr. Fünf Uhr. Sie könnte kurz ins Studio gehen und eine kleine Trainingseinheit einschieben, aber um diese Zeit war es immer besonders voll, weil viele Berufstätige kurz nach Feierabend kamen. Sie hatte in Highdrow mit Trevor noch mal alles durchgesprochen und bis Mittwoch keine Termine mehr, daher spielte sie mit dem Gedanken, nach Hause zu fahren und den kommenden Tag zu einem gemütlichen Chilltag am Chelsea Square zu machen. Aber auch die Züge und Straßen würden um diese Zeit völlig verstopft sein.
    Plötzlich bemerkte sie, dass sie an ihren Nägeln kaute. Und dann kam ihr auf einmal eine Idee. Fliss hatte recht. Sie war so sehr mit dieser Hochzeit beschäftigt, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war, sich die Zeit zu nehmen, die Leute von Lovin’ Essex näher kennenzulernen. In den letzten Wochen hatte sie ab und zu mit den Mädels gequatscht. Sie hatten sie ins Kosmetikstudio eingeladen, aber sie hatte nie die Gelegenheit und ganz ehrlich auch nicht das Bedürfnis gehabt hinzugehen. Übertriebene Schönheitspflege war nicht ihr Ding. Sie trug keinen Nagellack, es sei denn, es gab eine besondere Gelegenheit, ihre Bräune kam vom Joggen im Freien, und sie bevorzugte Rasierer – diese ganze Wachserei war ihr viel zu aufwendig. Aber angesichts des vor ihr liegenden Abends erschienen ihr eine Maniküre und ein bisschen Quatschen durchaus verlockend.
    Talli griff nach ihrer kurzen Lederjacke – Gucci, ebenfalls ein Erbstück von Dessi –, zog sie über ihr langärmliges weißes Top mit dem U-Boot-Ausschnitt und steckte ihr Handy in die Gesäßtasche ihrer Skinny-Jeans. Dann schlüpfte sie in ihre Biker Boots, schnappte sich ihre Mulberry und machte sich auf den Weg. Da es nicht regnete, beschloss sie, zu Fuß zu gehen, und als sie zwanzig Minuten später das Spa Shiraz betrat, war ihr Gesicht von der Kälte gerötet, und ihre Haare sahen aus, als wäre ihr Fön explodiert.
    »Hey! Komm rein, Süße!«
    Mit Schaumstoff zwischen den Zehen sprang Lena von der Pedikürebank und fiel Talli um den Hals. Unfassbar, dass dieses nette, sympathische Mädchen die Schwester von diesem Schnösel war.
    »Hi! Ich … ich … na ja, ich dachte, ich sollte vielleicht auch mal was machen lassen.«
    Shiraz, die auf der anderen Seite stand, unterbrach das Zupfen von Minx’ linker Augenbraue und applaudierte.
    Lena lachte. »Ich wusste doch, dass wir dich früher oder später überzeugen würden. Was meinst du, Fran?«
    Sie schaute zu dem Mädchen, das auf einem Hocker saß und bis vor wenigen Sekunden noch dabei gewesen war, die dritte Lackschicht auf Lenas Zehennägel aufzutragen.
    Fran musterte Talli von oben bis unten und pfiff leise durch die Zähne. »Es könnte ein bisschen dauern, aber ich glaube, wir schaffen das. Du wirst dich wundern.«
    »Wundern klingt gut.« Talli ließ sich auf den Pediküreplatz neben Lena fallen. »Am besten, wir fangen mit den Nägeln an und arbeiten uns dann langsam hoch. Wie wäre das?«
    »Kein Problem.«
    Fran schob Lenas Fuß in einen weißen Kunststoffkasten, der mit lauwarmem Wasser gefüllt war, und betätigte einen Schalter. Violettes Licht flackerte auf. Eine Stunde später hatte Talli zehn tiefrote Zehennägel mit einem winzigen Glitzersteinchen in jeder Ecke, außerdem war sie über sämtlichen neuen Klatsch und Tratsch informiert. Shiraz hatte inzwischen erfahren, dass die Polizei keine Anklage wegen des Nackt-mit-dem-Motorrad-durchs-Shoppingcenter-Fiaskos erheben würde, daher dachte Porsche nun über eine Nackt-Trapez-Nummer in der Beach Box nach.
    Klar.
    Ach ja, und Porsche und Ramone hatten sich gestritten, und sie rächte sich, indem sie ein neues Vajazzle entwarf, um seine Initialen aus Smaragden und Rubinen in ihrer Intimzone einfach zu ersetzen. Dave hatte eine neue Freundin, eine Exstripperin/Bodybuilderin namens Bonny, die alle Mädels – außer Shiraz – zu mögen schienen. Lena und Max waren immer noch zusammen, und in der Show war endlich enthüllt worden, dass er sich einen Monat zuvor von seiner Frau getrennt hatte. Edwina hatte das zur Haupt-Storyline für diesen Monat gemacht, denn Lena kam in der Presse gerade nicht gut weg und bestand darauf, die Nation wissen zu lassen, dass Max und Coco, seine Glamourmodelfrau,