Ring frei fuer die Liebe
hatte ihr extra langer Aufenthalt aber gar nichts mit der Technik zu tun.
Sie würde viel dafür geben, wenn sie jetzt Fliss anrufen und ihr alles erzählen könnte. Sie würde zugeben, dass sie Mist gebaut hatte, ihr sagen, wie mies sie sich vorkam, und ihr gestehen, dass sie gerade den wahnsinnigsten Sex ihres ganzen Lebens gehabt hatte.
Wahnsinnig.
Es klang abgedroschen, aber sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es so sein könnte. Er hatte nicht einmal angehalten, um zwischendurch seinen Puls zu checken, oder das Zwei-Minuten-Zeitfenster zwischen zwei Orgasmen genutzt, um kurz zu duschen so wie …
… Domenic.
Anstelle der Duschgeräusche hörte man jetzt Tallis Seufzen. Was sollte sie mit Domenic machen? Gestern hatte sie ihn noch geliebt … Ach, was redete sie? Sie liebte ihn immer noch. Aber wie konnte sie ihm nach dem, was sie mit Zac gehabt hatte, je wieder in die Augen sehen? Das schlechte Gewissen lastete tonnenschwer auf ihrer Brust und presste ihr die Luft aus der Lunge. Zugleich flatterten Unmengen von Schmetterlingen in ihrem Bauch, und sie war sich ziemlich sicher, dass ihre Eierstöcke bei der Erinnerung an Zac Samba tanzten.
Genug. Genug von diesen irrwitzigen Gedanken. In wenigen Stunden würden sie wieder in Essex sein, er würde wieder der arrogante, gut aussehende Fitnesstrainer sein und sie die gestresste Hochzeitsplanerin mit dem Freund, der gerade mit der nächsten Amy Winehouse unterwegs in Norwegen war, und niemand würde das hier je wieder mit einem Wort erwähnen.
Als sie die Treppe herunterkam, stand Zac am Wohnzimmerfenster und schaute hinaus. Er hatte die Möbel wieder dahin zurückgerückt, wo sie vor ihren nächtlichen Leibesübungen gestanden hatten. Sie wusste sein Engagement zu schätzen, es musste irre wehgetan haben, die schweren Stücke mit seinem verletzten Fuß durch die Gegend zu schieben. Talli nahm Jacke und Tasche und räusperte sich.
»Und? Bereit für die Rückkehr ins echte Leben?«
Als er sich umdrehte und nickte, fiel ihr auf, dass er sie ganz anders anschaute als am Tag zuvor. Zärtlicher. Offener. Kein Wunder, dachte sie, nach der Nummer heute Nacht.
»Tja, muss ich wohl. Denk dran, den Schlüssel wieder auf den Türsturz zu legen. Sonst müssen sich die Einbrecher aus der Gegend hier noch irgendwelche Tricks ausdenken, um ins Haus zu kommen.«
Sie verdrehte die Augen und ging zur Tür. »Meine beste Freundin Fliss würde voll auf dich abfahren.«
»So wie deine Schwester und deine andere Freundin auf mich abgefahren sind?«
»Nein, sie würde einfach nur finden, dass du ein echt cooler Typ bist, Zac Parker.«
»Und du?«
Sie grinste. »Ich finde auch, dass du ein echt cooler Typ bist. Zufrieden?«
»Sehr.«
Er griff nach dem Revers ihrer Jacke, zog sie an sich und küsste sie zärtlich. Erst dann ließ er sie los und öffnete ihr die Tür. Er ging hinaus, entriegelte das Gartentor, fuhr den Mercedes so weit wie möglich rückwärts an den Stein heran und öffnete den Kofferraum. Auf diese Idee hätten wir auch am Abend schon kommen können, dachte Talli. Andererseits war sie froh, dass es ihnen nicht eingefallen war.
Sie brauchten nur wenige Minuten, um den Stein ins Auto zu hieven. Zac betätigte den Schalter an der Kofferraumhaube, und sie sahen beide zu, wie sie sich geräuschlos schloss und verriegelte.
»Komm«, sagte er auf einmal sehr sachlich.
Sicher bereute er, was geschehen war, und konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen, zu duschen und wieder bei seiner großbrüstigen Freundin zu sein. Er hatte zwar gesagt, ihre Beziehung sei ziemlich wacklig, aber das war bestimmt gelogen.
Nicht, dass es eine Rolle spielte.
Sie hatten beide einen Fehler gemacht, und sie konnte ihm nicht verübeln, dass er damit umging, wie er es für richtig hielt.
Talli setzte sich auf den Beifahrersitz und wartete, bis Zac das Navi eingestellt hatte. Der Kies knirschte unter den Reifen, als sie auf die Straße fuhren. Am Tor blieb er kurz stehen, um sich zu vergewissern, dass kein anderes Auto kam.
»Keine Sorge, hier kommt nie …«
Sie wollte gerade sagen, dass hier außer dem Postboten nie ein anderes Auto vorbeikam, als plötzlich ein Wagen von links heranbrauste und dicht vor dem Mercedes zum Stehen kam. Eine Frau von Mitte vierzig mit hellblauem Rock und passender Jacke winkte und sprang aus einem kleinen Minivan. Sie ging zur Hintertür des Wagens und zog ein Holzschild heraus.
»Was …?«, murmelte Talli und stieg aus.
»Guten Morgen!«,
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