Ring frei fuer die Liebe
rauskriegen können, wo doch nur er und Talli beteiligt gewesen waren? Allein bei dem Gedanken an ihren Namen rollten sich seine neun unversehrten Zehennägel ein vor … Ja, vor was? Überraschung? Reue? Glück?
»Wie denn?«
Es war die nächstliegende Frage, und er wappnete sich innerlich gegen den Frontalangriff, den er verdient hatte.
Sie holte tief Luft, dann legte sie los. »Du. Hast. Mich. Nicht. Mal. Angerufen. Um. Zu. Hören. Wie. Der. Dreh. Gelaufen. Ist!«
Er brauchte einen Moment, ehe er die Antwort verarbeitet hatte. Moment mal, sie wusste also gar nicht, dass er mehrere Stunden nackt in diversen Stellungen mit einer anderen Frau verbracht hatte? Sie wusste gar nicht, dass er Tallis Lider geküsst und mit ihr zusammen Geschichten erzählt und gelacht hatte, während die Sonne über dem Meer aufgegangen war? Und wieso löste allein die Erinnerung daran in ihm den Wunsch aus, alles jetzt und hier zu gestehen, nicht aus Schuldbewusstsein, sondern weil er es am liebsten der ganzen Welt verkünden wollte? Die Mischung aus Schlafentzug und Schmerztabletten hatte offenbar eine ganz merkwürdige Wirkung auf ihn.
Aber jetzt musste er erst mal das nächstliegende Problem lösen, um endlich ins Bett zu kommen und die Augen zumachen zu können.
»Kiki, es tut mir leid. Ich hatte einen ziemlich anstrengenden Abend gestern mit der Verletzung und allem. Ich war völlig am Ende.«
Sie setzte ihren allerbesten Schmollmund auf. »Du hättest mich wenigstens mal anrufen können«, antwortete sie. »Oder interessiert dich meine Karriere etwa gar nicht mehr?«
»Doch, natürlich.« Er hoffte nur, dass sie ihm die Ungehaltenheit nicht zu sehr anmerkte. »Aber wie schon gesagt, ich war am Ende.«
Er brauche ein paar Sekunden, um zum Bett zu humpeln, dann bückte er sich und küsste sie rasch auf den Schmollmund.
»Also gut. Verziehen«, meinte sie gönnerhaft. »Aber eines sage ich dir, Zac Parker. Du kannst von Glück reden, dass du mit diesem Hochzeitsplanermädchen unterwegs warst, sonst hättest du jetzt echt schlechte Karten. Sie macht wirklich gar nichts aus sich, oder? Nicht mal Lipgloss trägt sie. Und dieser Akzent ist einfach grässlich. Sie macht immer so einen schlecht gelaunten Eindruck. Worüber hast du bloß mit ihr geredet?«
»Äh … über nichts. Nichts Besonderes jedenfalls.«
»Verstehst du, was ich meine? Die ist echt verklemmt. Solche Frauen kann ich nicht ausstehen. Sie bilden sich ein, sie könnten sich alles erlauben. Wahrscheinlich hat sie noch nie in ihrem Leben einen Finger gekrümmt. Rennt nur durch die Gegend und gibt Daddys Schotter aus. Die sind alle stinkreich. Diese Edwina hat Millionen, und die hängen doch alle zusammen, oder?«
Er widerstand dem Drang, Talli zu verteidigen, nur, indem er die Lippen ganz fest zusammenpresste. Ablenkung war die einzige Lösung. Während Kiki sich weiter ereiferte, entkleidete er sich bis auf seine Boxershorts und blendete ihre Stimme einfach aus. Stattdessen gab er sich den Erinnerungsfetzen hin, die wieder durch seinen Kopf waberten.
Er hatte Talli endlos lange angeschaut, nachdem sie eingeschlafen war. Das Merkwürdige war, dass sie im Schlaf genauso aussah wie im Wachzustand. Für einen Mann, der seit Jahren mit einem Mädchen zusammenlebte, das tagsüber immer stark geschminkt war und abends als völlig anderer Mensch ins Bett ging, war das eine ganze neue Erfahrung. Genau wie die Tatsache, dass er nachts aufgewacht war und festgestellt hatte, dass sie dicht an ihn gekuschelt lag, den Kopf in seine Armbeuge geschmiegt. Kiki schlief nie so eng bei ihm, aus Angst, sie könnte ihre Extensions ruinieren. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Vergleiche. Es ging um eine einzige Nacht, die sich nicht wiederholen würde, und je eher er sie aus dem Kopf bekam, desto besser. Wie hatte Talli es genannt? Bereit, ins echte Leben zurückzukehren. Tja, das hier war sein wahres Leben, und zu ihrem gehörten ein dürrer Typ namens Domenic, langweilige Freunde und eine nymphomanische Schwester. Es würde schwer sein, ihr in den nächsten Wochen zu begegnen, aber nach Weihnachten würde sie weg sein, und ihre Wege würden sich bestimmt nie wieder kreuzen.
Gut.
Damit kam er klar.
Kiki war aus dem Bett gestiegen, hatte sich den Einteiler abgestreift und stand nun, bis auf pinkfarbene Ballerinas, die sie als Hausschuhe trug, nackt vor dem offenen Kleiderschrank. Sein Anblick machte ihn nervös. Seine Kleiderschrankseite war total aufgeräumt,
Weitere Kostenlose Bücher