Ring frei fuer die Liebe
daher nun bereit war, Jahre der Versprechungen und der Pläne einfach aufzugeben.
»Das Wichtige ist doch nur eins«, schniefte sie. »Wer kümmert sich jetzt um mich?«
29. Kapitel
»Pusch dich! Komm schon, gib alles! Pusch dich!«
Talli lag rücklings auf der Bank und versuchte mit aller Kraft, ein Gewicht von der gefühlten Schwere eines Kleinwagens über ihrer Brust senkrecht nach oben zu drücken. Erst als ihr das gelang, nahm Dave ihr die Hantel ab und hängte sie wieder an einen Metallhaken über ihr.
Talli schaute in das lächelnde Gesicht ihres Lieblingsfreunds in Essex. Der andere zählte nicht, weil er sie nackt gesehen hatte und sie alles tat, um nicht an ihn zu denken. Dave stand rechts hinter ihr, seine Oberschenkel befanden sich ungefähr auf der Höhe ihres Kopfes.
»Dave, ist dir eigentlich klar, dass ich dich aus dieser Position leicht für immer unfruchtbar machen kann, wenn du mich weiter so quälst?«
Sein schallendes Lachen erregte die Aufmerksamkeit aller Studiobesucher.
»Das passt gut, Süße. Würde mir ’ne Menge Kohle für Kondome sparen.«
Grinsend erhob sie sich von der Bank. Er warf ihr ein Handtuch zu, damit sie die Schweißbäche trocknen konnte, die ihr übers Gesicht liefen. Nach einer Oberkörpersession, bei der sie jeden einzelnen Muskel bis zum Anschlag trainiert hatte, schmerzten Bizeps, Delta- und Brustmuskeln höllisch. Sie war froh, dass sie sich für ein schwarzes Shirt und Shorts entschieden hatte. Das ersparte ihr vermutlich eine Bemerkung von Dessi, Schweißspuren seien von vorgestern.
Um sieben, als sie gekommen war, war das Studio ziemlich voll gewesen, inzwischen war es etwas ruhiger geworden. Nur ein paar Bodybuilder, die sie vom Sehen kannte, waren da, und einige Frauen, die noch schnell ein Workout machen wollten, jetzt, da die Kids im Bett waren. Sie hatte lange hin und her überlegt, ob sie herkommen sollte oder nicht. Auf gar keinen Fall wollte sie Zac begegnen, daher hatte sie sich dafür entschieden, im Hotel zu bleiben. Aber nachdem sie eine Stunde lang versucht hatte, sich auf ein Buch zu konzentrieren, und sich anschließend vergeblich durch Dutzende Fernsehkanäle gezappt hatte, gewann die Unruhe. Entweder sie joggte durch kalte dunkle Straßen oder sie ging ins Studio. Vielleicht war Zac ja irgendwo anders – zum Beispiel bei Kiki.
Der Gedanke schmerzte heftig.
Am Ende war ihr Optimismus belohnt worden. Offenbar hatte Zac Besseres zu tun, als im Studio herumzuhängen.
»Was beschäftigt dich eigentlich heute so, Gräfin? Du bist mit den Gedanken überall, nur nicht hier.«
Daves Stimme drang wie durch einen Nebel zu ihr durch. Erst nach einiger Zeit bemerkte sie, dass er ihr ihre Wasserflasche hinhielt.
»Entschuldige, Dave, mit geht gerade viel durch den Kopf. Lauter unwichtiges Zeugs.«
Und der Oscar für das beste Understatement geht an … Talli Caston-Jones.
Den ganzen Tag hatte sie über die Facebook-Seite gegrübelt, die die Mädels ihr beim Mittagessen gezeigt hatten. Am Ende war sie zu dem Schluss gekommen, dass damit nichts bewiesen war. Es handelte sich lediglich um das Geschwätz einer aufstrebenden Sängerin, die es kaum erwarten konnte, endlich den Karrieredurchbruch zu schaffen. Es gab absolut keinen Beweis dafür, dass Domenic sich etwas zuschulden hatte kommen lassen. Und selbst wenn. Was hätte sie sagen sollen? Sie war die Letzte, die sich moralisch über ihn erheben konnte.
Ihre Anrufe waren bisher nur auf Domenics Mailbox gelandet, sie hatte ihm eine Nachricht hinterlassen und ihn gebeten, sie zurückzurufen. Seine Stimme zu hören würde ihr sicher guttun, andererseits würde es ihr Schuldbewusstsein wieder deutlich erhöhen. Seit der Nacht in Beeches ließ sie nämlich eine Frage nicht mehr los: Konnte sie die Beziehung mit ihm fortsetzen, ohne ihm ihren Ausrutscher zu gestehen? War es besser, ihn im Dunkeln zu lassen und einfach weiterzumachen, den Rest ihres Lebens dafür zu sorgen, dass sie ihn glücklich machte, ohne ihm jemals von diesem Seitensprung zu erzählen? Oder sollte sie zugeben, was geschehen war, ihm wehtun und hoffen, dass er ihr irgendwie verzeihen konnte? Eine einzige blöde Nacht konnte das ganze Leben zerstören, das sie erhofft hatte.
Wenn sie das zuließ.
»Gräfin! Wenn das auf mich runterkracht, nur weil du träumst, wirst du deines Lebens nicht mehr froh, das schwöre ich dir.«
Dave war nun an der Reihe, sie musste ihm Hilfestellung geben, ihm die Langhantel anreichen, ihn stützen,
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