Ring frei fuer die Liebe
Tallis Laune bessern.
»Eine der Zusagen kommt von den Stritch-Leesons.«
Tallis Laune besserte sich kein bisschen.
Domenics Eltern. Sie verkehrten in denselben gesellschaftlichen Kreisen wie ihre Eltern und Edwinas Vater, daher war damit zu rechnen gewesen, dass sie kommen würden. Bei dem Gedanken drehte sich ihr Magen schon wiederum. Wenn sie sich dazu entschloss, Domenic die Wahrheit zu sagen, was eigentlich gar nicht zu vermeiden war, würden es alle erfahren. Das einzig Gute daran war, dass es ein bisschen von der drohenden Pleite ihres Vaters ablenkte. Aber am Ende würde es die ganze Sache noch verschlimmern: Die Familie Caston entehrt und vereinsamt und die Tochter ein Flittchen.
»Ich werde morgen früh mit Trevor reden, ich treffe ihn um zehn. Aber ich garantiere nicht dafür, dass er nicht völlig ausflippt.«
Edwina lächelte. »Er wird schon damit klarkommen. Ich werde ihm was Schönes schenken, wenn alles vorbei ist. Und wir werden jedes unserer Kinder in Highdrow taufen lassen – dann wird er richtig reich.«
»Die Taufen organisiere ich aber nicht«, meinte Talli, und Edwina lachte wieder.
Zumindest sollte es ein Lachen sein. Wie hatte Dave es noch beschrieben? Scheppernd wie ein Blecheimer.
Edwina blickte kurz auf die riesige schwarzweiße Uhr über der Tür. »Okay, Dave, sieh zu, dass du genügend Zeit hast, um dich schön zu machen. Du bist heute Abend bei den Beach-Box-Szenen dabei. Bleibt es bei Bonnys Gastauftritt?«
Dave nickte. »Ja, sie steht bereit.«
»Und das Kostüm ist auch kein Problem für sie?«
»Kostüm?«, fragte Dave zurück. »Meinst du damit die Nippelquasten und den String? Keine Sorge, Bonny findet das eher overdressed. Sie ist ja im Grunde eine heimliche Nudistin.«
Nach seinem Grinsen zu urteilen, gefiel ihm das.
Edwina lief in Richtung Duschraum, wie Zac ein paar Minuten zuvor. Im letzten Moment steuerte sie die Tür mit der Aufschrift DAMENUMKLEIDE an.
»Okay, Gräfin, Schluss für heute. Kompliment übrigens, du bist ziemlich gut in Schuss.«
Talli beugte sich vor und fuhr ihm durch die Haare. Er protestierte lautstark. Daves Frisur war so perfekt gestylt und so wichtig, dass sie eine eigene Twitter-Seite hatte.
Talli beschloss, nicht im Studio zu duschen. Sie lief raus zum Parkplatz und entriegelte im Gehen ihren Wagen, den Audi ihrer Mutter, den sie sich ausgeliehen hatte, weil sie einige Hochzeitsutensilien nach Highdrow Castle transportieren musste. Sie hatte das Auto fast erreicht, als ein Schatten sie zusammenzucken ließ. Zac? War das Zac? Es war niemand zu sehen, daher kam sie zu dem Schluss, dass das Rascheln, das sie im selben Moment hörte, von einer Katze oder einem Hund stammen musste. Oder war es vielleicht ein Fuchs? Was auch immer, es war definitiv nicht Zac Parker. Wütend, dass sie schon wieder an ihn gedacht hatte, riss sie die Fahrertür auf und hätte sie fast gegen den Saab geknallt, der daneben parkte.
In diesem Moment sah sie einen weiteren Schatten auf sich zukommen, dieses Mal aus Richtung Studio. Groß, breitschultrig, mit athletischem Gang. Diese Beschreibung traf auf fünfzig Prozent der Männer zu, die hier trainierten. Das war nicht Zac. Ganz sicher nicht.
»Hey. Noch einmal.«
Es war Zac.
Jetzt standen sie ungefähr einen Meter voneinander entfernt, die Tür eines Audi A3 zwischen sich, aber der Abstand erschien ihr viel größer.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, offenbar ernsthaft besorgt.
»Na klar!«
Talli bemühte sich, locker zu wirken, dabei stand sie in Wahrheit kurz vor der Hysterie. Was sollte sie darauf antworten? Sie hatte erfahren, dass ihre Familie kurz vor dem Ruin stand und sie bald kein Zuhause mehr haben würde, ihr Freund galt als vermisst – zusammen mit einem zwanzigjährigen Möchtegernsternchen –, und sie organisierte eine Hochzeit, die derart biblische Ausmaße annahm, dass sie womöglich auf den bewährten Notfallplan mit Broten und Fischen würde zurückgreifen müssen, um alle Gäste satt zu bekommen.
Ach ja, und dann quälte sie noch das schlechte Gewissen, weil sie ihren Freund betrogen hatte – mit dem aktuell vor ihr stehenden Paradebeispiel körperlicher Perfektion. Da machte es doch Sinn, dass sie mit einem spontanen »Absolut super. Und du?« antwortete.
»Ja, mir geht’s auch gut.«
Eine unangenehme Pause folgte, weil keiner von ihnen Worte fand, um das Unbehagen zwischen ihnen zu beschreiben.
Schließlich räusperte sich Talli. »Okay, ich muss jetzt los. Hab morgen
Weitere Kostenlose Bücher