Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
eine Kamera dorthin. Vielleicht können wir etwas Interessantes sehen. Komm sofort wieder zurück und erstatte Bericht. Warte nicht ab, ob du eine Gefahr siehst. Wir wissen bereits, daß dort draußen Gefahr lauert.«
Es geht zu schnell. Louis hatte eben erst angefangen, seinen Druckanzug überzustreifen. Akolyth würde verschwunden sein, bevor er soweit war. »Warte«, sagte er. »Bram, du mußt ihm eine Waffe mitgeben!«
»Gegen Protektoren, die bereits auf ihn warten? Ich halte es für klüger, wenn er offensichtlich unbewaffnet erscheint. Akolyth, geh jetzt.«
Der Kzin entmaterialisierte.
Louis schloß die letzten Verschlüsse seines Druckanzugs. Sie hatten elf Minuten, bis sie mehr erfuhren.
Glaubte Chmeee allen Ernstes, ein alter Mann wie Louis Wu könnte einen elf Jahre alten Rowdy von Kzin im Zaum halten und beschützen?
Vier Minuten seit Akolyths Verschwinden, und das Bild änderte sich.
Sie sahen einen undeutlichen dunkelblauen Schatten, der sich entlang der verschwommenen Ränder des Fensters bewegte und die Sonde in aller Gemütsruhe inspizierte. Dann war er mit einem Mal klar und deutlich und ganz nah: Ein eleganter Alien in einem Druckanzug, und unter einem transparenten Helm ein fast dreieckiges Gesicht mit einem Mund, der nur aus Knochen zu bestehen schien. Eine einzelne Fingerspitze näherte sich dem Objektiv und fuhr über Konturen, die Louis nicht sehen konnte. Das Alien hatte das Web-Auge entdeckt.
Es fuhr schnell wie der Blitz herum, und doch reichte es nicht. Etwas noch Schnelleres, Schwarzes griff an und war wieder weg, bevor das elegante Alien reagieren konnte.
Sein Druckanzug war an der Seite aufgerissen. Es riß eine Waffe hoch, die wie ein altmodischer chemischer Raketenmotor aussah. Violettweißes Feuer schoß auf den Angreifer zu. Der Schuß schien daneben gegangen zu sein. Das elegante Alien verfolgte den Angreifer, während es mit einer Hand versuchte, den Riß in seinem Anzug zu dichten, und mit der anderen erneut die Waffe abfeuerte. Eine geisterhafte Spur von Kristallen entwich dem Leck.
»Das war Anne«, sagte Bram.
»Wer war Anne?«
»Der Angreifer, Louis. Beide waren Vampir-Protektoren, aber ich weiß, wie Anne sich bewegt.«
»Wie können wir Akolyth warnen?«
»Überhaupt nicht.«
Louis bemerkte, daß er mit den Zähnen knirschte. Akolyth war nirgendwo: Ein Signal, ein Energiequant, ein Partikel, der sich mit Lichtgeschwindigkeit zu einem Ort bewegte, an dem ein Protektor einen anderen getötet hatte und auf weitere Opfer wartete.
»Deine Teela war zu vertrauensselig«, sagte Bram. »Sie machte einen Vampir zum Protektor, und dieser eine muß andere seiner Spezies verwandelt haben, bevor Teela ihn töten konnte. Anne und ich gehören zu einer anderen Vampirspezies als jener dort.«
»Signal«, meldete der Hinterste und bewegte seine Mundwerkzeuge. Jetzt hatten sie zwei Fenster auf dem Maglev-Transportsystem.
Akolyth war eingetroffen. Er hatte ein Web-Auge auf … Louis wußte nicht, was es darstellen sollte. Der Kzin hatte ein Web-Auge auf irgendetwas über seinem Kopf gesprüht. Nirgendwo ein Zeichen von einem zweiten Eindringling. Die Sonde war direkt hinter dem Kzin. Sie sah halb geschmolzen und übel zugerichtet aus und blockierte die Maglev-Schiene.
Irgendein Protektor würde kommen und die Blockade beheben müssen.
Akolyth, verschwinde endlich wieder!
Die Maglev-Schiene zog sich bis in die Unendlichkeit. Sie war vielleicht zweihundert Fuß breit und schien geometrisch vollkommen gerade zu sein.
Akolyth drehte sich langsam um seine eigene Achse, während er die Umgebung in sich aufnahm. Er sprayte ein weiteres Web-Auge, dann schwebte er zur Stepperscheibe zurück und war verschwunden.
Der Hinterste meldete: »Er ist entmaterialisiert.«
»Schön. Und wo kommt er heraus?«
»Meinst du vielleicht, ich würde riskieren, daß Fusionsplasma in meiner Kabine materialisiert?«
»Wo kommt er heraus? Wohin hast du ihn geschickt?« Der Hinterste antwortete nicht, und Louis wußte Bescheid. »Doch nicht zum Mons Olympus, du Vaterlandsverräter?«
Er stürzte auf die Stepperscheibe zu, hielt inne und drehte sich statt dessen zu seinem Stapel Frachtpaletten um. Er fädelte eine Leine durch die Handgriffe und von dort aus durch die Schlaufen seines Werkzeuggürtels: Der Sicherheitsgurt des armen Mannes. »Chmeee wird mir die Ohren abbeißen und die Eingeweide herausreißen!« Er ließ die Paletten hochschweben und schob sie auf die Stepperscheibe zu.
Einen
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