Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
rollen.
Louis kletterte hinterher. Band den Kzin fest. Ließ die Frachtpaletten aufsteigen.
Er benutzte den kleinen Thruster, um sein Fluggerät unter die Stepperscheibe zu manövrieren und stieg weiter auf, bis er sie mit den Schultern berührte.
Dann hing er zusammen mit dem leblosen Kzin kopfüber in der Hot Needle of Inquiry. Die Stepperscheibe war über ihnen.
Bram erledigte den Rest: Er drehte die Frachtpalette um, öffnete die Dichtungen, die den Anzug des Kzin verschlossen, und pellte ihn aus der Montur. Der Kzin schlug blinzelnd die Augen auf und blickte Louis an. Ansonsten schien er vollkommen bewegungsunfähig.
Bram half Louis aus dem Anzug, ließ ihn sich neben den jungen Kzin legen und untersuchte ihn ebenfalls. Es tat weh. »Du hast dir ein paar Muskeln gezerrt und ein paar Sehnen überanstrengt«, stellte der Vampir-Protektor fest. »Du mußt in den Autodoc, aber der Kzin benötigt ihn dringender.«
»Er zuerst«, entschied Louis. Was sollte er Chmeee sagen, wenn Akolyth starb?
Bram hob den Kzin ohne sichtbare Anstrengung hoch, rollte ihn in die Maschine und schloß den Deckel. Seltsam, dachte Louis. Hatte Bram vielleicht auf seine Erlaubnis gewartet?
Nein, gar nicht seltsam. Allmählich holten die Schmerzen Louis ein. Es war beinahe unerträglich. Louis durfte sich nichts anmerken lassen. Er war ein Hominide, im Gegensatz zu Akolyth. Vielleicht mußte sich ein Protektor tatsächlich die Erlaubnis eines Brüters einholen, um einen Alien als ersten zu heilen.
Bram hob ihn auf und legte ihn in einer gleitenden, sanften Bewegung auf die Frachtpalette. Schmerz durchzuckte Louis, raubte ihm den Atem, verwandelte seinen Schrei in ein Stöhnen. Bram zerrte Leitungen und Schläuche aus Teela Browns Medikit. »Viele der Reservoirs hier müssen nachgefüllt werden, Hinterster«, sagte er. »Kann deine größere Maschine Medizin herstellen?«
»Die Küchenautomatik besitzt ein pharmazeutisches Menü«, lautete die Antwort.
Die Wände an Steuerbord und Backbord schimmerten in orangefarbener Glut.
In einem anderen Holofenster sah Louis einen schwarzen, unförmigen Umriß, der über den Rand der Maglev-Schiene rollte. Dann nichts mehr, bis auf einen silbernen Strang, der schnurgerade in die Unendlichkeit führte.
Der Schmerz ließ nach. Louis wußte, daß er bald das Bewußtsein verlieren würde.
Er spürte schlanke, knubbelige Arme, die ihn packten. Harte Fingerspitzen drückten hier und dort, testeten, diagnostizierten: Eine Rippe sandte neue Schmerzwellen durch seinen Körper, dann wurde es erträglicher. Seine Wirbelsäule knackte, dann ein weiteres Mal tiefer unten im Lendenbereich, ein Hüftgelenk, das rechte Knie.
Nahe an seinem Ohr hörte er Bram. Der Protektor sprach, allerdings nicht an Louis gewandt. »Das Nachtvolk hat einiges an Mühen auf sich genommen, um uns ein Schüttberglerdorf zu zeigen. Eines von Zehntausenden. Warum?«
Der Hinterste erwiderte: »Hast du nicht gesehen, wie …« Dann war Louis eingeschlafen.
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
DIE PASSAGE
»Spürst du das?«
»Ja«, sagte Warvia.
Der Raum erzitterte. Eine kaum spürbare Vibration in den umgebenden Wänden und dem Felsboden darunter.
Die Fahrt auf den merkwürdigen Vehikeln hatte sie schwindlig und orientierungslos zurückgelassen, doch sie hatten Stunden des Schlafs gehabt, um sich davon zu erholen. Das hier war etwas anderes. Tegger hatte es zuerst gar nicht bemerkt. Und jetzt waren Warvias Atem und die schwachen Vibrationen die einzigen Sinneswahrnehmungen in einem dunklen, lautlosen Raum.
»Hast du irgendeine Idee …?«
»Schlick vom Meeresboden. Er donnert auf den Berggipfel, und wir spüren es sogar hier unten noch.«
Tegger starrte sie in der Dunkelheit an.
»Rohre pumpen ihn auf der Rückseite des Randwalls nach oben. Er fällt fünfzig Tagesmärsche tief von der Spitze des Randwalls herab«, fuhr sie fort. »Er fällt auf alle Schüttberge herunter. Die Schüttberge bestehen daraus. Ohne die Pumpen würde der gesamte Boden unter dem Bogen irgendwann in die Ozeane abrutschen. Wisper hat mir das alles erzählt.«
»Du hast mehr von Wisper erfahren, als er mir jemals verraten hat.«
»Ich frage mich, wo sie jetzt steckt.«
»Sie?«
Finger streichelten seine Wangen. »Ich rate nur. Ich habe sie gefragt, doch sie wollte es nicht sagen. Weißt du eigentlich, wie man den Schlick vom Meeresboden nennt?«
»Wie?«
»Flup.«
Tegger lachte lauthals auf. »Was? Du meinst, die ganze Zeit über – Flup,
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