Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
ihr Land.«
Warvia seufzte. »Das Nachtvolk wird sehr froh sein über eure Antworten. Wir sind weit gereist, um sie zu finden. Ohne Zweifel werden sie bessere Fragen haben als wir.«
»Und Louis Wu«, sagte Deb. »Oder ist er nur eine Legende?«
»Wie habt ihr von ihm gehört?«
»Die Nachrichtenspiegel haben von ihm erzählt. Und Teela auch.«
»Louis Wu brachte einen Ozean zum Kochen«, sagte Tegger. »Die Städtebauerin Halrloprillalar machte mit ihm Geschäfte und beging Rishathra mit ihm. Es gibt Louis Wu wirklich, aber ist er wirklich auf der anderen Seite dieses Spinnennetzes? Deb, ich brauche Schlaf.«
»Ja!« stimmte Warvia ihm zu.
Jennawil verlieh der allgemeinen Überraschung Ausdruck. »Es ist hellichter Tag!«
»Wir haben die ganze Nacht durch gearbeitet. Atmen bedeutet Arbeit für uns«, sagte Warvia.
»Lassen wir sie jetzt schlafen«, entschied Saron. »Wir gehen. Tegga, Waawiaah, werdet ihr aufstehen, wenn das Nachtvolk erwacht?«
Tegger konnte kaum noch klar denken, geschweige denn die Augen offen halten. »Ich hoffe doch«, sagte er.
»Hinter dieser Tür findet ihr zu essen. Flup, wir haben ganz vergessen – was eßt ihr eigentlich?«
»Frisch getötetes Fleisch«, antwortete Warvia.
»Hinter diesen kleinen Türen … nein, vergeßt es. Skreepu wird euch etwas jagen. Schlaft gut.« Die Schüttbergler verließen den Raum.
Sie mußten natürlich nachsehen, was sich hinter den kleinen Türen verbarg, und das ließ die gesamte Wärme aus dem Raum. Hinter den kleinen Türen lagerte Nahrung für Gäste: Pflanzen und abgelagertes Fleisch; nichts, das Rote Herder hätten verdauen können.
Durch breite Lücken in der Holzwand, die Räuber von der Nahrung abhalten sollte, sah die verschneite Landschaft zu ihnen herein – und die eisige Kälte, die das Essen frisch hielt.
Warvia und Tegger kuschelten sich zwischen den Fellen aneinander. Sie hatten ihre Kleidung zum Auslüften abgelegt. Es war warm genug, doch Tegger spürte die Kälte an der Nase. Er hörte die Geräusche hinter der Wand zum Flur, wo die Schüttbergler sich in ihre Pelze hüllten.
Er war schon fast eingeschlafen, als Warvia sagte: »Wisper würde bessere Fragen stellen.«
»Wisper war nur meine Einbildung«, erwiderte Tegger.
»Meine auch. Wisper hat mich Dinge gelehrt …«
»Was?«
Warvia flüsterte Tegger ins Ohr. »Sie war bei uns, als wir mit dem Luftschlitten flogen. Sie hielt sich unter dem Prärieschoner versteckt. Sie erzählte mir von Geschwindigkeit, damit ich die Angst vor unserer Geschwindigkeit verlor. Sie hält sich verborgen, Tegger. Ich will nicht, daß uns das Netz hört.«
Sie hatten das bronzefarbene Netz gegen eine Wand gelehnt. Von dort aus konnte es den gesamten Raum überblicken. Tegger mußte lachen.
»Wenn das Netz nichts weiter als ein Stück Mauer ist …«
»Dann werden wir alle wie große Dummköpfe dastehen.«
»Wie sieht Wisper denn aus?«
»Ich habe sie nie gesehen. Vielleicht hat sie als Wegegeist überhaupt keinen Körper.«
»Und was hat sie dich gelehrt? Nein, laß uns später darüber reden. Wir schlafen jetzt besser.«
»Warum hast du gesagt, wir würden kein Rishathra ausüben? Liegt es an ihrem Aussehen?«
»Nein. Sie sind nicht fremdartiger als das Sandvolk auch. Ich habe mich in Jennawils Armen gesehen und dabei gehechelt wie ein Fisch auf dem Trocknen …«
Warvia lachte amüsiert in sein Ohr.
»Dann fiel mir ein, daß sie mit, nein, für das Imperium der Ghoule sprechen. Wir würden berühmt werden. Willst du dich nicht eines Tages irgendwo niederlassen, wo kein Roter Herder von zwei Roten gehört hat, die mit jeder Spezies unter dem Bogen Rishathra ausgeübt haben?«
»Das haben wir doch gar nicht.«
»Geschichten wachsen beim Erzählen. Und die Ghoule sind begabte Erzähler. Die Schüttbergler sind ihr Sprachrohr. Und du und ich, wir haben das größte Vampirnest unter dem gesamten Bogen zerstört.«
»Ja.«
»Du hast gedacht …?«
»Sie sind unerfahren in dieser Hinsicht. Sie haben bisher nur mit Leuten Rishathra gehabt, die aussehen wie sie selbst. Liebster, würdest du sie nicht gerne Rishathra lehren? Und wenn es nur ein einziges Mal wäre?«
Sie schliefen ein.
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
LOVECRAFT
Die Sonde kippte über, stieg mit zehnfacher Erdbeschleunigung steil in den Himmel und näherte sich dem oberen Rand des Randwalls. Die blaue Helligkeit verschwamm, dann war sie verschwunden. Die Sonde schwebte über dem Randwall.
Er wirkte
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